Quickborn/Kiel. Bizarrer Fall löst Schreck beim Betroffenen nach Massenzustellung aus. Behörde spricht von „Fehler im System“ und entschuldigt sich.

Dieser Fall ist sehr kurios und zeigt, dass automatisierte Verfahren durchaus fehleranfällig sein können. Ein steuerpflichtiger Bürger in Quickborn hat jetzt massenhaft Post von der Finanzbehörde bekommen, und zwar nur, weil er seine Steuererklärung digital erledigen wollte. Die Behörde schickte ihm daraufhin an einem Tag rund 1700 Briefe mit immer demselben Inhalt. Der Postbote lieferte diese enormen Mengen an Briefen in mehreren Kisten an und stellte sie dem verdutzten Mann vor die Haustür.

Der dachte zunächst, er habe etwas falsch gemacht, als er die ersten Briefe der Finanzbehörde öffnete. Wie er dann feststellte, dass jeder Brief gleich abgefasst war und ihm jeweils nur den Aktivierungscode für die elektronische Bearbeitung seiner Steuererklärungen enthielt, war er eher beruhigt. Wenn auch ziemlich überrascht, dass ihm diese Information gleich in 1700-facher Ausfertigung zugestellt wurde. Der Briefträger lehnte es allerdings ab, die massenhaft überflüssig geschickte Post wieder mit zurück zum Postamt zu nehmen.

Finanzamt: Fehler im System als die Zeit umgestellt wurde

„Das war eindeutig ein Fehler im System“, sagte dazu jetzt Miriam Gyamfi, Sprecherin des Finanzministeriums in Kiel, auf Nachfrage des Abendblatts. Aufgrund der Zeitumstellung in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober, als die Uhren um eine Stunde zurückgestellt wurden, habe es „einen Loop im System“ gegeben, erklärt sie. Das bundesweit automatisierte Verfahren habe in dieser Zeitschleife den Brief nicht einmal, sondern 1700-fach mit jeweils derselben Botschaft herausgeschickt.

Es sei nicht der Steuerbürger gewesen, der in dieser Nacht mit der Finanzbehörde kommunizierte, sondern das komplett automatisierte Verfahren der Finanzbehörden habe quasi verrückt gespielt. „Etwa vergleichbar, wenn der Computer zu Hause abstürzt“, erklärt Behördensprecherin Miriam Gyamfi.

Kieler Behördensprecherin: „Wir haben uns sofort bei dem betroffenen Bürger entschuldigt“

„Wir haben uns sofort bei dem betroffenen Bürger entschuldigt und ihm natürlich angeboten, die vielen Briefe wieder bei ihm abzuholen und zu entsorgen“, erklärt sie weiter. Aber das habe dieser abgelehnt, weil er dies schon selbst erledigt hätte. Der Finanzbehörde seien dadurch etwa 2000 Euro Schaden an Porto- und Versandkosten entstanden, erklärt Miriam Gyamfi.

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Ob so etwas schon einmal vorgekommen sei, könne sie nicht sagen. Es sei natürlich unglücklich für den Adressaten, plötzlich und unerwartet so viel Post zu erhalten. „Wir sprechen ja oft von menschlich verursachten Fehlern“, sagt die Behördensprecherin.

„Aber hier hat ein automatisiertes Verfahren versagt.“ Die IT-Experten der Finanzbehörde würden nun versuchen aufzuklären, worin der Fehler genau lag und diesen abstellen, kündigt sie an. Aber das sei Sache der Bundesbehörde, da es sich hier um ein zentral gesteuertes Verfahren handele.