Schenefeld. Das Gelände der einzigartigen Wissenschaftseinrichtung ist nun täglich für Besucher geöffnet. Was dort alles geboten wird.
In der Corona-Pandemie hatte das Forschungszentrum European XFEL in Schenefeld seine Türen für die Öffentlichkeit geschlossen. Jetzt ist das Gelände an der Holzkoppel wieder frei zugänglich – und um eine Attraktion reicher: Ein Rundgang über den Campus gibt einen Einblick in die Forschung und die dort geleisteten Renaturierungsmaßnahmen.
Wer den 1,6 Kilometer langen Campus-Rundgang bewältigen will, kann sich hinterher – aber natürlich auch vorher – im Betriebsrestaurant Beam-Stop stärken. Dieses ist ab sofort auch wieder für externe Gäste geöffnet – und zwar werktags in der Zeit von 11.30 bis 14 Uhr.
European XFEL in Schenefeld: Besucher erfahren alles zu Natur und Forschung
„Wir gehen damit einen großen Schritt zurück in die Normalität“, so European XFEL-Geschäftsführerin Nicole Elleuche. Mit dem Rundgang werde Wissenschaft und die Natur auf dem Campus erlebbar. Elleuche: „Der Rundgang ist Teil des neuen Besucherkonzeptes, das mit der Eröffnung des Besucherzentrums Lighthouse Ende 2024 umgesetzt wird.“
Auch Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof freut sich über den Naturerlebnispfad auf dem Wissenschaftsgelände. „Mit der Campus-Tour macht European XFEL der Stadt Schenefeld und ihren Gästen wieder einmal ein sehr schönes Geschenk.“ Sie hoffe, dass viele Interessierte von der einmaligen Möglichkeit, Wissenschaft und Natur zusammen zu genießen, Gebrauch machen werden.
Neuer Rundgang führt 1,6 Kilometer entlang grüner Linie über das Areal
Frank Poppe hat den 1,6 Kilometer langen Campus-Rundgang verantwortet. Er führt entlang einer grünen Linie quer über das riesige Gelände der Forschungseinrichtung und reicht vom Eingang bis in die Düpenauniederung.
Auf dem Weg passieren die Besucher diverse zweifarbige Infotafeln. Blaue Tafeln informieren in Wort und Bild über die oberirdischen Gebäude wie das Gästehaus oder das Pumpenhaus und über das, was unter der Erde vor sich geht. Denn das Kernstück der Anlage, der Röntgenlaser, liegt natürlich komplett unter der Erde.
Etwa 1,5 Milliarden Euro kostete die 3,4 Kilometer lange Maschine, die von der Science City am Forschungszentrum DESY in Hamburg-Bahrenfeld bis hin nach Schenefeld reicht. Sie umfasst fünf Tunnelbauwerke, die oberirdisch an bestimmten Erdmodulationen erkennbar sind.
Oberirdisch ist das XFEL-Gelände ein Naturparadies
Oberirdisch ist das XFEL-Gelände – mal abgesehen von den Bauwerken – ein Naturparadies. Über die Ausgleichs- und Renaturierungsmaßnahmen, die großflächigen Baumpflanzungen und die Aktivitäten zum Vogel- und Fledermausschutz informieren die grünen Tafeln.
Und da ist einiges passiert. Die Düpenau wurde auf einer Strecke von knapp zwei Kilometern aufwendig renaturiert, die Zäume wurden begrünt, Nisthilfen für diverse Vogelarten wie etwa Turmfalken oder Sperlinge angelegt.
Es gibt einen eigenen XFEL-Honig im Betriebsrestaurant zu erwerben
Welche Tiere sich auf dem Gelände tummeln, kann mit Hilfe eines festeingebauten Fernglases überprüft werden. In einem kleinen Wäldchen wurden diverse Fledermaushöhlen angelegt. Und es gibt einen Bienenstand, aus dem kiloweise XFEL-Honig gewonnen wird. Den gibt es übrigens im Betriebsrestaurant zu kaufen.
Wer dort als auswärtiger Gast essen gehen möchte, sollte nach 12.45 Uhr kommen, da vorher die Wissenschaftler und die XFEL-Mitarbeiter dort essen und es dann voller werden kann.
Der neue Campus-Rundgang ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet
Auf dem Speiseplan stehen täglich zwei Hauptgerichte ab 5,40 Euro sowie eine Suppe und eine Salatbar. Die Caféteria bietet von 7 bis 15 Uhr Kaffee und Snacks an. Am 3. und 4. Juni ist das BeamStop ausnahmsweise auch am Wochenende von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
Der Campus-Rundgang ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet, im Winter dann bis zum Einbruch der Dunkelheit. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Besucher werden aber gebeten, den von der grünen Linie markierten Bereich nicht zu verlassen.
Deutschland übernahm den Löwenanteil der Kosten für European XFEL
Die Gebäude dürfen mit Ausnahme des Restaurants nicht von Besuchern betreten werden. Und: Kinder und Jugendliche erhalten nur in Begleitung Erwachsener Zutritt.
Deutschland hatte mit rund 760 Millionen Euro den Löwenanteil der Kosten für Bau und Inbetriebnahme der Großforschungsanlage XFEL übernommen. Heute trägt das Bundesforschungsministerium (BMBF) mehr als 50 Prozent der jährlichen Betriebskosten von 140 Millionen Euro.
Zwölf weitere Staaten sind Mitfinanziers des Lasers. Er erzeugt extrem helle und kurze Lichtpulse, die winzige Proben beleuchten – bis hin zu Atomen. Von dem Instrument, das Supermikroskop und Hochleistungskamera in einem ist, profitieren Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen: Sie nehmen etwa detaillierte Bilder von Eiweißmolekülen und Krankheitserregern auf und filmen chemische Reaktionen, die sich in Sekundenbruchteilen abspielen.
Neues Besucherzentrum wird Ende nächsten Jahres eingeweiht
Am 1. September 2017 ging der Laser in den Regelbetrieb. Seitdem wurde der Forschungscampus am Stadtrand Hamburgs kontinuierlich ausgebaut. Mehr als 500 Mitarbeiter wirken dort inzwischen. Die Gesellschafter tragen auch den größten Teil der Baukosten für das Besucher- und Konferenzzentrum, dessen Rohbau seit Baubeginn im Januar 2023 Stück für Stück in die Höhe wächst.
Es kostet 15 Millionen Euro und wird den Namen Lighthouse, übersetzt Leuchtturm, tragen. Im Zentrum der Ausstellung steht ein Modell des Röntgenlasers, um das sich weitere interaktive Exponate gruppieren. Die beiden Schülerlabore für Physik und Biochemie, die vom Land Schleswig-Holstein finanziell gefördert werden, ermöglichen es Schülern, selbstständig zu experimentieren und dadurch einen Einblick in die Forschung zu gewinnen.
Für die Dauerausstellung stehen 350 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Hinzu kommen 200 Quadratmeter für Sonderausstellungen, eine Fläche für Virtual Reality-Anwendungen, die zwei Schülerlabore sowie Räume für Tagungen und Veranstaltungen für Wissenschaft und Öffentlichkeit. Das Lighthouse soll ab Ende 2024 zum Herzstück von European XFEL werden.