Pinneberg/Henstedt-Ulzburg. Lagerarbeiter finden das unbekannte Kriechtier in einer Obstladung. Erst Experten können die Art bestimmen - und die hat es in sich.

Dann geh doch zu Netto!“ Wer kennt sie nicht, die einprägsame Werbung aus Funk und Fernsehen? Nun ist die Losung auch Thema für einen ungewöhnlichen Einsatz der Feuerwehr Henstedt-Ulzburg geworden, von dem das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop berichtet. Denn bei Netto herrschte kurzzeitig Schlangenalarm.

Schon beim um 21.20 Uhr am Sonntag eingehenden Anruf der Feuerwehr aus Henstedt-Ulzburg ahnten die Tierschützer, dass es um diese Uhrzeit wohl kein Igel oder verletztes Eichhörnchen sein würde, das Hilfe benötigte. Stattdessen brauchten die Retter aus dem Kreis Segeberg Reptilienexpertise im Zentrallager der Supermarktkette Netto in Henstedt-Ulzburg. Dort war eine kleine, ungewöhnliche Schlange aufgetaucht – ein Fund, der auch im Wildtierzentrum zunächst für Rätselraten sorgte.

Schlange in Netto-Lager: Der erste Verdacht auf eine Kornnatter bestätigt sich nicht

Die Feuerwehrleute aus Henstedt-Ulzburg hatten das junge Reptil zwar schon sicher eingefangen, doch die genaue Bestimmung der Art war auf die Schnelle nicht möglich. „Wir haben hier immer ein Terrarium für solche Notfälle frei,“ erklärte Stationsleiter Christian Erdmann, der sofort bereit war, das Tier aufzunehmen.

Doch auch Erdmann, der die anfangs vermutete Kornnatter schnell ausschließen konnte, musste einen Fachmann aus Niedersachsen zu Rate ziehen, um mehr über das kleine Fundtier herauszufinden. Grundlage des Ausschlussverfahrens: Kornnattern stammen aus Amerika, das Obst und Gemüse bei Netto wird hingegen aus näher gelegenen Regionen eingeführt.

Schlange identifiziert: Die Hufeisennatter stammt vermutlich aus Südeuropa

Die Untersuchung durch den Fachmann brachte schließlich Klarheit: Bei dem Schützling handelte es sich um eine junge Hufeisennatter, eine ungiftige, aber durchaus aggressive Schlangenart, die ihren natürlichen Lebensraum in Südeuropa und Nordafrika hat, und sich vor allem in Ländern wie Spanien und Portugal sowie auf den Balearen rasant ausbreitet.

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Hufeisennattern gehören zur Familie der Nattern und können in freier Wildbahn eine Länge von bis zu 1,70 Metern erreichen. Das Exemplar, das nun in der Obhut der Wildtierstation ist, misst allerdings gerade einmal etwa 20 Zentimeter und dürfte also noch einiges an Wachstum vor sich haben.

Hufeisennatter gefunden: Wildtierzentrum in Sparrieshoop sucht nun ein artgerechtes Zuhause

Wie die kleine Hufeisennatter nach Schleswig-Holstein gelangt ist, bleibt unklar, doch Erdmann und sein Team sind vorbereitet, sich um den seltenen Gast zu kümmern – bis ein neues, artgerechtes Zuhause gefunden ist.

Ein Herz für wilde Tiere

Das Wildtier- und Artenschutzzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop ist eine Auffangstation für verletzte und hilfsbedürftige Wildtiere.

Hier werden Tiere gepflegt, beobachtet und, wenn möglich, wieder in die Freiheit entlassen.

Das Zentrum widmet sich besonders dem Artenschutz und der Aufzucht bedrohter Tierarten, um die regionale Biodiversität zu erhalten.

Kontakt: E-Mail an info@wildtier-und-artenschutzzentrum.de oder unter Telefon 04121/450 19 39. Adresse: Am Sender 2, 25365 Klein Offenseth-Sparrieshoop; Sprechzeiten täglich von 8 bis 19 Uhr.

Spendenkonto: Wildtier- und Artenschutzzentrum, IBAN DE83 4306 0967 1285 2016 00, BIC GENODEM1GLS, GLS Bank.