Schenefeld. Besucher können kostenlos miterleben, wie der weltweit einzigartige Röntgenlaser funktioniert. Das bietet das neue Besucherzentrum.

In Schenefeld wird ab sofort hochkomplexe Wissenschaft einfach erklärt und somit für Jedermann erlebbar: Dafür steht das Lighthouse, das neue Besucherzentrum der Forschungseinrichtung European XFEL. Am Mittwoch wurde das Gebäude mit 2500 Quadratmeter Nutzfläche, das auch Schülerlabors und Konferenzräume enthält, feierlich eröffnet.

Lange bevor das Röntgenlaser-Forschungszentrum 2017 den Betrieb aufnahm, kamen die ersten Ideen auf, wie die in Schenefeld stattfindende Forschung erklär- und erlebbar gemacht werden könnte. „Wir haben vor neun Jahren erstmals zusammengesessen“, berichtete Jörg Schmiedtsiefen, der mit der Firma Archimedes Exhibitions maßgeblich an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war.

Spitzenforschung: Auch Schüler und Laien sollen verstehen, was bei XFEL passiert

Der Experte schaute vor Ort den Wissenschaftlern über die Schulter und sah sich in dem 3,4 Kilometer langen, unterirdischen Tunnel um, in dem sich der weltweit einzigartige Röntgenlaser befindet. „Das Ziel war es, dass auch Schüler und interessierte Laien verstehen, was hier passiert.“

Lighthouse
Im Januar 2023 begannen die Bauarbeiten für das jetzt eröffnete Besucherzentrum von European XFEL. Das Gebäude wirkt von außen wie ein Vorhang. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

In der 350 Quadratmeter großen Dauerausstellung haben die Experten quasi ans Tageslicht geholt, was unter der Erde passiert. Entstanden ist eine Miniaturausgabe des Lasers, der in Wirklichkeit bei DESY in Bahrenfeld beginnt und bei European XFEL in Schenefeld endet.

Die Besucher können hautnah erleben, wie der Röntgenlaser aufgebaut ist, wie er funktioniert und welche einzigartigen Ergebnisse er den Forschern liefert. Auch ist ersichtlich, wie die ober- und unterirdischen Kontrollzentren aufgebaut sind, mit deren Hilfe der Röntgenlaser gesteuert wird.

Lighthouse ist das englische Wort für Leuchtturm

Dabei wird beispielsweise anschaulich erklärt, was ein Undulator ist (ein Gerät, das den Elektronenstrahl ablenkt) und welche Rolle Magneten in diesem Prozess spielen. Hierzu kann auch vor Ort selbst experimentiert werden. Weitere kleine Experimente, zweisprachige, bebilderte Schautafeln in Deutsch und Englisch sowie ein Selfie-Shot runden die gelungene Ausstellung ab, in der auch Originalteile des Lasers zu sehen sind.

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Die prominenten Gäste zur Lighthouse-Eröffnung erhielten auch einen Einblick in eines der beiden Schülerlabore. © European XFEL / Axel Heimken | Axel Heimken

Lighthouse – übrigens ein Namensvorschlag der European XFEL-Mitarbeiter – ist das englische Wort für Leuchtturm. Und genau das soll das Gebäude darstellen – ein Leuchtturm für die Wissenschaft. „Von außen betrachtet sieht das Gebäude wie ein Vorhang aus“, sagt Nicole Elleuche, Geschäftsführerin von European XFEL. Mit dem Lighhouse werde der Vorhang für die Forschung geöffnet und die Wissenschaft erhalte eine Bühne.

Das Lighthouse solle ebenfalls Anlaufpunkt für Schüler aus nah und fern darstellen. Elleuche: „Wir freuen uns, mit dem Schülerlabor Xcool Lab unser Angebot für Schulen deutlich ausgebaut zu haben.“ Junge Menschen würden fortan die Möglichkeit erhalten, ihr Interesse für Naturwissenschaften zu entdecken.

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Nicole Elleuche, Geschäftsführerin von European XFEL, führte die geladenen Gäste durch die Dauerausstellung. © European XFEL / Axel Heimken | Axel Heimken

Wie wichtig es ist, dem Forscher-Nachwuchs von morgen heute schon eine Bühne zu geben, das betonten gleich mehrere Redner. Etwa Volkmar Dietz, Abteilungsleiter im Bundesforschungsministerium. „Hier wurde ein besonderer Ort geschaffen, der Neugierde weckt, der Akteure aus Wissenschaft und Gesellschaft zusammenbringt.“

Guido Wendt, Wissenschaftsstaatssekretär aus Schleswig-Holstein, bezeichnete das Lighthouse bereits als künftige Touristenattraktion. „Kommen Sie hierher, es lohnt sich wirklich.“ Es sei genau der richtige Ansatz, in den Schülerlaboren Bildung auf Top-Niveau anzubieten – und zwar kostenlos. „Hiervon werden auch Schulkassen außerhalb von Schleswig-Holstein profitieren.“

Bau des Besucher- und Konferenzzentrums kostet 15 Millionen Euro

Der Bau des Besucher- und Konferenzzentrums, das vom DBCO-Architektenbüro konzipiert und entworfen wurde, hat 15 Millionen Euro gekostet. Die Kosten wurden von den zwölf European XFEL-Partnerländern anteilig getragen, auf Deutschland – der Bund sowie die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein waren die Finanziers – entfielen 7,5 Millionen Euro. Schleswig-Holstein hat weitere zwei Millionen Euro bereitgestellt und finanziert eine Lehrerstelle für die Schülerlabore. „Gut investiertes Geld“, so Staatssekretär Wendt.

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Highlight der Dauerausstellung ist der Mini-Nachbau des 3,4 Kilometer langen Röntgenlasers inklusive aller seiner Stationen. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Sein Pendant aus Hamburg, Eva Gümbel, lobt den Ansatz, Forschung anschaulich zu erklären. „ Wir liefern damit auch dem Steuerzahler eine Erklärung, warum dafür Geld ausgegeben wird.“ Die Kombination aus exzellenter Forschung und Wissenstransfer sei „ein echter Gewinn für unseren Wissenschaftsstandort und ein tolles Erlebnis für die Besucher“.

Das Lighthouse biete „faszinierende Einblicke in unsere wegweisende und gesellschaftlich hochrelevante Forschung“, urteilt Professor Thomas Feurer, Vorsitzender der Geschäftsführung von European XFEL. Und Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof sprach davon, in ihrer Stadt „den einzigartigsten Leuchtturm der Welt zu haben“.

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Auch interaktive Elemente bereichern die Ausstellung. Dieses Modell zeigt das Ende des Röntgenlasers und die unterirdischen Forschungsstationen in Schenefeld. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Noch während im großen Konferenzraum die geladenen Gäste den Ansprachen lauschten, arbeitete nebenan eine Schulkasse hochkonzentriert im Labor für Molekularbiologie. Ein zweites Labor widmet sich Fragestellungen aus der Physik. Informationen und Buchungen für das „Xcool Lab“ sind auf der Webseite www.xfel.eu/xcoollab_de möglich.

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Und am Mittwochnachmittag konnten dann die ersten Besucher die Dauerausstellung bestaunen. Nach dem Eröffnungstag ist das Lighthouse werktags außer montags für Besucher geöffnet. Und zwar dienstags, mittwochs und freitags von 9.30 bis 15.30 Uhr, am Donnerstag durchgehend von 9.30 bis 17.30 Uhr.

European XFEL will in den sozialen Medien für das Lighthouse trommeln

Einmal im Monat werden im Besucherzentrum spezielle Veranstaltungen aus den Themenbereichen Forschung und Wissenschaft angeboten. Und es gibt auch geführte Touren durch die Ausstellung, die erste wird am 29. November um 10 Uhr stattfinden. Wie viele Besucher im Jahr das Lighhouse besuchen werden, dazu gibt es keine Schätzungen.

Damit es möglichst viele werden, will European XFEL vor allem in den sozialen Medien „trommeln“. Dafür wird mit Sven Kamin der ehemalige Sprecher der Stadt Wedel sorgen. Er hat bereits unter Lighthouse_Europeanxfel einen Instagram-Account geschaffen, auf dem über alle kommenden Termine informiert wird.