Barmstedt/Kreis Pinneberg. Erneuerung der 90 Jahre alten Querung in Barmstedt wird abgelehnt. Stattdessen soll ein Damm her. Aber: Ist der genehmigungsfähig?

Es ist die bauliche Voraussetzung für die seit Jahren geplante Komplettsanierung der unter Denkmalschutz stehenden historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert auf der Rantzauer Schlossinsel. Doch die Barmstedter Politik tut sich weiterhin schwer, die mehr als 90 Jahre alte, marode Brücke zur Schlossinsel zu erneuern. Es ist die einzige Zufahrt. Ohne eine neue Brücke können die anderen Arbeiten nicht beginnen.

Nun hat der Bauausschuss zum wiederholten Mal die fertigen Pläne der Verwaltung abgelehnt. Es soll jetzt ein Damm statt einer Brücke gebaut werden, weil das kostengünstiger sein soll. Dass die Denkmalbehörde des Kreises Pinneberg dieser Billiglösung eher skeptisch gegenübersteht, scheint die Politik nicht sonderlich zu interessieren.

Damm statt Brücke zur Schlossinsel: Politik hat sich jetzt entschieden

„Die Ausführung als Damm wird weiter verfolgt“, heißt es in dem jetzt einstimmig gefassten Beschluss des Barmstedter Gremiums. Das Wort „nicht“ in demselben Satz, das die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage vorschlug, wurde kurzerhand gestrichen. Der Damm soll eine Nutzlast von 16 Tonnen auf die Insel ermöglichen und einen „respektvollen Kontrast zu der denkmalgeschützten Anlage“ auf der Schlossinsel darstellen, formulierten die Politiker auch diese Eigenschaft für die Brücke auf den Damm um.

Die 15 Meter lange und fünf Meter breite Schlossbrücke muss erneuert werden, bevor die Sanierungsarbeiten der denkmalgeschützten Gebäude auf der Barmstedter Schlossinsel beginnen kann. Etwa eine halbe Million Euro würde die Erneuerung der Schlossbrücke von 1932 kosten, wovon die Stadt Barmstedt ein Drittel zahlen müsste, Land und Bund würden die anderen zwei Drittel übernehmen.
Die 15 Meter lange und fünf Meter breite Schlossbrücke muss erneuert werden, bevor die Sanierungsarbeiten der denkmalgeschützten Gebäude auf der Barmstedter Schlossinsel beginnen kann. Etwa eine halbe Million Euro würde die Erneuerung der Schlossbrücke von 1932 kosten, wovon die Stadt Barmstedt ein Drittel zahlen müsste, Land und Bund würden die anderen zwei Drittel übernehmen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Dabei sollte die 15 Meter lange und fünf Meter breite Brücke schon im Frühjahr dieses Jahres erneuert sein. Im Herbst vorigen Jahres war dafür eigens ein ausführliches Gutachten erstellt worden, das den Bau einer neuen Brücke in vier Monaten Bauzeit von Februar bis Mai dieses Jahres vorsah. Während der Bauzeit sollte eine 20 Meter lange Behelfsbrücke von der Wassermühle über die Krückau errichtet werden, die den Besuchern weiterhin den Zugang zum Museum, zum Herrenhaus, zum Galerie-Atelier und zum Galerie-Café ermöglichen sollte, das ebenfalls renoviert werden muss.

Schlossinsel Barmstedt: Erneuerung der alten Brücke ist der Politik zu kostspielig

Ein Fachbüro hatte vor etwa vier Jahren die Kosten für den Brückenbau auf 330.000 Euro geschätzt, wovon zwei Drittel von Bund und Land übernommen worden wären. „Eine Erneuerung der baufälligen Inselbrücke ist dringend geboten, um neben einer geordneten Erschließung und Entsorgung der Gebäude auf der Schlossinsel auch den Baustellenverkehr der kommenden Erneuerungsmaßnahmen zu gewährleisten“, hieß es in der Expertise.

Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt muss nun erneut die fertigen Pläne für den Brückenbau in die Schublade legen und alles neu planen lassen.
Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt muss nun erneut die fertigen Pläne für den Brückenbau in die Schublade legen und alles neu planen lassen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Ein Hamburger Ingenieurbüro legte vor einem Jahr ein ausführliches Gutachten aller nötigen Arbeiten vor. Als sich herausstellte, dass eine neue Brücke fast 740.000 Euro kosten würde, zog die Barmstedter Politik die Notbremse und machte den Auftrag wieder rückgängig. Eine reine Fußgängerbrücke würde zwar eine Kostenersparnis von etwa 70.000 Euro bringen, errechnete das Ingenieurbüro, riet aber davon ab.

Gutachter warnte davor, nur eine Fußgängerbrücke zu errichten

Denn: „Sie verlieren dadurch viel Nutzen und bekommen statt einer Straßenbrücke nur eine lastbegrenzte Fußgängerbrücke. Die Nutzungsdauer soll 100 Jahre betragen. Die alte Brücke hat 93 Jahre gehalten, weil sie vermutlich für mehr als neun Tonnen schwere Fahrzeuge gebaut wurde.“

Der Bau einer Behelfsbrücke während der Bauzeit sollte zudem knapp 80.000 Euro kosten, die das Technische Hilfswerk in einer Pontonbauweise errichten und an die Stadt vermieten würde, hat die Stadtverwaltung dann im April ermittelt. Doch nun sollte plötzlich ein Damm statt einer Brücke gebaut werden, weil der angeblich nur 100.000 Euro kosten würde, entschied die Politik.

Genehmigung eines Damms statt Brücke sei „unwahrscheinlich“

Doch ein Damm würde sich kaum bei den Kreisbehörden durchsetzen lassen, erfuhr die Verwaltung über die Sommermonate. „Die Genehmigung dieser Variante durch die Denkmalschutzbehörde ist nach ersten Sondierungen unwahrscheinlich“, lautete die deutliche Aussage der Verwaltung dazu jetzt im September. Zudem sei fraglich, ob die Kreisumweltbehörde zustimme, wenn durch einen Damm der bisherige freie Zufluss von der Krückau in den Rantzauer See unterbrochen wird.

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„Die Brücke selbst steht nicht unter Denkmalschutz“, erklärt dazu Kreissprecherin Katja Wohlers. „Allerdings befindet sich die Brücke innerhalb des Umgebungsschutzbereiches der denkmalgeschützten Gebäude auf der Schlossinsel.“ Deshalb wurde die Denkmalschutzbehörde über das Ansinnen durch die Stadt Bramstedt informiert. „In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde um eine Visualisierung der geplanten Maßnahme gebeten, um Auswirkungen auf die Denkmäler einschätzen zu können“, so Wohlers weiter. „Bislang ist dazu aber keine Aussage getroffen worden – nicht in positiver und auch nicht in negativer Hinsicht.“

Barmstedter Bauamt muss nun erneut alles neu überplanen

Darum schlug die Verwaltung nun vor, eine Brücke zu errichten, die auf 16 Tonnen Traglast begrenzt wäre, was die Baukosten auf etwa eine halbe Million Euro reduzierte. Aber auch das fand keine Zustimmung der Barmstedter Politik. Nach dem Motto: „Augen zu und durch“ beschloss sie jetzt, einen Damm statt einer Brücke zu bauen.

Für Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt und ihre Kollegen bedeutet das, dafür nun ein neues Gutachten erstellen zu lassen und parallel die „unwahrscheinliche“ Genehmigungsfähigkeit beim Kreis abzuklopfen. „Wir brauchen jemand, der das statisch berechnet. Ich hoffe, dass wir bis zum Jahresende diese Pläne vorlegen können“, sagte die Bauamtsleiterin auf Abendblatt-Nachfrage dazu.

CDU-Politiker Torsten Gross: „Wir drehen uns permanent im Kreis und kommen nicht einen Millimeter voran.“
CDU-Politiker Torsten Gross: „Wir drehen uns permanent im Kreis und kommen nicht einen Millimeter voran.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Diese Verzögerungstaktik der Politik wird nicht von allen geteilt. So warnte der CDU-Kommunalpolitiker Torsten Gross während der Ausschusssitzung seine Kollegen: „Wir müssen ein bisschen Gas geben und das Projekt endlich nach Hause bringen, damit wir die Zuschüsse von Land und Bund wirklich bekommen und mit dem Nutzungskonzept der Schlossinsel endlich loslegen können“, kritisieret er. „Wir drehen uns permanent im Kreis und kommen nicht einen Millimeter  voran.“