Schenefeld. Schenefelder hat ein Modell entwickelt, wie ein günstiger Umstieg auf die umweltfreundliche Heizmethode gelingen kann. Das ist zu tun.
Eine Wärmepumpe für einen Eigenanteil von 6000 Euro? Wie das gehen kann, beweist der „Energiegeld“ Willy Kanow. Der mittlerweile 84 Jahre alte Elektroingenieur hat gemeinsam mit Handwerksfirmen aus der Region ein Konzept entwickelt, wie die Umstellung auf die umweltfreundliche Heizmethode kostengünstig gelingen kann.
Mehr als 100 Teilnehmer kamen Mitte Juni vorigen Jahres zu einem Workshop in das Schenefelder Rathaus, den Kanow gemeinsam mit der städtischen Klimaschutzmanagerin Lara Brozio organisiert hatte. Dort stellte der Schenefelder Ideen für zwei bezahlbare, pfiffige Wärmepumpen-Konzepte vor. 16 Monate später konnten die Konzepte gemeinsam mit Schenefelder Handwerksfirmen erfolgreich realisiert werden.
Willy Kanow wurde 2019 als Klimaheld ausgezeichnet
„Erste Messungen bestätigen die hohe Performance der Anlagen“, sagt der 84-Jährige, der 2019 den Titel „Energieheld des Jahres“ von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz GmbH verliehen bekam. Er sagt: „„In Wärmepumpen zu investieren lohnt sich allemal“. Kanow empfiehlt allen Verbrauchern, mit ihrer privaten Wärmeplanung nicht zu lange zu warten.
Die Bundesregierung plant die schnelle Umsetzung der Wärmewende und hat das Gebäudeenergiegesetz 2024 (GEG) verabschiedet. Neue Heizungen sollen auf Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Diese Vorgabe gilt ab spätestens 2028 auch für Bestandsbauten in Kommunen wie Schenefeld. Weiterhin hat der Gesetzgeber beschlossen, dass die Wärmeplanung kommunale Aufgabe sein soll.
Hausbesitzer sollten schnell mit Überlegungen auf Basis erneuerbarer Energien beginnen
Laut Kanow müssten Kommunen in Vorleistung treten und festlegen, wer von den Verbrauchern die Möglichkeit bekommt, über Fernheizung – also zentral in Zukunft mit Wärme versorgt zu werden – oder für wen weiterhin nur eine Einzelheizung für sein Haus infrage kommt.
Aus Verbrauchersicht, so der Energieheld weiter, sollte man sich aber gut überlegen, ob es sich lohnt, auf die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses zu warten. Stattdessen empfiehlt der Experte allen Verbrauchern, die grundsätzlich eine autonome Einzelheizung für ihr Haus planen, möglichst schnell mit den Überlegungen auf Basis erneuerbarer Energien zu beginnen.
Idee des Schenefelders eignet sich besonders für Bestandsbauten
Kanow hat die Idee einer innovativen Einzelheizung insbesondere für Bestandsbauten entwickelt, die inzwischen realisiert und auch erprobt ist: Die bisherige Gasheizung wird mit einer Wärmepumpe kombiniert, sodass Gas nur noch für die Warmwasseraufbereitung benötigt wird. Geheizt wird vollständig mithilfe der Luft-/Wasser-Wärmepumpe.
Damit erfolgt ein Wechsel von einer Hochtemperatur Energiequelle wie Gas oder Öl mit Brenner-Temperaturen von größer 300 Grad Celsius auf eine Wärmepumpenheizung mit maximalen Vorlauftemperaturen von etwa 70 Grad Celsius. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat nachgewiesen, dass Wärmepumpen in Ein- und Zweifamilienbestandsbauten für die Raumheizung trotz niedriger Vorlauftemperaturen effizient eingesetzt werden können.
Großflächiger Warmwasserpufferspeicher ist unnötig
Bei der Aufbereitung des Warmwassers mittels Wärmepumpen sind die technischen Herausforderungen dagegen erheblich größer. Ohne einen aufwendigen Warmwasserpufferspeicher in der Größenordnung von etwa 300 Liter Speichervolumen ist eine komfortable Warmwasseraufbereitung mit Wärmepumpen im Haus nicht praktikabel.
Diese Gegebenheiten hat sich der Schenefelder bei seinem Konzept zunutze gemacht. Wesentliches Konzeptziel war es, die Investitionskosten so gering wie möglich zu halten – und das Konzept musste technologieoffen für zukünftige Erweiterungen sein. Das Heizungssystem wurde mehr als ein Jahr lang geplant und im Detail mit einem Wärmepumpenhersteller abgestimmt. Es wurde vor einiger Zeit erfolgreich in Schenefeld installiert.
Gewählte Lösung sei besonders nachhaltig und ressourcenschonend
Und das Beste daran: Die vorliegende Wärmepumpenlösung für Bestandsbauten lässt sich bei einer möglichen Förderung durch den Staat von bis zu 70 Prozent für einen Eigenanteil von lediglich 6000 Euro realisieren. „Die zwei separaten Energiesysteme für Raumheizung und Warmwasseraufbereitung nutzen das jeweilige Heizungssystem optimal“, sagt Willy Kanow.
Die gewählte Lösung sei besonders nachhaltig und ressourcenschonend, da die vorhandene Warmwasseraufbereitung weiterhin Anwendung finden kann. Zudem müssten vorhandene Hydraulikleitungen im Haus nicht ersetzt werden. Dieses spare erheblichen Montageaufwand für die Wärmepumpe und reduziere auch die sonst nicht unerheblichen zusätzlichen Investitionskosten. Der Platzbedarf für eine neue Warmwasseraufbereitung mit großen Pufferspeichern würde entfallen.
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Ein weiteres Plus laut Kanow: Eine spätere Umstellung der Warmwasseraufbereitung auf die installierte Wärmepumpe ist systembedingt grundsätzlich gegeben, sodass Gas als Brennstoff zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr genutzt werden muss. Kanow wird über seine Ergebnisse den Energieausschuss der Stadt informieren. Sein Ziel: eine erneute Veranstaltung zu organisieren, auf der die Ergebnisse des Prozesses präsentiert werden.
Dann könnten, so hofft Kanow, sich mehrere Schenefelder zusammenschließen und gemeinsam ihre Wärmeversorgung planen. Auf diese Weise ließen sich Kosten und Zeitaufwand minimieren. Die Unterlagen, die voriges Jahr beim Workshop gezeigt worden sind, stehen im Internet zum Download bereit. Sie sind auf der Homepage der Stadt zu finden. Die Adresse lautet stadt-schenefeld.de/schenefeld/hat-projekte/energieeffizienzkommune.
Klimaschutzmanagerin lädt zum ersten „Klimatisch“ der Stadt
Passend zum Thema organisiert Schenefelds Klimaschutzmanagerin Lara Brozio den ersten „Klimatisch“ der Stadt, der am Freitag, 15. November, stattfinden soll. „Wir möchten Menschen zusammenbringen, um über Klimathemen zu sprechen und Ideen für Schenefeld zu entwickeln“, so die Klimaschutzmanagerin.
Sie möchte in geselliger Atmosphäre ins Gespräch mit den Menschen kommen und möchte etwa wissen, welche Schwierigkeiten die Schenefelder bei der Umsetzung ihrer eigenen Klimaschutzprojekte haben. Der „Klimatisch“ ist ein Projekt aus dem Schenefelder Klimaschutzkonzept, das seit Mitte 2024 vorliegt.
Zweite Maßnahme aus klimaschutzkonzept wird umgesetzt
Er ist die zweite umgesetzte Maßnahme aus dem Klimaschutzkonzept, die sich direkt an die Bewohner der Stadt richtet. Im Juli startete bereits der Klimafonds in seine erste Runde, die zweite folgt im Januar kommenden Jahres.
Um den Einstieg etwas zu erleichtern, wird beim ersten „Klimatisch“ das Tauschen von Sachen wie Kleidung, Büchern und Haushaltswaren Gesprächsthema sein. Die Idee stammt ebenfalls aus dem Schenefelder Klimaschutzkonzept. In Schenefeld gibt es zwar viele Tauschmöglichkeiten, bisher jedoch noch keinen Tauschraum. Ob und wie ein solches Projekt umgesetzt werden kann,, soll beim „Klimatisch“ diskutiert werden.
Anmeldungen bei der Stabsstelle Klimaschutzmanagement im Rathaus
Dazu sind Vertreter der Rellinger Tauschbox und des Schenefelder Vereins Glücksgriff geladen, um mit ihren Erfahrungen weiterzuhelfen. Der „Klimatisch“ findet ab 17.30 Uhr in der Begegnungsstätte im Rathaus Schenefeld statt. Für Essen und Getränke wird gesorgt. Um Anmeldung wird gebeten. Dazu einfach eine E-Mail an umwelt@stadt-schenefeld.de schicken oder kurz bei der Stabsstelle Klimaschutzmanagement unter 040/830 37 211 anrufen.