Klein Offenseth-Sparrieshoop. In das Artenschutzzentrum im Kreis Pinneberg werden immer mehr Tiere gebracht. Warum neben dem Platz nun aber auch das Geld knapp wird.
Die Fischotterpopulation in Schleswig-Holstein hat sich in den vergangenen Jahren offenbar gut erholt. Die scheuen Wassermarder breiten sich nach ihrer Verfolgung bis in die 1970er-Jahre hinein nun im Norden Deutschlands wieder vermehrt aus. Ein Indiz dafür ist im Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop spürbar: Immer mehr junge Fischotter werden dort betreut.
Diese positive Entwicklung ist nicht nur ein Zeichen für gelungene Naturschutzarbeit, sondern verdeutliche auch die wichtige Rolle der Einrichtung, die sich auf die Pflege und Aufzucht verwaister Otter spezialisiert hat. „Wir erleben eine erfreuliche Zunahme der Fischotterpopulation, die ohne den Schutz unserer Gewässer und gezielte Naturschutzmaßnahmen kaum möglich gewesen wäre“, sagt Christian Erdmann, Leiter des Zentrums in Klein Offenseth-Sparrieshoop.
Fischotter in Schleswig-Holstein: Im Artenschutzzentrum leben zur Zeit acht dieser Wildtiere
Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Erdmann eng mit der Aktion Fischotterschutz in Niedersachsen zusammen, um die Bedingungen für die Wassermarder zu verbessern. „Der regelmäßige Austausch mit Kollegen bestätigt die Bedeutung unserer Arbeit“, sagt Erdmann. „Der Zuwachs an Jungtieren zeigt uns auch, dass wir unsere Kapazitäten erweitern müssen.“
Momentan bietet das Zentrum acht Fischottern ein Zuhause. Doch aufgrund der individuellen Bedürfnisse und Altersunterschiede können nicht alle Tiere gemeinsam gehalten werden. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wird derzeit eine Erweiterung der Gehegefläche um 200 Quadratmeter geplant, um mehr Platz für die wachsende Zahl der Schützlinge zu schaffen.
Teuer Artenschutz: Das Land Schleswig-Holstein will Fördergeld für Tier- und Artenschutz streichen
„Für die Finanzierung hoffen wir bislang auf Fördermittel aus dem Artenschutzfonds des Landes“, betont Erdmann. Der Tierschutzexperte kritisiert in diesem Zusammenhang die Entscheidung, den Tierschutzfördertopf zu streichen: „Solche Beschlüsse zeigen, dass viele Entscheidungsträger nicht wissen, was vor Ort geleistet wird.“
Die Bedeutung der Station zeigte sich auch über Schleswig-Holsteins Grenzen hinaus. In Niedersachsen gibt es bisher keine Auffangstation, die geeignete Gehege bietet. Daher wurden in diesem Jahr mehrere junge Otter aus Niedersachsen nach Sparrieshoop gebracht, nachdem der dortige Vorstand der Fischotterschutzaktion Hankensbüttel beschlossen hatte, keine weiteren Tiere mehr aufzunehmen.
Immer mehr Otter brauchen Hilfe: Ein Weibchen ist durch falsche Privatpflege verhaltensauffällig
„Wir möchten weite Wege für die Tiere möglichst vermeiden“, sagt Erdmann, Mitbegründer der „Wildtierhilfe Lüneburger Heide e.V.“. Auch aus Mecklenburg-Vorpommern wurde kürzlich ein verwaister Jungotter nach Schleswig-Holstein gebracht. Neben Jungtieren beherbergt das Zentrum aktuell auch ein verhaltensauffälliges Otterweibchen, das von einer Privatperson aufgezogen wurde.
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Fehlende fachliche Beratung habe bei dem Tier zu einer starken Prägung auf Menschen geführt, was die Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben in der Natur erschwert, erklärt Erdmann. „Ein solches Verhalten ist leider eine Folge der Tatsache, dass staatlich finanzierte, qualifizierte Auffangstationen hierzulande nur sehr vereinzelt existieren.“
Erfolg bei Otterpflege: Zwei Jungtiere werden bald ausgewildert
Ein weiterer Erfolg des Zentrums ist die bevorstehende Auswilderung zweier Otterwaisen aus Nordfriesland, die seit März dieses Jahres im 400 Quadratmeter großen Gehege in Sparrieshoop aufgezogen wurden. „Es ist ein besonderer Moment, wenn die Tiere wieder in die Freiheit entlassen werden können“, sagt Erdmann. Ein weiteres Gehege von 200 Quadratmetern Größe ist in Planung.
Die Auswilderung markiert den Höhepunkt der aufwendigen und oft kostspieligen Pflegearbeit, die zum Großteil aus privaten Spenden finanziert wird. Und solche privaten Unterstützer werden künftig noch bedeutender für das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop werden, sollte die geplante Streichung der Förderung für Tierheime und Betreuungsstationen im Landeshaushalt – es geht um 750.000 Euro – umgesetzt werden.
Ein Herz für wilde Tiere
Das Wildtier- und Artenschutzzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop ist eine Auffangstation für verletzte und hilfsbedürftige Wildtiere.
Hier werden Tiere gepflegt, beobachtet und, wenn möglich, wieder in die Freiheit entlassen.
Das Zentrum widmet sich besonders dem Artenschutz und der Aufzucht bedrohter Tierarten, um die regionale Biodiversität zu erhalten.
Kontakt: E-Mail an info@wildtier-und-artenschutzzentrum.de oder unter Telefon 04121/450 19 39. Adresse: Am Sender 2, 25365 Klein Offenseth-Sparrieshoop; Sprechzeiten täglich von 8 bis 19 Uhr.
Spendenkonto: Wildtier- und Artenschutzzentrum, IBAN DE83 4306 0967 1285 2016 00, BIC GENODEM1GLS, GLS Bank.