Schenefeld. Hinter dem Deal mit der Genossenschaft steckt ein Plan, über den sich beide Seiten freuen. Kaufpreis ist ein Geheimnis.
Die Stadt Schenefeld verkauft zum Jahreswechsel ein Paket kommunaler Liegenschaften an eine Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft. Damit soll der Erhalt von etwa 30 Wohnungen mit Mieten ab vier Euro pro Quadratmeter Wohnfläche gesichert und der Neubau von weiteren 50 preiswerten Wohnungen ermöglicht werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
„Durch diesen Beschluss wird das Wohnungsangebot für Menschen mit niedrigeren Einkommen in Schenefeld verbessert“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Neuer Partner der Stadt ist der Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG, eine der ältesten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. Küchenhof: „Mit dem Wohnungsverein Hamburg bekommen wir einen soliden und zuverlässigen Partner, der seit vielen Jahren in Hamburg großes Vertrauen genießt.“
Die Entscheidung erfolgte im Ergebnis eines Konzeptvergabeverfahrens, an dem sich mehrere Genossenschaften beteiligt hatten. Beide Seiten machten deutlich, dass die neue Partnerschaft auf Dauer angelegt ist. Deshalb wurde zusätzlich für ein weiteres Grundstück eine Absichtserklärung über einen möglichen Verkauf unterzeichnet.
Das ist Schenefelds Immobilien-Deal mit Hamburg
Zu dem Grundstückspaket gehören bestehende Wohnanlagen an der Hauptstraße, am Kreuzweg und an der Königsberger Straße sowie freie, noch unbebaute Grundstücke. Für die aktuellen Mieter ändere sich durch den Verkauf nichts, die Mieten sollen unverändert bleiben.
Nach Angaben der Stadt hat der Wohnungsverein Hamburg der Stadt Schenefeld weitreichende Zugeständnisse hinsichtlich der Miethöhe und der Belegungsrechte gemacht. Die Vereinbarungen gelten für bis zu 30 Jahre.
Die Hamburger Genossenschaft freue sich auf den Sprung über die Landesgrenze: „Der Wunsch, sich in Schleswig-Holstein zu engagieren, bestand schon lange in unserem Unternehmen“, sagt Vorstand Holger Fehrmann. „Die Corona-Pandemie hat das Thema noch einmal bestärkt. Schenefeld liegt direkt vor den Toren Hamburgs, hat eine sehr gute Infrastruktur und einen hohen Freizeitwert. Das gefällt uns“, so Fehrmann weiter.
Der Zeitplan für den Verkauf von Wohnungen
Der Chef der Wohnungsgenossenschaft lobte auch das Verfahren mit Verwaltung und Kommunalpolitik: „Wir sind hier in den vergangenen Monaten vielen sehr engagierten Mitarbeitern und Politikern begegnet, die was bewegen wollen.“ Auch die aktuelle Konjunkturkrise im Bausektor schrecke die Genossenschaft nicht ab: „Wir haben ein Bündel an Maßnahmen erarbeitet, um auch in schwierigen Zeiten preiswerten Wohnraum realisieren zu können. Mit den Planungen für die Modernisierungen und Neubauten werden wir noch in diesem Jahr beginnen.“
Bei der Finanzierung des Grundstückspaketes gehe die Genossenschaft neue Wege: „Im Sinn der genossenschaftlichen Traditionen haben wir unseren Mitgliedern angeboten, weiteres Eigenkapital für neue Projekte zur Verfügung zu stellen. Dieses Angebot haben etwa 1000 Mitglieder angenommen, so dass wir keine teuren Bankkredite brauchen“, erklärt Fehrmann. Wenn alles glatt läuft, soll mit den Neubauprojekten zum Jahreswechsel 2023/2024 begonnen werden.
Der Wohnungsverein Hamburg von 1902 wurde von Beamten der Stadt gegründet, hat heute mehr als 4.000 Mitglieder und bewirtschaftet mit 25 Mitarbeitern 3.000 eigene Wohnungen in Hamburg. In diesem Jahr seien 200 Neubauwohnungen an die Mitglieder übergeben worden. Die Durchschnittsmiete liege bei knapp unter acht Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. In den vergangenen 18 Jahren seien mehr als 1.000 neue Wohnungen gebaut worden, davon zwei Drittel als geförderte Sozialwohnungen.