Pinneberg/Rellingen. Die geschichtsträchtigen Läden von Uwe Zimmermann sind nach fünfeinhalb spannenden und turbulenten Jahrzehnten für immer geschlossen.
Die Kreisstadt Pinneberg hat viele Gesichter, doch nun wird sie um eines ärmer. Denn wie die schönen Ecken und Kanten mit dem Stadtwald Fahlt und die Ufer an der Pinnau gehören die bunten Straßenzüge, wenn Summer-Jazz, Weinfest und Co. gefeiert werden, genauso dazu wie die alteingesessen Geschäfte. Doch eines dieser besonderen Geschäfte gibt es nun nicht mehr. Obwohl er die Gesichter und Geschichten der Stadt von Kopf an geprägt hat, ist der Stadtfriseur wegen Insolvenz geschlossen.
Wer in diesen Tagen seinen lange gewohnten Gang zum Geschäft mit dem vertrauenerweckenden Namen „Ihr Stadtfriseur“ antritt, das Uwe und Renate Zimmermann über fünfeinhalb Jahrzehnte geführt haben, scheitert an der verschlossenen Tür. Die bittere Auskunft fünf Jahre nach dem goldenen Jubiläum zum 50. Geburtstag der Firma: „Unsere beiden Friseursalons in Rellingen und Pinneberg bleiben geschlossen und werden nicht weiter geführt. Wir bedanken uns für Ihre langjährige Treue.“
Stadtfriseur Pinneberg meldet Insolvenz an: Zimmermanns geben keine weitere Auskunft
Die Betroffenen, Uwe und Renate Zimmermann, mögen dazu keine Auskunft geben. Tochter Natalie Hirt, die in Wedel für das Unternehmen Z Hair+Beauty Friseurbetriebe GmbH im Salon Z light als Friseurmeisterin das handwerkliche Geschick des Vaters weiter mit Leben füllt, bittet um Verständnis.
Klar ist, dass hier ein spannender, manchmal turbulenter Lebensweg auf harte Weise beendet wird. Zum zweiten Mal musste Insolvenzantrag gestellt werden. Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Kieler Rechtsanwalt Wilhelm Salim Khan Durani bestellt worden. „Es ist eine Sünde, dass so etwas zum Lebensabend dazwischenfunkt“, sagt der Anwalt.
Der Jurist verhandelt zurzeit mit einem Mitbewerber in Rellingen, ob der die Friseure aus dem zuletzt zwölfköpfigen Team der Salons in Pinneberg und Rellingen übernehmen kann. Eine Weiterführung des Betriebs in der Zeit der Insolvenzprüfung sei nicht möglich gewesen, da der letzte Antrag noch keine zwei Jahre her gewesen sei. So hätten die Mitarbeiter keine Berechtigung gehabt, übers Insolvenzgeld der Arbeitsagentur bezahlt zu werden.
Pinneberg verliert seinen wohl bekanntesten Friseur
Mit dem Stadtfriseur verliert Pinneberg einen weit über die Grenzen Pinnebergs hinaus bekannten Salon. Begonnen hatte die Firmengeschichte im Mai 1969 in Uetersen. Zur Eröffnung des ersten Ladens kam der damals amtierende Friseurweltmeister Michael Rosinski aus Bielefeld. Später prägte Uwe Zimmermann, der vielleicht bekannteste Friseur der Region, vor allem das Leben in der Kreisstadt.
Fast jeder Bürgermeister ließ sich den Kopf von Uwe Zimmermann nicht nur waschen, sondern auch stylen. Lottofee Karin Tietze-Ludwig ging beim Stadtfriseur ein und aus. Auch Showmaster Peter Frankenfeld, der in Wedel lebte, ließ sich bei ihm die Haare schneiden, als sein Stammfriseur verhindert war: „Wir haben nett geplaudert, er hat Trinkgeld gegeben und sich nicht beschwert“, erinnerte sich Zimmermann beim Jubiläumsbericht vor fünf Jahren im Gespräch mit dem Abendblatt.
Mehr als 200 junge Menschen lernten von Uwe Zimmermann
Als Friseur erzählte er viel und erfuhr gleichzeitig so manches, was in der Politik der Stadt wichtig war, aber auch was die persönlichen Probleme seiner Kunden betraf. Natürlich spielte Vertrauen eine Rolle. Was im Salon erzählt wurde, musste dort auch bleiben.
Der eine oder andere schätzte den Rat von Uwe Zimmermann, der sich auch für seine Zunft immer wieder starkmachte. Ausbildung hielt der Friseurmeister sehr hoch. Mehr als 200 junge Leute lehrte er das Handwerk.
Der Höhepunkt: 87 Mitarbeiter an sieben Standorten
Mit dem Vertrauen der Kundschaft auf die sehr gute Leistung wuchs das Unternehmen. Auf dem Gipfel des Erfolgs lenkte das Ehepaar Zimmermann 87 Mitarbeiter an sieben Standorten. Zum Jubiläum 2019 beschäftigten Zimmermanns 24 Friseure in vier Läden. Doch kurz danach trafen die Auswirkungen der Corona-Pandemie das Unternehmen mit voller Wucht.
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Von diesen Zwangsschließungen erholte sich der Betrieb nicht mehr, zumal sich viele Kunden immer seltener zum Friseurbesuch entschieden – um zu sparen. Der Weg des Stadtfriseurs Zimmermann in Pinneberg ist damit am Ende.