Schenefeld. Auswahl der Mieter beginnt. Genossenschaft baut drei Wohnprojekte für Menschen mit niedrigen Einkommen. Ein viertes Projekt folgt.

Auf dem Weg zu preisgünstigem Wohnraum in Schenefeld ist ein wichtiges Etappenziel erreicht: An der Ecke Hauptstraße/Borgfelde weht der Richtkranz über einem Bauprojekt des Wohnungsvereins Hamburg. Die Genossenschaft aus der Hansestadt realisiert derzeit jenseits der Stadtgrenze drei Bauvorhaben mit 45 Mietwohnungen.

Zum Richtfest waren mit Holger Fehrmann und Michael Bertram nicht nur die beiden Vorstände des Unternehmens gekommen. Auch Bürgermeisterin Christiane Küchenhof und Andreas Breitner, Verbandsdirektor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), hielten vor den Gästen eine kurze Ansprache.

Wohnungen Schenefeld: Erstes Projekt des Wohnungsvereins Hamburg außerhalb der Hansestadt

„Für uns ist dieses Richtfest eine doppelte Premiere“, sagt Vorstandsmitglied Holger Fehrmann. Denn zum einen handele es sich um das erste Projekt des Wohnungsvereins Hamburg außerhalb der Grenzen der Hansestadt – und zum anderen realisiere sein Unternehmen erstmals einen klimafreundlichen Neubau nach KfW40-Standard.

Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG
Richtfest Neue Wohnanlage in Schenefeld, Borgfelde 3
Über dem Gebäude mit der Adresse Borgfelde 3 weht der Richtkranz. © Wohnungsverein Hamburg | Bertold Fabricius

Gerichtet wurde jetzt an der Adresse Borgfelde 3 ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohneinheiten, das über ein Holzdach verfügen wird. Parallel dazu entstehen an der Königsberger Straße 54 neun Wohneinheiten in drei Vollgeschossen, am Kreuzweg 18 sind 22 Wohnungen im Bau. Hier verteilen sich die Einheiten über drei Stockwerke und das Staffelgeschoss. Beide Vorhaben entstehen nach dem KfW 55-Standard.

2022 hatte sich die Stadt von ihrem kommunalen Wohnungsbestand getrennt. Die Genossenschaft übernahm ein ganzes Paket an kommunalen Liegenschaften – darunter auch mehrere abgängige Objekte sowie eine unbebaute Fläche.

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So wird das Gebäude an der Ecke Hauptstraße/Borgfelde nach der Fertigstellung im Frühjahr 2025 aussehen. © Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten | Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten

„Wir haben 2022 gekauft, 2023 geplant und sind seit diesem Jahr in der Bauphase“, betont Fehrmann. Der Zeitplan könne exakt eingehalten werden, sodass Anfang nächsten Jahres die ersten Mieter einziehen würden. Als Erstes werde das kleinste Projekt an der Köningsberger Straße bezugsfertig. Hier könnten die ersten Bewohner bereits zum 1. Februar die Schlüssel erhalten.

45 neue Wohnungen: „Wir fangen jetzt mit der Auswahl der Mieter an“

„Wir fangen jetzt mit der Auswahl der Mieter an“, so das Vorstandsmitglied weiter. Noch seien Bewerbungen über die Homepage des Wohnungsvereins möglich. Interessenten müssten sich jedoch auch parallel bei der Stadt Schenefeld bewerben, weil diese das Vorschlagsrecht sowohl für die öffentlich geförderten als auch die frei finanzierten Wohnungen innehabe.

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Richtfest Neue Wohnanlage in Schenefeld, Borgfelde 3
Die beiden Vorstände Holger Fehrmann (l.) und Michael Bertram (r.), VNW-Vorstand Andreas Breitner und Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof schlagen symbolisch einen Nagel in das Holzdach ein. © Wohnungsverein Hamburg | Bertold Fabricius

Die 45 Einheiten verfügen über zwei bis vier Zimmer und sind zwischen 50 und 90 Quadratmeter groß. Die Hälfte der Wohnungen entstehen nach dem ersten Förderweg, gelten also als klassische Sozialwohnungen. Hier liegt der Mietpreis bei 6,80 Euro pro Quadratmeter. Dort sollen Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen eine neue Heimat finden. 

Einzug teilweise schon im Februar, Auswahl der Mieter beginnt

Die andere Hälfte der Einheiten entstehen nach dem Förderweg C, sind also als preisgedämpfter Wohnraum vorgesehen. Hier beträgt die Miethöhe 13 Euro pro Quadratmeter. „Der Vertrag mit der Stadt hätte es uns ermöglicht, auch einen höheren Betrag zu nehmen. Aber wir verzichten freiwillig darauf“, sagt Fehrmann.

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Dieses Bild wird sich künftig an der Königsberger Straße bieten: Neben dem rechten Bestandsgebäude entsteht derzeit auf einer ehemaligen Parkplatzfläche ein Neubau mit neun Wohneinheiten. © Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten | Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten

Auch wenn dieser Mietpreis fast doppelt so hoch wie bei den Sozialwohnungen ausfällt, ist dies jedoch für Schenefelder Verhältnisse immer noch sehr günstig. Anspruch auf eine preisgedämpfte Wohnung haben Haushalte, deren Einkommen maximal 60 Prozent über der Grenze für sozial geförderten Wohnraum liegen.

Wohnungsverein investiert zwölf Millionen Euro in drei Projekte

Der Wohnungsverein Hamburg investiert in die drei Bauvorhaben insgesamt zwölf Millionen Euro. Alle Gebäude unterscheiden sich optisch nicht groß voneinander. Die Genossenschaft hat sehr stark auf Synergieeffekte, auf das gleiche Planungsteam und das identische Bauunternehmen gesetzt. Das hilft laut Fehrmann auch, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.

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Am Kreuzweg 18 errichtet der Wohnungsverein Hamburg von 1902  preiswerten Wohnraum. Das Gebäude wird 22 Wohneinheiten umfassen.  © Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten | Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG/Hohaus Hinz & Seifert Architekten

Ein viertes Projekt der Genossenschaft in Schenefeld steht in den Startlöchern: der Umbau des ehemaligen Postgebäudes am Heisterweg. Die Stadt hatte das Grundstück mit dem Altgebäude 2013 zum Preis von 750.000 Euro erworben. Das 2500 Quadratmeter große Grundstück gehörte davor einem Immobilienfonds. Die Post, die zuletzt nur noch Mieter des Geländes war, hatte bereits 2008 die Türen des Gebäudes zugesperrt.

Ende 2023 verkaufte die Stadt das alte Postgebäude an den Wohnungsverein

Ende 2023 veräußerte die Stadt das alte Postgebäude an die Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft. Eigentlich war geplant, das 1972 errichtete Altgebäude abzureißen und auf dem Areal einen Neubau zu errichten. Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Bausubstanz des Gebäudes gut ist, ein Erhalt also lohnt.

Jetzt ist geplant, die erhaltenswerten Teile aufwendig zu sanieren. Das Gebäude soll um ein Vollgeschoss und ein Staffelgeschoss aufgestockt werden. Gleichzeitig sollen zwei Flügelbauten mit zwei bis drei Etagen entlang der Straße Op‘m Blockhorn und im Innenhof angebaut werden, um zusätzliche Wohnflächen zu schaffen.

Schenefeld
Kaum wiederzuerkennen: So soll das ehemalige Postgebäude in der Schenefelder Innenstadt nach Umbau und Erweiterung aussehen. © ORP Architekten | ORP Architekten

Das Nebengebäude mit den ehemaligen Dienstwohnungen wird dafür abgerissen. „Dieser Bereich steht bereits leer“, erläutert Fehrmann. Auch der gemeinnützige Verein Glücksgriff, der ein Teil des Gebäudes als Lager nutzte, sei inzwischen ausgezogen. Der Teilbereich, der seit 2015 zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wird, sei noch in Betrieb..

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Neu entstehen werden 19 Wohnungen mit einer Größe zwischen einem und vier Zimmer, die frei finanziert zu einer preisreduzierten Miete von etwa 13 Euro pro Quadratmeter auf den Markt kommen sollen. 15 kleinere Wohnungen werden für zunächst zehn Jahre an die Stadt Schenefeld zur Unterbringung von Flüchtlingen vermietet.

Bestandteil des Projektes ist ein Inklusionsprojekt für mehrfach schwerstbehinderte Menschen, für das 800 Quadratmeter Wohnfläche in zwei weiteren Wohneinheiten eingeplant sind. Insgesamt sind also 36 Einheiten geplant. Das Wohnprojekt wird vom Verein Weggefährten initiiert, der im Vorjahr mit dem Ehrenpreis der Stadt Schenefeld ausgezeichnet worden ist.

Bauvorbescheid für Umbau des alten Postgebäudes liegt vor

„Der Bauvorbescheid seitens des Kreises liegt seit Sommer vor“, berichtet Fehrmann. Aktuell laufe noch das Baugenehmigungsverfahren beim Kreis Pinneberg. Das Vorstandsmitglied hofft, eventuell noch in diesem Jahr erste Abbrucharbeiten beauftragen zu können.

Baustart könnte dann im Frühjahr 2025 sein. Das vierte soll laut Fehrmann nicht das letzte Projekt in Schenefeld sein. „Wir wollen gerne mehr machen, soviel ist klar.“ Das Bauen im Stammland des Wohnungsvereins in Hamburg werde immer komplizierter, so Fehrmann weiter. In der Großstadt hätten sich hohe administrative Hürden angehäuft. Allerdings sei die Landesregierung derzeit dabei, die komplizierten Verfahren zu entbürokratisieren.

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