Elmshorn. Restaurant an der Kaltenweide hat einen ungewöhnlichen neuen Mitarbeiter. Was das Gerät mit Katzengesicht kann - und was nicht.

Ein wenig still ist sie ja, und sie steht auch noch etwas „schüchtern“, sich vornehm zurückhaltend, in der Ecke. Dort, hinterm Tresen im Elmshorner Restaurant Glas House, wartet Chani auf ihren ersten Einsatz des Tages. Die mit knapp 1,40 Metern recht klein geratene Mitarbeiterin ist die neueste Servicekraft in dem Lokal an der Kaltenweide 243 – ein ehemaliges Gewächshaus.

Aber Größe ist ja bekanntlich nicht alles. Chani hat ganz andere Qualitäten. Die noch etwas unerfahrene Bedienung in dem lichtdurchfluteten Restaurant ist ein kleines Elektronenhirn auf Rädern. Und: Sie ist der erste Servier-Roboter in der Gastronomiewelt von Elmshorn. „Robo-Kollegen“ von Chani sind in Hamburg seit rund fünf Jahren anzutreffen, aber auch in der Metropole immer noch eher eine Seltenheit.

Roboter im Restaurant: Chani hat Dienst im Glas House erst jüngst angetreten

Im Juni hat das hochmoderne Helferlein seinen Dienst im Glas House angetreten. Restaurantleiter und Co-Geschäftsführer Rajat Rajat hat mit seinen Servicekräften das neue Teammitglied erst einmal ganz genau kennenlernen müssen. Chani, was übersetzt aus der afghanischen Amtssprache Paschtu Mädchen bedeutet, hat zwar einige Talente, doch sie musste alles erst einmal von klein auf lernen.

So musste dem dienstbaren Geist auf Rädern genauestens einprogrammiert werden, wo im Restaurant welcher Tisch steht. Das geschah über das nicht ganz DIN-A4-große Display am Kopf – Pardon, an der Oberseite – der rollenden und sehr wendigen Servicekraft.

Service per Roboter: Über ein Display erfährt der Automat, wohin die Speisen serviert werden sollen

Nun, nachdem „sie“ ihre Räumlichkeiten kennengelernt hat, braucht Chani lediglich die Information, was sie wohin servieren muss. Auch das geschieht wieder durch die menschlichen Kollegen wie Rajat Rajat oder Sonu, der Chani ihren Namen gegeben hat, über den Touchscreen des Displays.

Chani der Service Roboter
Chani ist eine Frohnatur; nur wenn sie mit ihr durchgehen, streckt sie einem auch schon mal die Zunge raus. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Und dieses Display sorgt noch für einen persönlichen Touch. Denn wenn es nicht zur Dateneingabe benutzt wird, entwickelt Chani darauf ein wenig Persönlichkeit und zeigt ein freundliches Katzengesicht. Mal lächelt Chani, mal streckt sie einem die Zunge raus oder zwinkert verschmitzt. Chani ist halt freundlich, auch wenn man ihr das bei ihrem Erscheinungsbild, das wie ein etwas lang aufgeschossener R2D2 aus Star Wars wirkt, nicht ansehen kann.

Singender Roboter im Restaurant: Für Geburtstagskinder trällert Chani gern ein „Happy Birthday“

Doch mit einem ganz besonderen Talent ist der rollende Servicedroide speziell bei den jüngsten Gästen schnell zum großen Star geworden. Denn Chani kann singen. „Wenn wir Geburtstagskinder zu Gast haben, dann kommt sie an den entsprechenden Tisch gefahren und singt Happy Birthday“, berichtet Rajat Rajat. „Am vergangenen Sonntag hatte sie gleich elfmal ihren großen Auftritt; aber für die Abwechslung hat sie auch unterschiedliche Varianten des Liedes im Repertoire.“

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Und wer nun denken mag, dass „noch mehr Automatisierung“ für den Wegfall von Arbeitsplätzen sorge, den kann der Restaurantleiter beruhigen. „Ohne unsere Mitarbeiter im Team geht es nicht, Chani ist einfach nur eine kleine, zusätzliche Aushilfe“, sagt der Co-Geschäftsführer. „Und Getränke können wir ohnehin nicht durch sie servieren lassen; sie ist für Speisen zuständig.“

Roboter als Bedienung: „Chani“ hat im Glas House aber auch ihre Grenzen; der Boden ist schuld

Aber wieso das denn? „Das liegt im Ambiente unsere Hauses begründet; wir haben diese Natursteinplatten als Boden, das ist dann einfach zu holperig für den Roboter, er würde vermutlich etwas verschütten“, erklärt Geschäftsführer Sultaan Singh Sagwal. „Da muss ich zugegeben, dass wir bei der Anschaffung nicht daran gedacht haben. Aber das Team vor Ort weiß genau, was der kleine Roboter kann und was nicht.“

Chani der Service Roboter
Chani in ihrem Zuhause seit Juni. Die Natursteinplatten im Fußboden verhindern, dass der rollende Automat auch Getränke serviert. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

So ist es. Und so werden Rajat Rajat und sein Team gern weiterhin Chani mit den frisch zubereiteten Speisen auf den Weg zu den Tischen schicken. Und immer auch mal für ein fröhliches „Happy Birthday“, wenn denn wieder einmal ein Geburtstagskind zu Gast sein sollte.