Hamburg. Der 17-Jährige spielte bereits in der Bundesliga und im EuroCup. Dennoch schließt er sich nun einem neuen Team an.

Noé Bom ist ein Junge, dieser Ausdruck sei bei einem 17-Jährigen noch erlaubt, der Kopfschmerzen bereitet. Es läuft das Schlussviertel des Play-off-Achtelfinales zwischen dem SC Rist Wedel und den Fraport Skyliners Juniors aus Frankfurt, als der Aufbauspieler den wohl brachialsten Dunk der Saison in der 2. Basketball-Bundesliga ProB auspackt und seinem bemitleidenswerten Gegenspieler den Ball auf die Stirn zimmert.

Die Spieler des Kooperationspartners Veolia Towers Hamburg, die in der Wedeler Steinberghalle zuschauen, flippen völlig aus, schlagen sich ihrerseits mit der Hand auf den Kopf. Die Aktion war allerdings nur das Ausrufezeichen hinter der Saison von Bom. Angekommen im Profibasketball war er längst. Doch nun ist er weg.

Basketball: Toptalent Noé Bom verlässt die Hamburg Towers

Zumindest aus Hamburg. Der Rechtshänder wird Wedel und die Towers zur kommenden Spielzeit verlassen. Künftig spielt er gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Jules für die Basketball Löwen Braunschweig.

Konkret darüber sprechen möchte Bom noch nicht, bevor der Wechsel offiziell kommuniziert wurde, was komplett zu respektieren ist. Nur so viel: „Es ist keine Entscheidung gegen den SC Rist oder die Towers, sondern das von allen Angeboten beste, um mich weiterzuentwickeln."

Towers-Trainer Barloschky setzt Bom in der Bundesliga ein

Wenn der spielerische Fortschritt weiter in dem Tempo verläuft, müssen noch einige Verteidiger um ihre Köpfe fürchten. In dieser Serie avancierte Bom in der drittklassigen ProB in unerwartet großer Rolle zum Leistungsträger, erzielte durchschnittlich 8,4 Punkte und 2,4 Vorlagen.

Als Folge setzte ihn Towers-Cheftrainer Benka Barloschky (36) je einmal in der Bundesliga und im EuroCup ein, wo ihm flugs die ersten Zähler gelangen. Bom möchte das nicht nur als Belohnung für seinen Trainingsfleiß verstanden wissen, weil er zweimal wöchentlich Einheiten mit den Towers absolvierte: „Ich hatte mir vor der Saison schon vorgenommen, meine ersten Profiminuten zu sammeln."

Ex-Towers-Coach Attarbashi fördert Talente in Wedel

Weitere sollen folgen. Bom will „so hoch wie möglich spielen". Die Grundlagen dafür legte er in den vergangenen Jahren in Wedel, zuletzt unter Leitung von Cheftrainer Hamed Attarbashi (47) und Sportchef Christoph Roquette (41). „Uns jungen Spielern wurde direkt viel Verantwortung übertragen. Dazu war die Atmosphäre im Team sehr gut, was mir geholfen hat", sagt Bom.

Schon vor Saisonbeginn hatte er vorzeitig sein Abitur geschafft, studiert seitdem „Data Science" an der Technischen Universität Hamburg. Auch an seinem künftigen Standort möchte er seiner akademischen Ausbildung weiter nachgehen.

Noé Bom, der weltreisende Basketballer

Probleme allein in der Fremde dürfte Bom nicht haben. Nein, er wird sie nicht haben. Dafür sorgt allein schon seine Biografie.

Im Schweizer Kanton Genf als Sohn eines Kameruners und einer Deutschen geboren, lebt der 1,90-Meter-Athlet für sieben Jahre im Senegal und weitere zwei Jahre in der Heimat seines Vaters, ehe er mit elf nach Hamburg zieht. Zum Basketball kommt Bom bei der BG Hamburg-West, spielt für die BG Halstenbek/Pinneberg, den Niendorfer TSV und seit 2019 in Wedel.

Die Zeit dort wird nun enden. Fest steht aber auch: Kopfzerbrechen sollte das in Boms Umfeld niemandem bereiten.