Pinneberg. Zittrige Hände und Schweißausbrüche? Wichtig sei, die Ursachen zu erkennen. Was Fahrschülern hilft, Unsicherheit in Griff zu kriegen.

Herzrasen, zittrige Hände, Schweißausbrüche: Die Angst vor dem Autofahren, auch Fahrangst oder Amaxophobie genannt, betrifft nicht nur erfahrene Fahrer, die durch einen Unfall traumatisiert sind. Besonders Fahranfänger fühlen sich im Straßenverkehr schnell überfordert. Was zuerst nur eine latente Unsicherheit ist, kann jedoch schnell zur gelebten Angst werden. Und damit zum Problem. Eine Fahrschule aus Pinneberg kann da helfen.

Dabei kann es ganz unterschiedliche und individuelle Gründe geben, warum man Angst im Straßenverkehr hat. Die gute Nachricht ist: Die meisten Ängste sind therapierbar. Michael und Angela Kurtz sind seit mehr als 20 Jahren als Fahrlehrer tätig und Betreiber der Fahrschule Golchert und Kurtz in Pinneberg. Gegen Unsicherheiten am Lenkrad haben sie einige Asse im Ärmel und wissen, was hilft.

Angst vorm Autofahren: Viele Fahrschüler haben vor der ersten Stunde die Hosen voll

Ein mulmiges Gefühl vor der ersten Fahrstunde, das kennen die meisten Menschen. Doch wenn sich dieses Gefühl in eine regelrechte Angst verwandelt, kann es für die betroffenen Fahrschüler schnell zu einer großen, mentalen Belastung werden. Laut Fahrlehrerin Angela Kurtz (58) haben Fahranfänger überwiegend Angst vor Bewertung im Straßenverkehr. Rund ein Drittel der Fahrschüler käme bei Inhaber Michael Kurtz (59) mit Ängsten in seine Fahrschule. Mehr als die Hälfte sei schlecht auf den Verkehrsalltag vorbereitet.

„Sind die eigenen Eltern laute Autofahrer, die sich häufig aufregen, haben ihre Kinder oftmals Angst, etwas falsch zu machen oder unangenehm aufzufallen“, berichtet Angela Kurtz. Ein weiteres Problem sei laut der Fahrlehrerin, dass andere Verkehrsteilnehmer, besonders zu regulären Arbeitszeiten, immer ungeduldiger werden und schneller mal auf die Hupe drücken. Dadurch fühlen Verkehrsneulinge sich wie ein Hindernis und das wollen sie unter keinen Umständen sein.

Das hilft: Die persönlichen Ängste im Straßenverkehr reflektieren

Wenn Menschen ängstlich sind, hat das nicht nur körperliche Auswirkungen, sondern kann auch zu mentalen Blockaden führen. Dagegen helfe die Reflexion der eigenen Ängste und auch der Fahrstunde, erklärt Kurtz. „Wenn sich Fahrschüler Gedanken über ihre Probleme und Sorgen machen und diese auch mitteilen, hilft es uns sehr, Unsicherheiten zu erkennen und an der richtigen Stelle zu helfen“.

Laut der beiden Fahrlehrer der Fahrschule Golchert und Kurtz in Pinneberg bieten insbesondere Autobahnen oder der Großstadtverkehr Raum für Sorgen und Ängste. Am besten sei es dann, den Fahrschülern möglichst wenig Zeit zum Überlegen einzuräumen. „Mittlerweile sage ich den Schülern erst kurz bevor es so weit ist, dass sie gleich auf die Autobahn fahren sollen. Dann bleibt weniger Zeit, um darüber nachzudenken, sich Sorgen zu machen.“

Auch beim Autofahren gilt: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Ohne Lob geht es nicht. Das bestätigen Michael und Angela Kurtz. „In der Hinsicht haben natürlich auch wir als Lehrer einen Einfluss auf den Erfolg unserer Fahrschüler. Aber viel mehr als auf die Überforderung einzugehen und versuchen sie zu nehmen, können wir nicht machen“. In der Prüfungssituation seien die angehenden Autofahrer schließlich auch auf sich allein gestellt. Selbst wenn der Fahrlehrer neben ihnen sitzt.

Ein Fahrsimulator steht in der Fahrschule Golchert und Kurtz in Pinneberg.
Ein Fahrsimulator steht in der Fahrschule Golchert und Kurtz in Pinneberg. © privat | Privat

Kleine Schritte können helfen, um im Straßenverkehr sicher zu werden. Hierfür hat der Inhaber der Pinneberger Fahrschule einen Fahrsimulator angeschafft. Auf drei Bildschirmen wird eine Verkehrssituation nachgestellt und durch Pedale und Lenkrad die Atmosphäre eines echten Pkw rekonstruiert. So können Manöver und Verkehrsregeln - ganz ohne Druck - geprobt und verinnerlicht werden. Wer generell unsicher ist, dem kann so tatsächlich die Angst vor der ersten Fahrstunde genommen werden.

Angst, sich hinters Lenkrad zu setzen: Traumata als Angstauslöser

Ein weiteres Problem führt zu Unsicherheiten. Laut Angela Kurtz starten die meisten Schüler ohne Vorkenntnisse in die erste Stunde. „Heutzutage gucken die Jugendlichen während der Zeit als Beifahrer auf ihr Handy und achten kaum auf den Verkehr“, erzählt sie. Das Gefühl für das Verkehrsgeschehen falle im Vergleich zu früheren Zeiten, als die Ablenkungsmöglichkeiten im Auto noch begrenzt waren, weg.

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Dass Führerscheininhaber aufgrund eines Unfalls oder Traumas Ängste beim Fahren haben, käme eher selten vor, so Michael Kurtz. In diesem Fall bieten viele Fahrschulen einzelne Fahrstunden zur Traumabewältigung an. „Vermeidungsverhalten führt unweigerlich dazu, dass man sich immer mehr eingrenzt“, stellt Angela Kurtz fest. Wenn sich die Angst erst einmal durchsetzt, sei es oft schwer, sie zu durchbrechen.

Doppelbelastungen für junge Fahrschüler

Die Dauer und Kosten der Fahrausbildung können, besonders für junge Menschen, eine zusätzliche mentale Belastung bedeuten. In Schleswig-Holstein kostet ein Führerschein mittlerweile durchschnittlich 3000 Euro. Schülern, die keine finanzielle Unterstützung von den Eltern bekommen, kann das schonmal über den Kopf wachsen. Kommen dann noch Abiturprüfungen oder eine Berufsausbildung hinzu, scheint der Führerschein für einige immer mehr in den Hintergrund zu rücken oder zur zusätzlichen Belastung zu werden.

Hoffnungslos ist die Lage aber nicht. Im Jahr 2023 fielen in Schleswig-Holstein vier von zehn Prüflingen bei der praktischen Führerscheinprüfung durch, was das Bundesland zur Region mit der niedrigsten Durchfallquote in ganz Deutschland macht. Woran das liegt, ist allerdings unklar. Und auch für die theoretische Prüfung gilt: Gut gelernt, ist fast bestanden.