Barmstedt. Vor allem das touristische Aushängeschild der kleinsten Stadt im Kreis Pinneberg steht im Fokus. Was sonst noch in der Stadt anliegt.
Kleine Stadt, große Pläne: Barmstedt, die kleinste Stadt im Kreis Pinneberg, will im Jahr 2024 vor allem auf der Schlossinsel Rantzau Hand anlegen. Brücke, Schlosscafé, Freibad oder Tourismusinformation - alles Projekte für das Kleinod.
Doch auch in der Stadt selbst soll es vorangehen. Etwa mit einem neuen Gewerbegebiet, Eisstockschießen, dem Barmstedt-Gutschein und einer grundsätzlichen Belebung der Innenstadt. Wie das gelingen soll - das sind die Projekte für 2024.
1. Tourismusbüro im Museum: Die Stadt Barmstedt hat die Tourist-Information umgestellt und im Rathaus aufgelöst. Jetzt erhalten die Besucher der kleinsten Stadt im Kreis dort die wichtigsten Informationen über die Stadt, wo die Mehrzahl von ihnen auch als erstes eintrifft, nämlich auf der Schlossinsel im Rantzauer See. Im dortigen Museum der Grafschaft Rantzau, dem ehemaligen preußischen Amtsgericht, ist jetzt die Tourist-Info eingerichtet. Der Museumsverein stellt dafür jeweils zu den Öffnungszeiten sonnabends und sonntags jeweils von 13 bis 16 Uhr seine Leute dafür ab. Ein Dutzend Mitglieder ist dafür eigens geschult worden. Für die Übernahme der Aufgabe erhält das Museum für die die ehrenamtliche Arbeit etwa 1900 Euro im Jahr von der Stadt.
2. Eisstockschießen auf dem Marktplatz: Freunde des Wintersports können sich auf das Wochenende 20. und 21. Januar freuen. Dann wird es mitten auf dem Marktplatz in Barmstedt eine kleine künstlich angelegte Eisbahn geben, auf der Eisstockschießen gespielt werden kann. Ziel des Spiels ist es, seinen Eisstock so nah wie möglich an die etwa zwölf Zentimeter große Daube aus Gummi zu setzen oder sie von den gegnerischen Stöcken wegzuschießen. Der Spaß kostet rund 20 Euro je Team.
3. Brückensanierung zur Schlossinsel: Die knapp 100 Jahre alte historische Brücke, die die einzige Zuwegung zur Schlossinsel bildet, wird in diesem Jahr als erstes saniert. Die etwa 5,50 Meter breite und 20 Meter lange Brücke ist ein technisches Bauwerk aus dem Jahr 1932. Unterhalb der Brücke werden diverse Versorgungsleitungen für die Schlossinsel geführt. Um die Zuwegung zur Schlossinsel für Anwohner, Feuerwehr und Baufahrzeuge für die inselseitigen Gründungsarbeiten der Brücke zu gewährleisten, ist es erforderlich, für die Bauzeit eine Behelfsbrücke zu erstellen. Die Sanierung wird etwa vier Monate andauern und 330.000 Euro kosten, wovon Bund und Land zwei Drittel tragen.
4. Auswanderer-Ausstellung: Im April wird es die nächste Ausstellung im Museum der Grafschaft Rantzau geben. Der Museumsverein hat die Geschichte von Barmstedter Bewohnern nachgezeichnet, die nach Übersee, insbesondere in die USA ausgewandert sind. Die damals neue Dampfschifffahrt gab dieser Entwicklung Mitte des 19. Jahrhunderts einen kräftigen Schub. „Die meisten Auswanderer haben in der neuen Welt ihr Glück gesucht“, sagt Michael Theilig vom Museumsverein. Als Nichterben des elterlichen Hofes konnten die Angehörigen von Bauernfamilien hierzulande ihren Unterhalt nicht bestreiten und mussten weg aus Barmstedt. In den USA bekamen die weißen Siedler das Land oft kostenlos. Die indigene Bevölkerung wurde vertrieben.
5. Schlossgefängnis-Café: Das seit mehr als einem Jahr verwaiste Schlossgefängnis-Galeriecafé soll endlich wieder seinen Betrieb aufnehmen. Die Stadt Barmstedt hat Mitte des vorigen Jahres mit dem erfahrenen Gastronomen Armin Taebi, der bereits in Appen ein Restaurant betreibt, einen Pachtvertrag für zunächst fünf Jahre geschlossen, der zweimal auf bis zu 15 Jahre verlängert werden kann. Es soll ein Café mit Restaurantspeisen werden, kündigte Taebi an. „Wir werden daraus ein schnuckeliges kleines nettes Restaurant machen, in dem sich unsere Gäste wohlfühlen werden.“ Der historische Charakter des fast 200 Jahre alten Gebäudes soll dabei erhalten bleiben. Es müssen noch Umbauarbeiten stattfinden und die elektrischen Leitungen erneuert werden. Wann genau Eröffnung sein wird, steht noch nicht fest. Derselbe Betreiber wird auch das Restaurant Zum Bootssteg am Rantzauer See übernehmen, das rund 80 Jahre lang die Familie Penns geführt hat.
6. Azubi-Speed-Dating: Zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt veranstaltet die mit 1000 Schülern größte Schule Barmstedts, die Gottfried-Semper-Gemeinschaftsschule, ein sogenanntes „Azubi-Speed-Dating“. Dazu sind die 140 Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen am 25. Januar eingeladen, etwa ein Dutzend Betriebe, die zwei Dutzend Ausbildungsberufe anbieten, sich aus nächster Nähe anzuschauen. „Wir müssen unseren Schützlingen einen kleinen Schubs geben“, sagt Maren Nerlich, die an der Schule für Berufsorientierung zuständige Lehrerin.
7. Flüchtlingsbetreuung: Die etwa 260 zurzeit in Barmstedt in etwa 56 Häusern und Wohnungen dezentral untergebrachten Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Kriegsgebieten und Asylbewerber werden weiterhin im sogenannten „Leuchtturm“ in der Reichenstraße 3 ehrenamtlich betreut. Der Verein bietet ihnen Hilfe bei den Behörden oder der Suche nach Wohnraum, Kindergartenplätze, Schule, Ausbildung und Arbeit an. Auch Sprachkurse werden vermittelt, Gesprächskreise für geflüchtete Frauen, Hausaufgabenhilfen und Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene angeboten. Die Kleiderkammer und die Fahrradwerkstat würden sehr gut angenommen, sagt Sprecherin Marina Quoirin-Nebel. „So viele Flüchtlinge hatten wir bisher noch nie in Barmstedt“, sagt Bürgermeisterin Heike Döpke. Die Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Verein und der Caritas laufe gut. „Wir suchen aber noch Räume für Sprachkurse.“
8. Digitalisierung der Verwaltung: Das interne Rechnungswesen in der Stadtverwaltung wird digitalisiert. Um die Abwicklung der jährlich etwa 55.000 Rechnungen für die Stadt und die mitverwalteten vier Dörfer im Amt Hörnerkirchen einfacher und schneller zu handhaben, werden diese bereits intern eingescannt und digital bearbeitet. „Wir wollen das verstärkt angehen“, kündigt Bürgermeisterin Döpke an. „Im Moment hakt das eher von oben.“ Auch wenn Termine im Rathaus jetzt online vereinbart werden könnten, „bleiben wir natürlich ein offenes Rathaus für unsere Bürgerinnen und Bürger“. Wer bekommt, werde bedient.
9. Stadtbücherei: In diesem Jahr wird sich wohl endlich die Standortfrage der Stadtbücherei klären. Eine kleine Mehrheit aus SPD, Grünen und BALL hatte 2022 durchgesetzt, dass diese auf der grünen Wiese auf dem Wischhof am Humburg-Haus in der Chemnitzstraße neu errichtet und somit in die Innenstadt verlagert werden soll. Durch die Kommunalwahl haben sich die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten von CDU und FWB verändert, die für eine Sanierung der Stadtbücherei am jetzigen Standort im Holstenring 10 plädierten. Für die Sanierung mit dem nötigen Anbau rechnet die Verwaltung mit Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Der neuen Büchereileiterin Kristin Kong, die am 1. Dezember nach monatelanger Vakanz ihre Arbeit anfing, wird allerhand organisatorisches Geschick abverlangt werden.
10. Neubau Grüne Wolke: Der schon seit Jahren geplante Neubau der gemeinnützigen Gesellschaft „Grüne Wolke“ wird in diesem Jahr endlich konkret. Bis zum Frühjahr soll der Bebauungsplan für den neun Standort am Ende der Norderstraße fertig sein. Dann könnte er in die Verhandlungen mit den Kostenträgern einsteigen, sagt Mark Elahi, der die Einrichtung leitet, die in der Austraße 19 zehn schwerstbehinderte Menschen im Alter von 19 bis Mitte 70 betreut. Der ebenerdige Neubau mit etwa 800 Quadratmetern für Einzelzimmer, Büros, Küchen und Besprechungsräume wird wohl mehr als zwei Millionen Euro kosten und von der Eingliederungshilfe finanziert. Das alte Gebäude der 40 Jahre alten Einrichtung in der Austraße ist mehr als 100 Jahre alt und weder barrierefrei noch entspricht es den heutigen gesetzlichen Anforderungen für diese Betreuung.
11. Feuerwache in Barmstedt: Der geplante Neubau der Feuerwache an der Lutzhorner Landstraße/ Ecke Steinmoorweg soll jetzt endlich mit der Ausschreibung starten. Zudem ist geplant, dort auch die neue Polizeiwache unterzubringen. Über die Mietverträge verhandelt die Verwaltung mit der Landesregierung. Die alte Feuerwache von 1973 in Barmstedt an der Marktstraße ist längst zu klein geworden. Darum plant die Stadt nun schon seit sechs Jahren, eine neue Wache für die 65 aktiven Feuerwehrleute zu bauen. Gebaut werden soll auf einem 5500 Quadratmeter großen Areal eines ehemaligen Baumschulbetriebes. Dafür waren bereits 450.000 Euro an Planungskosten in den Haushalt eingestellt. Der Neubau würde die Stadt einschließlich der Polizeiwache nach neuesten Schätzungen fast 20 Millionen Euro kosten.
12. Neues Gewerbegebiet: Auch die Planung für das neue Gewerbegebiet an der Lutzhorner Landstraße (nördlich des Friedhofs) sei auf einem guten Weg, sagt Bürgermeisterin Döpke. Die ersten Grundstücksverhandlungen mit Interessenten liefen. Es sollen 15 Hektar Fläche erschlossen werden, die in erster Linie Barmstedter Unternehmen zur Verfügung gestellt werden sollen, die expandieren möchten. Die Stadtwerke Barmstedt werden jetzt den Stromanschluss dorthin verlegen. Dafür müsste in Heede noch ein Umspannwerk errichtet werden. Auch der Abwasserzweckverband wird noch eine neue Druckleitung dorthin verlegen. Die Erschließung soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.
13. Belebung der Innenstadt: Dem zunehmenden Leerstand von Geschäften in der Innenstadt soll jetzt gezielt mit vereinten Kräften begegnet werden. Darum soll ein Beirat gebildet werden, der einen ehrenamtlicher Leerstands-Manager auswählt. Ein entsprechender Antrag aller fünf Ratsfraktionen ist bereits beschlossen worden. Im Februar will die Stadtvertretung aus jeder Fraktion einen Vertreter in den Beirat berufen. Ziel soll es sein, zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt und dem örtlichen Handel- und Gewerbeverein ein Leerstandskataster zu erstellen und Maßnahmen zu entwickeln, um „die zunehmende Verödung der Innenstadt“ zu verhindern und „die Belebung der Innenstadt Barmstedts voranzutreiben“.
14. Fitnesspark am Freibad: Der geplante Outdoor-Fitnessplatz auf dem Freibadgelände soll in diesem Jahr auch endlich realisiert werden. Sportgeräte von bis zu 150.000 Euro werden dort installiert. Durch Fördermittel von Kreis und Land soll der finanzielle Anteil der Stadt maximal 18.000 Euro betragen.
15. Stellplätze für Wohnmobile: Am Roissy-en-Brie-Platz sollen etwa zehn befestigte Standplätze für Wohnmobile geschaffen werden, die von Besuchern der Stadt genutzt werden können, die mit ihrem Caravan nach Barmstedt kommen möchten. Das soll die touristische Attraktion der anerkannten Erholungsstadt verbessern. Für den Ausbau des Areals mit Sandstellplätzen und der Technik stehen rund 160.000 Euro zur Verfügung.
16. Feuerwache in Brande-Hörnerkirchen: Das Grundstück an der Steinstraße/Osterhorner Weg am Ortsausgang von Brande-Hörnerkirchen hat das Amt Hörnerkirchen bereits erworben. Dort soll eine neue Feuerwache errichtet werden, in der fünf Fahrzeuge und die Umkleideräume für die Feuerwehrkameraden aus Bokel, Osterhorn und Brande-Hörnerkirchen Platz haben werden. Die Feuerwache in Westerhorn bleibt wegen des dortigen Bahnhofs und der Bahnstrecke aus Sicherheitsgründen erhalten und wird mit 1,5 Millionen Euro ertüchtigt. Die Verwaltung geht inzwischen von bis zu sechs Millionen Euro Baukosten aus.
17. Neue Kita in Brande-Hörnerkirchen: In diesem Jahr soll auch der neue Kindergarten in Brande-Hörnerkirchen für die Gemeinden des Amtes gebaut werden. Es sind 90 Plätze und eine offene Ganztagsschule geplant. Die Baukosten haben sich nach neuesten Schätzungen auf bis zu sieben Millionen Euro erhöht.
18. Kindergarten in Hemdingen: Nachdem Langeln und Bilsen nun ausgestiegen sind, planen die Gemeinden Hemdigen und Heede nun den neuen Kindergarten auf dem Gelände der Grundschule in Hemdingen allein. Es sollen darin dann je nach Genehmigung vom Kreis Pinneberg zwei bis vier Kindergartengruppen betreut werden, kündigt Hemdingens neuer Bürgermeister Bernd Sommer an. Auch eine neue Sporthalle ist geplant. Die alte ist seit Sommer wegen Baufälligkeit gesperrt. Zudem soll die Schule mit ihren 124 Grundschülern eine Mensa für die Ganztagsbetreuung erhalten, an der bislang 43 Kinder teilnehmen. Bürgermeister Sommer geht von Baukosten von zehn Millionen Euro aus.
19. Neuer Kindergarten in Langeln: Die beiden Gemeinden Bilsen und Langeln errichten jetzt am Gemeindezentrum in Langeln einen neuen Kindergarten. Darin sollen künftig 50 Kinder in zwei Elementar- und einer Krippengruppe betreut werden. Langelns Bürgermeister Bernhard Froh rechnet mit Baukosten in Höhe von 500.000 Euro für jede Gruppe. Baubeginn soll im Herbst sein. Es würden 400 Quadratmeter an Räumen auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück benötigt. Betreiber der Kita soll die Johanniter-Unfallhilfe werden, die bereits die Übergangs-Kita betreibt.
Das wurde aus den Projekten in Barmstedt 2023
Die meisten Projekte in Barmstedt und seinem Umland aus dem Vorjahr stehen in diesem Jahr auf Wiedervorlage, weil sie noch nicht realisiert werden konnten. Das geplante Archiv, das die Dokumente und die Heimatgeschichte von Barmstedt und den Ämtern Rantzau und Hörnerkirchen aufbewahren sollte, ist im Moment gar nicht mehr zu realisieren. Dafür sollte ein ehemaliger Bauernhof in Heede an der Hoffnunger Chaussee entsprechend umgebaut werden. Doch die veranschlagten Baukosten explodierten, die mal auf 500.000 Euro geschätzt wurden. Zudem sind dort jetzt geflüchtete Menschen untergebracht, sodass ein Umbau im Moment ohnehin nicht in Frage kommt. Das Stadtarchiv bleibt also erst einmal weiterhin am Küsterkamp.
Auch die geplante Solarstromanlage auf dem Dach des Barmstedter Rathauses ließ sich nicht realisieren. Das Flachdach böte dafür nicht die nötige Stabilität, teilt die Verwaltung mit. Immerhin konnten an der Düsterlohe, östlich der Straße Bornkamp gegenüber der neuen Kita Lütte Lüüd und hinter dem Sportplatz gelegen, ein weiteres Baugebiet für etwa fünf Einfamilienhäuser ausgewiesen werden. Auch die Straße Düsterlohe, an der auch die Jugendbildungsstätte des Kreisjugendringes liegt, ist komplett erneuert worden. Im Seniorenpark am Rantzauer See, wo rund 90 pflegebedürftige alte Menschen betreut werden, hat die vorherige Pflegedienstleiterin Diane Ahrens die Heimleitung übernommen.