Wedel. Aufregung im Tonnenhafen: Feuerwehr, THW und Landesküstenschutz waren vor Ort. Warum die Einsatzkräfte vom Ernstfall ausgingen.
Wegen einer Schiffshavarie auf der Elbe läuft Schweröl aus – und kontaminiert den Fluss. Die Brühe treibt auf Uferbereiche und die angrenzenden Häfen zu. Unter anderem ist der Tonnenhafen in Wedel betroffen. Dieses Horror-Szenario beschäftigte am Dienstagabend etliche Retter. Nicht grundlos warnte die Umwelt-Organisation Greenpeace unlängst vor veralteten russischen Öltankern, die die Ostseeküsten gefährden.
Doch auf dem Gelände des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Elbe-Nordsee probten die Einsatzkräfte nur diesen Ernstfall. Feuerwehren aus Wedel und Glückstadt, das THW Pinneberg sowie der Landesbetrieb für Küstenschutz waren gemeinsam im Einsatz.
Öl-Alarm auf Elbe: Auch Wedel ist betroffen – gemeinsame Übung von THW und Feuerwehr
Während des Szenarios kamen Arbeitsboote, Ölsperren auf dem Wasser und ein sogenannter Skimmer, der an der Wasseroberfläche das Öl vom Wasser trennt und in einen Container an Land abpumpt, zum Einsatz.
Als Alternative für den Ölteppich kippten die Übungsteilnehmer doch lieber ungesüßtes und ungezuckertes Popcorn ins Elbwasser des Hafenbeckens. Es waren zwei große Säcke mit zehn Litern Popcorn. Etwa ein halbes Kilo der Masse schwamm im Fluss. Die aufgequollenen Maiskörner haben eine etwas höhere Dichte als Wasser und schwimmen eine ganze Weile an der Wasseroberfläche - einem Ölteppich durchaus ähnlich.
Übung: „Komplexer Schadstoffunfall“ an der Elbe – auch Wedeler Tonnenhafen betroffen
„Ich bitte um Vorsicht. Es geht hier nicht um Schnelligkeit bei dieser Übung“, sagte Einsatzleiter Jörg Brokmann vom LKN.SH. Simuliert wurde ein „komplexer Schadstoffunfall“ (KSU). Im Ernstfall hätten sich durch das leckgeschlagene Schiff etwa fünf bis acht Tonnen Schweröl IFO 30 im Tonnenhafen ausgebreitet.
Die gut 50 Teilnehmer probten den vorab einstudierten Umgang mit den Geräten für die Ölschadensbekämpfung, etwa beim Ausbringen der schwimmenden Ölsperren mit dem Boot. Ein weiteres Übungsziel sei laut offizieller Mitteilung die Optimierung der Zusammenarbeit der beteiligten Einheiten, Behörden und Organisationen sowie die Kommunikation untereinander.
Einmal im Jahr werden solche Großübungen an der Elbe trainiert
Einmal im Jahr würden laut Brokmann solche Großübungen an der Elbe durchgeführt. „Die Koordination für die Terminabstimmung dauert schon ein wenig, damit alle Einheiten zur Verfügung stehen“, so der Einsatzleiter. An der Elbe werde zudem nur bei auflaufendem Wasser, im Optimalfall bei Hochwasser solche Einsatzabläufe trainiert.
Bis zu 120 kleinere Unfälle mit Schadstoffen würden der Organisation in ihrer Rufbereitschaft jährlich gemeldet, beispielsweise beim Tanken übergelaufenes Schiffsdiesel.
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Die Übung am Wedeler Tonnhafen verlief reibungslos. Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) ist die zuständige Behörde für solche Gefahrenabwehren. Für die Ölbekämpfung werden spezielle Geräte vorgehalten, viele davon haben die fünf deutschen Küstenländer (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Bremen) gemeinsam beschafft.
Andere hat das Land Schleswig-Holstein gekauft und bei landeseigenen Ölwehren, beim THW und der Feuerwehr, stationiert. Bei größeren Schadenslagen werden die Geräte unter der Gesamteinsatzleitung des Havariekommandos in Cuxhaven eingesetzt.
Jährlich gibt es etwa 20 Übungen und Schulungen an Nord- und Ostseeküste, dem Nord-Ostsee-Kanal und der Elbe. Dazu gehören Übungen und Schulungen für den Führungsstab im Einsatz- und Lagezentrum (ELZ) in Husum, für die Einsatzleitungen vor Ort sowie Geräte- und Kommunikationsübungen mit Feuerwehren und dem THW.