Geesthacht. Wirtschaftsminister Buchholz hat den Geesthachter Stadtfriseur besucht und über Folgen von Corona und Nachwuchssuche gesprochen.

Vom Rathaus, wo er sich über Geesthachts Pläne zum Wasserstoffhafen informieren ließ, ging es für Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz zu Fuß zum nächsten Termin. Zusammen mit Vertretern der Handwerkskammer Lübeck war der FDP-Politiker beim „Stadtfriseur“ Israfil Cetin in der Bergedorfer Straße zu Besuch. Dort ging es um Sorgen und Bedürfnisse des Berufsstandes.

Knapp eine Stunde nahm sich Buchholz Zeit, um sich mit Cetin, dessen Geschäft seit 25 Jahren besteht, sowie Rolf Stamer und Andreas Katschke, dem Präsidenten und dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer auszutauschen. Dabei ging es um die wirtschaftliche Lage durch Corona, die Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte zu finden und die voranschreitende Digitalisierung.

Handwerk Friseur: Die Zukunft muss gestaltet werden

„Ich bin wohl ausgewählt worden, weil ich Jubiläum hatte und immer viele Lehrlinge ausgebildet habe“, mutmaßte Cetin, von dessen sechs Mitarbeitern zwei Auszubildende sind. Die Zukunft seines Betriebs sei überdies gesichert, berichtet der Friseurmeister. In zwei Jahren will er das Geschäft an Tochter und Schwiegersohn übergeben.

Vorher aber würde er gern noch einmal nach Vietnam fliegen, um vor Ort Friseurnachwuchs anzuwerben. Sein Idee: Die vietnamesischen Friseure belegen in ihrer Heimat Deutschkurse, was ihnen hier das Einleben erleichtern soll. „Ein Freund von mir hat eine Sprachschule. In der Altenpflege und Gastronomie wurde das auch schon so gemacht“, sagte Cetin.

In Vietnam Friseurnachwuchs fit für Deutschland machen

Buchholz lobt das Engagement, regt jedoch an, die Handwerkskammer mit ins Boot zu holen. „Von ihnen höre ich so eine Idee das erste Mal. Das müssen sie aber nicht allein machen“, sagte Buchholz. Um Ausländer rechtssicher ins Land holen zu können, regte der Minister die Schaffung eines Einwanderungsrechts an. Denn: „In Wahrheit kann man nur aus humanitären Gründen nach Deutschland.“

Wirtschaftlich sei er trotz dreimonatiger Schließung seines Ladens gut durch die Pandemie gekommen, erzählt der Geschäftsinhaber. Die Zeit der Geschäftsschließung habe er für Renovierungen genutzt. Und obwohl es gedauert habe, bis die November-Hilfen der Bundesregierung endlich angekommen sind, stehe er vor einem positiven Jahresabschluss.

Digitalisierungsbonus kann dem Handwerk bei der Modernisierung helfen

FDP-Mann Buchholz nutzte dies, um die Bundesregierung und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu kritisieren. „Besser und unbürokratischer als die Soforthilfen wäre gewesen, es über den Verlustvortrag in der Steuererklärung abzurechnen“, sagte er.

Wie es um Cetins Digitalisierungsfortschritt bestellt sei, wollte der Minister noch wissen. Beim Stadtfriseur könne man Termine online reservieren, zudem würden in der Pandemie über 70 Prozent der Kunden mit Karte bezahlen. Sollte Cetin weitere Maßnahmen planen, wies Buchholz auf den neuen Digitalisierungsbonus hin. 50 Prozent und maximal 17.000 Euro können Betriebe an Fördergeldern erhalten. „Das wusste ich nicht“, hatte am Ende des Termins auch Israfil Cetin einen Informationsgewinn.