Wedel. Nach Pleite und Betriebsaufgabe bedrohten Brandschutzbedenken den Weiterbetrieb. Mütter und Väter hoffen nun auf einen neuen Träger.
- Betreiber der Kita beseitigt die gröbsten Sicherheitsmängel
- Sofortige Schließung aus Brandschutzgründen vom Tisch
- Stadtverwaltung verweist Eltern auf offene Plätze in neuer Kita
Die Situation für Eltern ist schwierig - und könnte nun punktuell in Wedel noch etwas komplizierter werden: Im Kreis Pinneberg fehlen knapp 1000 Betreuungsplätze in Kindertagesstätten. Die Stadt Wedel liegt mit einer Betreuungsquote von 80 Prozent kreisweit zwar hinter Schenefeld und Barmstedt auf dem dritten Rang. Doch jeder Platz, der wegfällt, schwächt das System. Immer noch droht nach der Schließung der ehemaligen Betriebs-Kita des Krankenhauses ein weiteres Aus für eine Einrichtung mit zwei Gruppen. Warum es dort trotzdem erstmal weitergeht.
Betroffen sind die Familien der Kinder, die in der von einem Verein betriebenen Kita „Lütt Hütt“ am Fährenkamp ein und aus gehen. Seit Mitte Oktober machen die Eltern samt Kindern ein Wechselbad der Gefühle durch. Erst hatte der Träger überraschend angekündigt, die Einrichtung zum 31. März 2025 zu schließen. Dann gab es rasche Krisengespräche mit der Stadt, sodass mit einem neuen Träger alles weiterlaufen könnte. Mitten in der Adventszeit erreichte die Eltern die Hiobsbotschaft, dass aufgrund von Brandschutz- und Sicherheitsmängeln schon früher geschlossen werden müsste. Jetzt, kurz vor Weihnachten, gibt die Stadt Entwarnung: Die Kita „Lütt Hütt“ könne bis 31. März offen bleiben. Der Träger der Einrichtung habe die geforderten Sofortmaßnahmen fristgerecht umgesetzt.
Elternsprecher Gabriel: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“
Die Eltern bleiben gewahrschaut. „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, sagt Christian Gabriel zur Hängepartie. Er lenkt gemeinsam mit Claudia Atteneder die Initiative der Väter und Mütter. Die Elternsprecher sind erbost, dass die Mängel möglicherweise bereits seit dem Jahr 2000 bekannt sind. Die engagierten Väter und Mütter nutzten die Bürgersprechstunde des Rates, um mehr Klarheit zu erlangen. Im Rathaus erfuhren sie, dass bis zum 31. März wohl alles weiterlaufen könne.
Noch offen ist, ob ein neuer Träger eine Chance bekomme, die „Lütt Hütt“ mit 40 Kindern weiterzuführen. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Ratsversammlung dafür ein Interessenbekundungsverfahren beschließen müsse. Darüber könne frühestens in der Sitzung am 27. Februar entschieden werden.
Eltern hoffen auf politische Entscheidung bereits Ende Januar
Die Eltern wollen früher Gewissheit. „Das kann aus unserer Sicht bereits Ende Januar in der Sitzung beschlossen werden“, sagt Initiativensprecherin Claudia Atteneder. Sie sieht ein weiteres Damoklesschwert über ihrer geliebten Kita schweben. Denn die Kita-Aufsicht des Kreises Pinneberg soll nun den Bedarf für „Lütt Hütt“ prüfen. Das könnte negativ ausgehen, denn die AWO habe in ihrer neuen Kita in der Stadt ausreichend Platz, um die Kinder von der Einrichtung im Fährenkamp aufzunehmen.
Die Geschichte bleibt für die Eltern schwierig. Dabei schien für die Familien der 40 Kita-Kinder bis Anfang Dezember trotz der angekündigten Schließung vieles positiv zu verlaufen. Der Elternsprecher berichtet: „Die Stadt Wedel beauftragte sehr schnell einen externen Begutachter, neue Träger wurden gefunden, und die Politik war voll des Lobes für die Arbeit der Eltern und den inmitten der Natur gelegenen Standort vor den Toren der Stadt.“ Noch am 5. Dezember ließen sich eine Mitarbeiterin der Stadt und die designierte Bürgermeisterin Julia Fisauli bei einem Pressetermin fotografieren, in dem Optimismus versprüht wurde, die „Lütt Hütt“ mit einem neuen Träger zu erhalten.
Bauaufsicht und Brandschutz endecken erhebliche Sicherheitsmängel
Doch wenige Tage später erlitt dieser gemeinsame Kampf einen weiteren Rückschlag. Die Bauaufsicht der Stadt und die Zuständigen für den Brandschutz aus der Kreisverwaltung entdeckten nach Auskunft der Eltern „erhebliche Sicherheitsmängel“. Die Trägerin der Einrichtung sei aufgefordert worden, die Mängel zu beseitigen. Eine Frist wurde gesetzt. Bereits am 10. Dezember wurden brandgefährliche Stellen beseitigt und Feuermelder wieder ordnungsgemäß installiert. Seitdem sind die Brandschutztüren vorschriftsmäßig geschlossen.
Auch die Kita-Aufsicht ist mittlerweile vor Ort gewesen. Ein Gutachten über Mängel und Wege, um sie zu beseitigen, werde gerade erarbeitet, schreiben die Eltern. Doch ohne zu wissen, was genau wann investiert werden muss, um die Kita in dem umgebauten Wohnhaus zu erhalten, könne kein neuer Träger gefunden werden.
Nach Hiobsbotschaft in Wedel: Elf von 40 Eltern haben bereits eine andere Kita gefunden
Die Eltern sind verunsichert, ob ihre Kinder am Fährenkamp auch nach dem 31. März noch betreut werden. Vor zwei Monaten hatte die Stadtverwaltung angeboten, die Jungen und Mädchen vorrangig für die neue Kita der Arbeiterwohlfahrt zu berücksichtigen. Doch so einfach sei das nicht gewesen, berichtet Elternvertreter Christian Gabriel.
Viele Eltern hätten keine Betreuung in der von ihnen gewünschten Zeit erhalten, weder bei der AWO noch in anderen Einrichtungen der Stadt. Nun läuft allen die Zeit davon. Die Eltern von fünf Kindern, die im Sommer eingeschult werden sollen, haben bereits die Reißleine gezogen. Sie sind in die Schuli-Gruppe der AWO gewechselt. Sechs weitere hätten ebenfalls anderswo Plätze gebucht.
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Die verbleibenden 30 Eltern kämpfen weiter. Mindestens zwei mögliche neue Träger seien stark interessiert. „Alles steht und fällt mit der Pädagogik“, sagt der Elternvertreter. Nun schauen alle gebannt darauf, was die Gutachter ermitteln. Dann sollte mit „Vollgas an die Beseitigung der Mängel und ins Interessenbekundungsverfahren“ gegangen werden, schreiben die Elternsprecher in ihrer Mitteilung. Christian Gabriel sagt: „Auf die emotionale Belastung, die mit dieser Berg- und Talfahrt einhergeht, hätten die Familien gerade in der Vorweihnachtszeit lieber verzichtet.“ Und seine Mistreiterin Claudia Atteneder meint: „Das ist immer ein bisschen wie zurück auf Los bei Monopoly gerade.“