Heist. Vor gut einem Jahr ist eine Maschine verschollen, die im Kreis Pinneberg gestartet war. Jetzt wurden Wrack und Leichnam gefunden.
Bis zuletzt war es ein mysteriöses Flugzeugunglück: Denn als der 62 Jahre alte Pilot am 30. September vorigen Jahres vom Flugplatz in Heist startet, sieht alles nach einem normalen Flug aus. Doch statt den Zielort Bayreuth anzufliegen, dreht die Maschine, eine Cessna 172, bereits über der Elbe in Richtung Westen und auf die Nordsee ab. Funkkontakt gibt es nicht mehr, nach sechs Stunden verschwindet die Maschine vom Radar. Die Suche nach dem Piloten bleibt erfolglos. Erst jetzt gibt es Gewissheit.
Die britische Rundfunkanstalt BBC meldete, dass nahe der Shetland-Inseln ein Flugzeugwrack entdeckt worden ist. Die Maschine hatte sich im Netz eines schottischen Fischtrawlers verfangen. In dem geborgenen Wrack wurde auch ein Leichnam entdeckt. Ob es sich um den vermissten Hamburger Kaufmann Jochen B. handelt, ist von der schottischen Polizei noch nicht bestätigt worden.
Britischer Sender meldet: „Es wurden menschliche Überreste gefunden“
Die Fundstelle nordöstlich von Lerwick stimmt nach offiziellen Angaben in etwa mit den letzten Daten der Aufzeichnung des Fluges überein. Im BBC-Bericht heißt es: „Das Flugzeug wurde am Sonntag, dem 8. Dezember, an Land gebracht und darin wurden menschliche Überreste gefunden.“
Um die Hintergründe und Umstände des Absturzes aufzuklären, arbeiten britische Flugunfallermittler und deutsche Behörden zusammen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung hatte im April dieses Jahres einen neunseitigen Bericht über das Unglück veröffentlicht.
Untersuchungsbericht: Pilot sandte keine Notsignale
In der Untersuchung heißt es, dass der erfahrene Pilot keinerlei Notsignale versendet habe. Aktiv sei sein vom angepeilten Ziel abgewichener Flug aber nicht verfolgt worden. Der Pilot war etwa sechs Stunden unterwegs, bis die Maschine nicht mehr geortet werden konnte.
Laut Bericht der Unfallermittler habe der Pilot ausdrücklich eine Maschine mit Autopilot angefordert. Seiner Frau, die ursprünglich mitfliegen sollte, hatte er am Morgen vor dem Flug abgesagt. Medizinisch habe es keine großen Einschränkungen der Gesundheit gegeben. Der Pilot sei mit 1200 Flugstunden und mehr als 2000 Landungen sehr erfahren gewesen.
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An der Suche, die erst nach der Vermisstenmeldung des Halters am Folgetag einsetzte, beteiligten sich deutsche, britische und norwegische Schiffe sowie Flugzeuge. Zu den Überlebenschancen heißt es im Untersuchungsbericht: „Die beim Kontakt mit der Wasseroberfläche aufgetretenen Kräfte, die geringe Wassertemperatur, der Mangel an Seenotausrüstung sowie die erst am Folgetag eingeleitete Suche, machten diesen Flugunfall auf der Nordsee schwer bis nicht überlebbar.“ Jetzt ist aus der Vermutung Gewissheit geworden.