Grosshansdorf. Viele nutzen eisige Temperaturen für Wintersport. Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln ist für die Kommunen schwer zu überwachen.

Die anhaltenden Minustemperaturen lockten bei gutem Wetter in den vergangenen Tagen viele Stormarner auf zugefrorene Teiche und Rodelhänge im Kreisgebiet. Ob im Reinbeker Cronsberg-Park an der Schönningstedter Straße, auf Löschteichen oder im Großhansdorfer Park Manhagen – etliche Familien und Jugendliche nutzten die Gelegenheit, um auf Eisflächen Schlittschuh zu laufen oder Eishockey zu spielen. Auch die Rodelhänge in Stormarns Wäldern waren ein beliebter Treffpunkt, an dem viele Menschen zusammenkamen.

Dabei gilt neben dem Einhalten von Mindestabständen nach wie vor: „Die Kontakte zu anderen Personen als den Angehörigen des eigenen Haushalts sind nach Möglichkeit auf ein absolut nötiges Minimum zu beschränken.“

So sieht es die aktuelle Landesverordnung zur Bekämpfung des Coronavirus vor. Ansammlungen im öffentlichen Raum sind nur in der Größenordnung eines Haushalts mit einer weiteren Person zulässig.

Sicherheitsdienst seit Freitag in Großhansdorf im Einsatz

Doch allein auf dem Manhagener Teich in Großhansdorf kamen am Sonnabend mehrere Hundert Leute zusammen. Auch vor dem Ahrensburger Schloss herrschte an den Hängen der Grünanlage ein Gedränge rodelnder Familien. Für die Kommunen, die mit ihren Ordnungsämtern den Kreis bei der Durchsetzung des Infektionsschutzgesetzes unterstützen, sind solche Situationen eine personelle Herausforderung.

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß.
Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß. © HA | Marc R. Hofmann

Als die Polizei am vergangenen Donnerstag die Eisfläche im Park Manhagen wegen zu vieler Menschen auf dem Eis aus Sicherheits- und Infektionsschutzgründen räumte, war für Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß klar, dass ein Sicherheitsdienst vor Ort unterstützen muss. „Seit Freitag kontrollieren zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma täglich von 12 bis 18 Uhr den Park Manhagen, stehen am Teichrand und erinnern die Leute an die AHA-Regeln“, so Voß.

„Es geht nicht darum, zu ahnden und zu bestrafen, sondern aufzuklären.“ Er selbst war am Sonnabend vor- und nachmittags auf dem Eis, um sich ein Bild der Situation zu machen. Rund 300 Leute seien zum Zeitpunkt seines Besuchs dort gewesen, nach seiner Einschätzung überwiegend Familien. „Es war voll, aber nicht gefährlich. Eine Räumung oder Zugangsbeschränkung der Fläche wäre nicht angemessen gewesen.“

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Gleichwohl stellt Voß klar, dass die Eisfläche zu keinem Zeitpunkt offiziell freigegeben war. „Das tue ich generell nicht, weil ich das zu gefährlich finde.“ Jeder betrete das zugefrorene, 40 Zentimeter tiefe Gewässer auf eigene Gefahr. Und weil die Fläche nicht offiziell begehbar ist, bleiben auch die Sicherheitskräfte am Ufer, um für das Einhalten der Corona-Regeln zu sorgen. Voß: „Wenn ich die Kräfte auf dem Eis einsetze, gebe ich das Eis indirekt frei. Das will ich nicht.“

Ordnungsämtern fehlt Personal zur Corona-Kontrolle

Die Mehrheit der Menschen sei sehr verständnisvoll gewesen, wenn sie auf die Corona-Regeln hingewiesen wurden“, sagt Heiko Krenz vom Ahrensburger Sicherheitsdienst Chrome Secure Service, der neben Großhansdorf weitere Kommunen im Kreis mit 15 Sicherheitskräften unterstützt, darunter auch die hiesigen Impfzentren. Oft reicht das vorhandene Personal in den Ordnungsämtern nämlich zur Kontrolle nicht aus.

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So wie in Ahrensburg, wo seit Pandemiebeginn externe Dienstleister die städtischen „Überwachungsteams“, zu denen neben Mitarbeitern des Ordnungsamts auch Außendienstmitarbeiter der Stadtverwaltung aus anderen Aufgabenbereichen gehören, unterstützen. „Es muss ein belastbares System geben, um Regelverstöße zu kontrollieren“, so Fabian Dorow, Sprecher der Stadt Ahrensburg, die für den Stellenplan 2022 zwei weitere Ordnungsamtsmitarbeiter vorsieht.

Kreisweit unterstützt die Polizei die Kommunen bei der Regelüberwachung mit Streifendienst. Am vergangenen Wochenende habe es wegen des Wintervergnügens der Stormarner jedoch keine Extra-Einsätze gegeben, sagt Jaqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg, auf Anfrage.

Landrat und Bürgermeister betrachten Wintervergnügen mit Sorge

Stormarns Landrat Henning Görtz.
Stormarns Landrat Henning Görtz. © Kreis Stormarn | Jürgen Müller

Jenseits von Polizei und zusätzlichen Kontrollkräften, die vom Kreis bezahlt werden, ist für Landrat Henning Görtz klar: „Die Kontrolle steht an zweiter Stelle. In erster Linie geht es darum, dass sich die Menschen an die Regeln halten und Ansammlungen vermeiden.“ Der Lockdown dauere so lange, wie sich nicht alle an die Regeln hielten und die Infektionszahlen nicht ausreichend sänken, so Görtz, der das geballte Wintervergnügen des vergangenen Wochenendes mit Sorge registriert hat. Denn: „Wir stellen fest, dass Neuinfektionen oft in Bereichen stattfinden, wo man sich nicht an Regeln gehalten und in größerem Kreis getroffen hat.“

Auch wenn Rodeln und Schlittschuhlaufen in Corona-Zeiten nicht verboten seien, gibt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach zu bedenken: „Das Wintervergnügen am vergangenen Wochenende hat bei dem Einen oder Anderen wohl eine Unbeschwertheit hervorgerufen, die trügerisch ist.“ Er warnt: „Die Pandemie ist durch ihre Mutationen präsenter denn je.“

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