Wedel. Einjährige Sperrung der kaputten Steinberghalle lässt Verantwortliche verzweifeln. Die Sorge um den Basketballverein ist groß.

Riesige Sorge in Wedel: Dem Basketball-Traditionsverein SC Rist droht das Aus. Denn: Die marode Steinberghalle soll ein Jahr für eine Komplettsanierung geschlossen werden. Gegen diesen Plan der Verwaltung gibt es nun heftigen Widerstand aus Reihen des Rist-Vorstands. Aus Sicht der Verantwortlichen wäre das gleichbedeutend mit dem Ende des Vereins.

In den vergangenen Jahren ist die 1980 fertiggestellte Heimstätte der Wedeler Zweitliga-Basketballer des SC Rist aus Kostengründen nur notdürftig repariert worden, um etwa die Lizenz für das Männer-Team in der 2. Bundesliga Pro B zu erhalten. Die Wedeler sind Kooperationspartner des Erstligisten Hamburg Towers.

Wedel: „Zerfall“ des Traditionsvereins befürchtet - 28 Teams trainieren in der Steinberghalle

Doch: Die Haushaltskasse der Stadt Wedel ist leer, eine gründliche Sanierung der Drei-Feld-Halle seit Jahren immer wieder verschoben worden. Nun soll die Komplettsanierung über einen Zeitraum von zwölf Monaten saniert werden. Ein Fiasko für den Basketball-Club, der zu den besten Ausbildungsclubs von Talenten in Deutschland zählt. Bereits seit 55 Jahren ist der Club in Wedel und Basketball-Deutschland fest verwurzelt.

Auch der Boden der Steinberghalle wird seit Jahren immer wieder notdürftig zusammengeflickt.
Auch der Boden der Steinberghalle wird seit Jahren immer wieder notdürftig zusammengeflickt. © Frederik Büll | Frederik Büll

Mit einer Sperrung von einem ganzen Jahr wäre die Trainingshalle von insgesamt 28 Teams des SC Rist Wedel, die Schulsporthalle des Johann-Rist-Gymnasiums sowie auch der wichtige Austragungsort der Pflichtspiele nicht nutzbar. Am Steinberg spielen auch das weibliche Nachwuchsbasketballbundesliga-Team, das erste Damen-Team (1. Regionalliga Nord) oder auch die zweite Damen-Mannschaft (2. Regionalliga Nord).

Basketball: SC Rist fordert Sanierung in Teilabschnitten – Schließung in den Sommermonaten

Die von der Stadt vorgeschlagene Alternative, die Halle des Wedeler TSV an der Schulauer Straße, habe nur zwei Felder. Es würden allein im Trainingsbetrieb „täglich drei bis vier Einheiten“ wegfallen, heißt es in einer Mitteilung des Clubs.

Für den Trainings- und Spielbetrieb nutzt der SC Rist aktuell fünf Hallen in Wedel: Neben der Steinberghalle sind es die Hallen an der Pinneberger Straße, Rudolf-Breitscheid-Straße, Moorweghalle und Bergstraße. Diese sind teilweise jedoch aus Sicht der Rist-Verantwortlichen auch alle nicht optimal für die Sportart Basketball geeignet. Für die Leistungsteams ist einzig die Steinberghalle bei Pflichtspielen nutzbar.

Die Rist-Vorsitzende Andrea Koschek (v.l.), mit Pro-B-Cheftrainer Hamed Attarbashi und Sportdirektor Christoph Roquette.
Die Rist-Vorsitzende Andrea Koschek (v.l.), mit Pro-B-Cheftrainer Hamed Attarbashi und Sportdirektor Christoph Roquette. © Britta Wien-Hansen | Britta Wien-Hansen

„Die aus Kostengründen auf zwölf Monate ausgelegte Sanierungszeit der Steinberghalle würde durch die damit einhergehende Schließung über den Sanierungszeitraum nicht nur das Ende des Spielbetriebes in der 2. Basketball-Bundesliga Pro B Nord bedeuten, sondern auch den Zerfall unseres Wedeler Traditionsvereins, da städtische Ausweichhallen weder den Trainingsbetrieb noch den Spielbetrieb auffangen könnten“, so Britta Wien-Hansen aus der Marketing-Abteilung.

Sportverein schlägt eigene Alternative zur Sperrung der Halle vor

Als Alternative fordert der Club eine Sanierung in mehreren kürzeren Abschnitten mit Schließzeiten in den Sommermonaten, der sogenannten Offseason, um den Fortbestand des Vereines zu sichern und die Teilnahme in Deutschlands dritthöchster Spielklasse weiterhin zu gewährleisten. „Um das, was sich der Verein über viele Jahre aufgebaut hat, zu erhalten“, so Wien-Hansen.

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Während einer Komplettsanierung würde es laut Meldung des Vereins das Ende des SC Rist Wedel in seiner jetzigen Form als Breiten- und Leistungssportverein mit 55-jähriger Geschichte und überregionaler Strahlkraft bedeuten. Die fünfzehnjährige Erfolgsgeschichte in der 2. Basketball-Bundesliga Pro B wäre mit der Saison 2024/25 zu Ende. Die Lizenz laufe ohnehin nur bis April 2025 – die Lichtanlage muss dringend erneuert werden, um die Liga-Vorschrift zu erfüllen.

Steinberghalle: Auch die Beleuchtung muss für Profibasketball dringend erneuert werden

„Für die Ligaspiele der 2. Basketball-Bundesliga Pro B sind nur Hallen zugelassen, deren Beleuchtung eine Lichtstärke von 750 Lux aufweisen und die Platz für mindestens 500 Besucherinnen und Besucher bieten“, sagt Andrea Koschek, Vorsitzende des SC Rist Wedel. Der Verein habe ein Angebot einer Fachfirma über 45.000 Euro und würde dies in Eigenregie finanzieren, wenn die Mitglieder auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag, 15. Oktober, dafür stimmen. Aber nur unter einer Bedingung: Die Steinberghalle werde zeitlich gestreckt saniert.

Weitere Anforderungen der Liga gibt es auch bei Korbanlage, Anzeigentafel, Umkleiden und der Spielfeldgröße. Gegenwärtig gebe es in Wedel und Umgebung, bei einer Anfahrtszeit von weniger als 45 Minuten, keine Halle, die diesen Anforderungen laut Koschek genüge. Denn: Ab 200 Personen unterlägen Sportstätten besonderen Anforderungen hinsichtlich des Brandschutzes und der technischen Ausstattung, weshalb die meisten Schulsporthallen nur für 199 Personen ausgelegt seien.

Die Steinberghalle muss saniert werden. Probleme gab es zum Beispiel auch mit der Heizung oder auch Legionellen im Wasser.
Die Steinberghalle muss saniert werden. Probleme gab es zum Beispiel auch mit der Heizung oder auch Legionellen im Wasser. © Frederik Büll | Frederik Büll

Bis zum Jahresende soll nach aktuellem Stand die Ausführungsplanung und die Ausschreibung der Bauleistungen für die Komplettsanierung der Steinberghalle erstellt werden, sodass die Ratsversammlung auf politischer Ebene die Sanierung für 2025 und oder 2026 beschließen könne. „Vorbehaltlich der Genehmigung des Haushalts durch das zuständige Landesministerium könnte die Umsetzung der Sanierung dann zeitnah erfolgen“, heißt es in dem Schreiben des SC Rist.

Laut Koschek gibt es trotz der eventuellen Mehrkosten bei einer abschnittweisen Sanierung einen großen Vorteil: „Die Ausgaben der Stadt könnten über mehrere Haushaltsjahre verteilt werden.“ Das Angebot im Breitensport müsste im Falle einer einjährigen Sperrung der Steinberghalle dagegen stark eingeschränkt werden, sodass voraussichtlich ein erheblicher Mitgliederschwund entsteht, der den Verein aus eigener Sicht auch nach Abschluss der Hallensanierung für Jahre schwächen wird.