Elmshorn. Anke Tinnefeld wagt nach der Durchquerung des Ärmelkanals die nächste große Prüfung. Dieses Mal in den USA. Wie hart es werden kann.

„Die Ente bleibt draußen!“ Viele kennen sie noch, die empörte Anweisung von Herrn Müller-Lüdenscheidt an Herrn Dr. Klöbner im Loriot-Sketch „Herren im Bad“. Dieser Forderung muss nun auch Anke Tinnefeld nachkommen. Wenn die Elmshornerin am 15. Oktober ab Hamburg über London nach New York fliegt, dann kann sie ihre aufblasbare, quietschgelbe und vor allem nützliche Begleiterin nicht bei sich haben. Und dabei stammt sie ursprünglich sogar aus den USA.

Dass das namenlose Utensil („Ich habe ihr keinen Namen gegeben, ich nenne sie einfach nur die Ente“) die 50 Jahre alte Langstreckenschwimmerin nicht zu einer ihrer bislang größten Prüfungen begleiten darf, hat indes nichts mit rigorosen Einreisebedingungen der USA zu tun. Beim „20-Bridges-Swim“, dem Nonstop-Schwimmwettbewerb einmal rund um Manhattan, muss Anke Tinnefeld ganz auf sich allein gestellt sein.

New York: Beim Freiwasserschwimmen um Manhattan sind Hilfsmittel verboten

„Das Regelwerk ist da ganz streng“, sagt die Elmshornerin. „Ich darf keinerlei Hilfsmittel bei mir haben, und schon gar nicht etwas, was mir irgendwie Auftrieb liefern könnte.“ Deshalb wäre die gelbe Aufblasente, die sie sonst auf ihren Langstreckentouren immer an einem um die Hüfte geschlungenen Seil hinter sich her zieht, höchst unzulässig. „Schade, in ihr kann ich all meine Sachen und Verpflegung aufbewahren, sogar das Handy nehme ich in ihr normalerweise mit.“

Aber auf einem der imageträchtigsten Freiwasser-Schwimmwettbewerbe der Welt – zusammen mit dem Ärmelkanal und dem Catalina Channel bildet das New Yorker 20-Brücken-Schwimmen die sogenannte „Triple Crown“ der Schwimm-Marathons – soll auch hier alles pure Eigenleistung sein. „Ein Neoprenanzug ist daher auch unzulässig. Ich schwimme die Strecke also nur im Badeanzug und mit einer schlichten, dünnen Badekappe.“

Langstreckenschwimmerin Anke Tinnefeld: Jersey, Ärmelkanal und Öresund hat sie schon abgehakt

Aber für ihre langjährige Leidenschaft nimmt Anke Tinnefeld viel in Kauf. Schließlich hat sie schon 2017 die Kanalinsel Jersey umrundet und im vergangenen Jahr den Öresund durchquert. Gegen die rund 66 Kilometer vor sieben Jahren muten die knapp 48 Kilometer, die nun auf sie warten, eher bescheiden an.

Tinnefeld ente ostsee
Zur Vorbereitung ging es auch regelmäßig in die Ostsee, die Aufblasente war immer dabei. © Michael Korn | Michael Korn

Aber selbstverständlich hat sich die Mitarbeiterin im öffentlichen Dienst für das Amt Elmshorn Land auf dieses nächste Highlight ihrer Schwimmkarriere gut vorbereitet. Neben regelmäßigen Trainingskilometern in der Ostsee, diese immer auch mit Ente und Hündin Sara als Unterstützung, gab es immer wieder Härtetests. Zuletzt den für sie schon traditionellen Wakenitzman über vergleichbar bescheidene 14 Kilometer.

20-Brücken-Schwimmen in New York: Anmeldeprozess ist anspruchsvoll, nicht jeder darf

Während für diese Lieblingsveranstaltung von Anke Tinnefeld die Anmeldung quasi ein Selbstgänger ist, bedeutet die Zulassung für den 20-Bridges-Swim eher schon einen kleinen Sechser im Lotto. „Die Veranstalter in New York wollen von dir genau wissen, wer du bist und was du schon geleistet hast“, sagt die Freiwasserschwimmerin aus Leidenschaft. „Ich denke, dass da meine Ärmelkanaldurchquerung und im letzten Jahr der Öresund für mich den Ausschlag gegeben haben.“

Tinnefeld
Zur Vorbereitung ging es regelmäßig in die Ostsee, aber auch zu Traditionsveranstaltungen wie dem Lighthouse Schwimmen bei Kiel. © Alexander Ziems | Alexander Ziems

Mit dem 20. Oktober hat sich die Elmshornerin das letztmögliche Startfenster in diesem letzten Startkorridor (15. bis 20. Oktober) für dieses Jahr ausgesucht. Sechs weitere Korridore hatten sich zuvor über Juni bis September verteilt.

20-Bridges-Swim um Manhattan: Das Startticket kostet stattliche 5500 US-Dollar

„Wichtig ist mir vor allem, dass ich ein Tageslichtschwimmen bestreite, ich möchte unbedingt ein Foto von mir im Wasser mit der Freiheitsstatue im Hintergrund haben“, sagt die 50-Jährige und weiß sich dafür in guten Händen. „Eine Freundin von mir kommt extra aus Kalifornien angeflogen und wird mich auf der Strecke begleiten.“

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Aber auch wenn das Rennen mit stattlichen 5500 US-Dollar Startgeld alles andere als ein günstiges Vergnügen ist, ganz ohne ein wenig Sightseeing – nicht nur aus dem Wasser heraus – geht es dann doch nicht, ehe schon wieder am 23. Oktober der Flieger Richtung Europa abhebt. „Also eine Bootstour wollen wir machen, ich habe bereits Karten für einen Besuch in der Krone der Freiheitsstatue gebucht und über einen Helikopterflug denken wir auch noch nach“, sagt Anke Tinnefeld.

„Triple Crown“ im Freiwasserschwimmen: Mit dem Catalina Channel fehlt ein letzter Baustein

Apropos Nachdenken: Was ist denn mit der Vollendung der Triple Crown, wenn Manhattan erst einmal umrundet wurde? 2025 zum Catalina Channel? „Das ist schon sehr verlockend, aber unmittelbar werde ich das nicht angehen“, meint Anke Tinnefeld. „Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass der Catalina Channel für 2026 in meinem Kalender landet.“ Und damit würde die Elmshornerin in einen ganz erlesenen Kreis von bislang nur 333 Freiwasserschwimmerinnen und -schwimmern aufgenommen werden. Aber dann wieder ohne Ente....