Kreis Pinneberg. Hohe Durchfallquote, explodierende Kosten. Das sorgt für Stress bei Fahrschülern. Was Fahrschulen im Kreis Pinneberg dagegen tun.

Für viele Jugendliche ist der Führerschein der erste Schritt in die Selbstständigkeit: Weder auf die Eltern noch auf Bus und Bahn angewiesen zu sein, eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Es sind allerdings Optionen, die nicht jedem Jugendlichen offenstehen, denn die Kosten für die Anmeldung und die Theorie- und Praxisstunden sind enorm – und da steigt der Stress bei vielen Fahrschülerinnen und Fahrschülern, die es nicht so dicke haben. Zwei Fahrschulen in Elmshorn und Pinneberg gehen deswegen neue Wege; sie wollen durch Entspannungsübungen und Hypnose einen günstigen Einfluss auf den Fahrlernprozess nehmen.

Nach Angaben des Fahrlehrerverbandes Schleswig-Holstein kostet ein Führerschein zwischen 3000 und 3500 Euro – es kann aber auch schnell noch teurer werden. Nach 14 Doppelstunden Theorieunterricht und durchschnittlich 15 Doppelstunden Fahrpraxis durch die Prüfung zu fallen, ist da nicht nur ärgerlich, sondern auch teuer. Laut Fahrlehrerverband fallen rund 30 Prozent aller Anwärter durch die Prüfung.

Isidrive in Elmshorn arbeitet mit Happy Performance Coach: „Die Quote sprach für sich“

Um die Durchfallquote ihrer Führschüler zu senken, haben sich der Geschäftsführer der Fahrschule Isidrive in Elmshorn, Marc Isberner, und seine Frau Nadine Isberner etwas ganz Besonderes überlegt. „Die Fahrschüler haben immer mehr geäußert, dass sie Bauchschmerzen vor der Prüfung haben. Die Prüfungsquote sprach auch für sich“, so die Elmshornerin. Die Lösung für den Prüfungsstress der Fahrschüler scheint jedoch ganz naheliegend zu sein.

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Nadine Isberner bietet in der Fahrschule Isidrive ein Stressresilienz-Seminar an. Fahrschüler sollen so entspannter durch die Prüfungen kommen. © Nadine Isberner | Nadine Isberner

Nadine Isberner ist ein sogenannter Happy-Performance-Coach und beschäftigt sich in ihren Coachings auch mit dem Thema Stressresilienz. Also der Fähigkeit, widerstandsfähiger in Stresssituationen zu werden. „Wir haben uns gedacht, das liegt doch ganz nah. Warum setzen wir das nicht ein?“ In einem monatlich stattfindenden Seminar lernen interessierte Fahrschüler nun, was in Stresssituationen neurobiologisch in ihrem Körper passiert. „Wenn ein Ding einen Namen bekommt, geht die Angst auch schon etwas flöten.“

Mit Klopf- und Atemtechnik zum Führerschein: „Stark überrascht, wie der Körper reagiert“

Neben theoretischem Wissen vermittelt die 36 Jahre alte Isberner auch praktische Hilfsmittel. Spezielle Klopf- und Atemtechniken sollen zum Stressabbau führen. Anfängliche Zweifel und Unsicherheiten würden in dem eineinhalbstündigen Seminar schnell abgebaut werden: „So manch cooler, junger Herr ist dann doch stark überrascht, wie der Körper auf diese Techniken reagiert.“

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Das Interesse an dem Stressresilienz-Seminar sei groß. Auch Externe können an dem Seminar teilnehmen. „Ich hatte auch schon Fahrlehrer von anderen Fahrschulen hier sitzen, die sich das mal ansehen wollten.“

Pinneberger Fahrschule Brüggmann arbeitet mit Psychologin zusammen

Anderenorts in Pinneberg wird dem Thema Prüfungsangst sogar mit Hypnose der Kampf angesagt. Die Fahrschule Brüggmann arbeitet seit 2019 mit der Psychologin Rabea Arps zusammen. „Das Klima, was wir versuchen in der Fahrschule herzustellen, ist wichtig“, so Inhaber Ralf Brüggmann. Doch manchmal komme man mit gutem Zureden nicht weiter.

„Wenn ich merke, bei mir geht es nicht weiter, dann muss die Fachfrau ran.“ Für Brüggmann ist Arps diese Fachfrau. Nachdem Arps sie vor rund fünf Jahren kontaktiert hatte, schickte dieser zunächst eine Mitarbeiterin mit Prüfungsangst zu ihr. „Das hat so gut geklappt. Da dachte ich: Das behalte ich im Auge“, so der Fahrschulinhaber.

Psychologin Arps in der Fahrschule: „Zusammen bügeln wir die Acht wieder raus“

In einer einstündigen Hypnosesitzung arbeitet Arps dann gemeinsam mit dem Fahrschüler an dem individuellen Problem. Ihre Hypnosesitzungen hätten dabei nichts mit dem klischeehaften Pendel zu tun. „Durch vorherige Erlebnisse hat man manchmal eine dicke Acht im Vorderreifen. Zusammen bügeln wir die Acht wieder raus“, so die Psychologin.

Sofort angetan seien nicht immer alle Fahrschüler, wenn Brüggmann ihnen einen Termin bei Rabea Arps nahelegt. „Im ersten Moment heißt es dann oft: Hypnose? Wieso das denn?“ Doch Arps und Brüggmann scheinen mit ihrem Vorgehen erfolgreich zu sein. „Nach einer gemeinsamen Sitzung bestehen die allermeisten Fahrschüler dann“, meint Arps.