Kreis Pinneberg. Gefahr ist statistisch belegt. Erfahrener Kardiologe nennt Ursachen der Häufung – und hat Tipps, wie man die Festtage gesund übersteht.

Wenn die Fest- und Feiertage zu Weihnachten nahen, haben auch die Ärzte wieder allerhand zu tun. Und das ist auch wissenschaftlich bewiesen: Zum Jahresende steigt das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, enorm an. Eine Langzeitstudie aus Schweden hat dies jetzt belegt. Über 15 Jahre wurden 283.000 Herzinfarkt-Patienten untersucht, wobei herauskam, dass die Zahl der Infarkte an Weihnachten um 37 Prozent steige - verglichen mit dem Jahresdurchschnitt.

Dies habe mehrere Gründe, erklärte jetzt Dr. Ulf Radunski, Chefarzt für Kardiologie bei den Regio Kliniken im Kreis Pinneberg. Die wichtigsten Faktoren seien zu viel Alkohol, schlechte Ernährung und Stress sowie die kalte Winterzeit. Zum Vergleich könne man wieder die Studie heranziehen, wonach im Sommer, wenn es warm ist und auch die Seele Urlaub hat, statistisch ein leichter Abfall der Infarktzahlen zu beobachten sei.

Herzinfarkt: Gerade zu Weihnachten kommen mehrere Risiken zusammen

An Weihnachten allerdings ballten sich die Risikofaktoren. Die Familien feierten zusammen, äßen oft üppige und fette Mahlzeiten und tränken reichlich Bier, Wein und Schnaps dazu. Und für einige sei das Aufeinandertreffen mit ihren Angehörigen und Verwandten, die sie sonst im Jahr nicht so oft sähen, nicht immer stress- und streitfrei. Was zu diesem Konglomerat an Risikofaktoren führe.

„Das Gute aber ist, alle diese Faktoren können wir selbst beeinflussen“, sagt der erfahrene Herz-Experte, der seit fünf Jahren ein siebenköpfiges Fachärzteteam in den Krankenhäusern Pinneberg und Elmshorn leitet. Das gelte auch für Diabetes, die ebenfalls zu den großen Herzinfarkt-Risiken zähle, so Chefarzt Radunski.

Arzt rät: Möglichst wenig Stress und Essen und Trinken in Maßen

Darum rät er: „Essen und trinken Sie zu den Feiertagen in Maßen, vermeiden Sie möglichst Stresssituationen und machen sie zwischen den Mahlzeiten ausgiebige Spaziergänge.“ Denn Bewegung halte das Herz am Laufen und den Organismus gesund.

Dr. Ulf Radunski ist seit fünf Jahren Chefarzt für Kardiologie in den Regio Kliniken. Er warnt vor dem großen Herzinfarktrisiko, das zu Weihnachten drohe und wissenschaftlich belegt ist.
Dr. Ulf Radunski ist seit fünf Jahren Chefarzt für Kardiologie in den Regio Kliniken. Er warnt vor dem großen Herzinfarktrisiko, das zu Weihnachten drohe und wissenschaftlich belegt ist. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Natürlich sollte keiner zu Weihnachten auf eine lecker gebratene Weihnachtsgans verzichten, sagt Dr. Radunski. „Aber auch da gilt, die Gans sollte gestopft sein und nicht der Magen desjenigen, der sie genießen möchte.“ Zudem sei eine mediterrane Küche und Zubereitung der Speisen zu empfehlen mit viel Obst, Gemüse, Fisch, Hülsenfrüchten, Olivenöl und Getreide-Vollkornprodukten sowie geringen Mengen an Milch, Wein und Fleisch.

Unbedenklich sind fünf halbe Vier oder eine Flasche Wein je Woche

Beim Alkoholkonsum gelte die Faustregel, höchstens 100 Gramm Alkohol pro Woche zu sich zu nehmen, zitiert Dr. Radunski eine aktuelle wissenschaftliche Meta-Studie, für die 600.000 Patienten untersucht wurden. Das wären umgerechnet fünf halbe Liter Bier, elf Gläser Sekt oder knapp sechs Gläser Wein oder eine halbe Flasche Schnaps, die noch bekömmlich seien und kein großes Gesundheitsrisiko darstellten.

Zu viel Alkoholkonsum ist demnach tatsächlich lebensbedrohlich und raubt Lebenszeit, erläutert der Chefarzt. So gelte Alkohol laut der Weltgesundheitsbehörde (WHO) als eine „toxische, psychoaktive und süchtig machende Substanz“. Wie Tabak, Asbest und radioaktive Strahlung gehöre Alkohol laut dem Internationalen Krebsforschungszentrum zu den gefährlichsten Karzinogenen und sei „für mindestens sieben Krebsarten verantwortlich“, betont der Mediziner. Unter anderem kann er Brustkrebs bei Frauen und Darmkrebs auslösen.

Gute Eigenschaften des Alkohols heben die negativen nicht auf

Und Dr. Radunski sagt: „Es gibt keinen Beleg in den Studien, dass die potenziell positive Wirkung eines leichten bis mäßigen Alkoholkonsums auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes die mit demselben Niveau des Alkoholkonsums verbundenen Krebsrisiken für individuelle Konsumenten überwiegt.“

Es stehe aber fest, dass zu viel Alkohol die Lebenszeit von uns Menschen verkürzen kann, zitiert Radunski weitere Studien: Um etwa ein halbes Jahr weniger, wenn mehr als 100 Gramm Alkohol, um etwa zwei Jahren weniger, wenn mehr als 200 Gramm Alkohol und um bis zu fünf Jahre weniger, wenn mehr als 350 Gramm Alkohol pro Woche konsumiert würden. Und das seien Durchschnittswerte, die für jeden einzelnen weit darüber liegen könnten.

Herz-Kreislauf-Probleme sind die Todesursache Nummer eins

Jeder dritte natürliche Todesfall in Deutschland werde durch Herz-Kreislauferkrankungen verursacht, berichtet Dr. Radunski. „Es ist hierzulande weiterhin die Todesursache Nummer eins noch vor Krebserkrankungen.“ Beide zusammen machten mehr als jeden zweiten Sterbefall aus.

Auch hier ließen sich die Risikofaktoren gut beeinflussen, sagt der Mediziner. Zu hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und Blutzucker könnten durch eine gesunde Ernährung vermieden werden. Und wer raucht, dürfte wissen, dass dies extrem gesundheitsschädlich ist, warnt Dr. Radunski. Auch hier gelte: Viel Bewegung beuge Herz-Kreislauferkrankungen vor. Als Faustregel gelte da für ältere Menschen, 1,25 Stunden pro Woche Ausdauersport, also schnelles Spazierengehen, oder Krafttraining zu betreiben, halte die Pumpe gesund. Weniger Stress und ein gesunder Schlaf täten ein Übriges für das Wohlbefinden von Geist und Körper.

In den Regio Kliniken gibt es nun ein Top-Team an Herzspezialisten

In den beiden Regio Kliniken habe er in den vergangenen Jahren ein Top-Team an Herzspezialisten zusammengestellt, berichtet Dr. Radunski. Ihre profunden Kenntnisse könnte man mit der „Champions-League“ vergleichen, auch wenn er diesen Begriff nicht so gerne verwende, sagt Dr. Radunski. „Aber das ist unser Anspruch hier in den Regio Kliniken.“ Alle diese Ärzte, wie auch er selbst, hätten viele Jahre im Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg praktiziert, was nicht nur in dieser Medizinsparte einen herausragenden Ruf genießt.