Wedel. Ermittlungen nach brutalem Überfall auf Edeka-Markt abgeschlossen. Was den Tätern jetzt droht und warum der große Coup misslang.

Der Raubüberfall war brutal. Und auch brutal dämlich, weil die drei jungen Männer Anfang Juli aus einem Supermarkt in Wedel lediglich einen Tresor mit Briefmarken klauten und sich auch noch dabei erwischen ließen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe Anklage gegen das türkischstämmige Trio erhoben, das aus Neumünster stammt.

„Wir werfen den drei Tätern einen besonders schweren Fall des Raubes sowie gefährliche Körperverletzung vor“, bestätigt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow auf Abendblatt-Anfrage. Es handele sich um zwei 21 Jahre alte Männer, die beide weiterhin in Untersuchungshaft sitzen, sowie einen 24 Jahre alten Mann. Gegen ihn sei der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden.

Nächtlicher Überfall auf Supermarkt: Täter gingen äußerst brutal vor

Das Trio sowie ein vierter, weiterhin flüchtiger Mittäter waren in der Nacht zum 1. Juli in den Edeka-Markt Jensen an der Straße Am Marienhof eingedrungen, möglicherweise durch eine versehentlich offen gelassene Tür. Der Einkaufsmarkt war in der Nacht zu Neujahr Opfer einer Brandstiftung geworden und anschließend fast zwei Monate geschlossen gewesen.

Wedel
Die Räuber überfielen den Edeka-Markt im Nahversorgungszentrum Am Marienhof in Wedel. © Katy Krause | Katy Krause

Damit sich so eine Tat nicht wiederholt, hatten die Eigentümer einen Wachdienst beauftragt. Die Räuber pirschten sich gegen 2 Uhr an die beiden 21 und 38 Jahre alten Security-Mitarbeiter heran und konnten diese überwältigen. Dabei sollen sie laut Anklage erhebliche Gewalt angewandt haben. Einer der Sicherheitskräfte erlitt mehrere Prellungen.

Räuber fesseln und knebeln Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes

Nachdem die beiden Wachdienst-Mitarbeiter geknebelt und gefesselt waren, begaben sich die Räuber in das Innere des Supermarktes. In einem der Büroräume entdecken sie zwei Tresore und nehmen einen von beiden mit. Geöffnet haben sie ihn vor Ort nicht. Als sie dies später nach kurzer Flucht taten, erfolgte ein böses Erwachen.

Laut Anklage enthielt der Tresor größtenteils Briefmarken. Immerhin im vierstelligen Wert. Außerdem einen niedrigen dreistelligen Geldbetrag. Aber offenbar nicht das, was sich die Räuber erhofft hatten. Sie machten daraufhin kehrt und fuhren zum Edeka-Markt zurück, offenbar um auch den zweiten Tresor zu stehlen.

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Womit die Räuber, die eine große Boulevardzeitung später als „Tresor-Trottel“ bezeichnet hat, nicht gerechnet hatten: Die beiden Sicherheitsmitarbeiter, die sie gefesselt vor Ort zurückgelassen hatten, konnten sich in der Zwischenzeit befreien und die Polizei alarmieren. Und den uniformierten Kräften liefen die Täter quasi direkt in die Arme.

Die Täter ließen, als sie das große Polizeiaufgebot wahrnahmen, ihr Fahrzeug auf einem Nachbargrundstück stehen und flüchteten zu Fuß. Die Beamten setzten jedoch nach und konnten drei der vier Männer festnehmen. Die Identität des flüchtigen Mittäters steht fest.

Überfall auf Edeka Jensen: Vierter Täter wird per Haftbefehl gesucht

„Gegen den vierten Beschuldigten führt die Staatsanwaltschaft Itzehoe ein gesondertes Verfahren“, bestätigt deren Sprecher Peter Müller-Rakow. Der Mann werde „aktiv gesucht“, so Müller-Rakow weiter. Was bedeutet, dass gegen ihn ein internationaler Haftbefehl erlassen worden ist.

Seine drei Mittäter werden sich demnächst vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts Itzehoe verantworten müssen. Prozessbeginn könnte im Dezember oder Anfang Januar sein, Termine stehen noch nicht fest. Sicher ist: Dem angeklagten Trio droht eine empfindliche Strafe. Die Mindeststrafe liegt bei fünf Jahren Haft.