Uetersen. In Uetersen werden rare Aufnahmen gezeigt. Begleitend beleuchtet nun ein Historiker, wie Fotografie zur Massenware wurde.
- Großes Interesse an weitgehend unbekannten Aufnahmen aus Hamburg
- Fachvortrag an diesem Sonntag, 10. November, über die Geschichte der Fotografie
- Museum Langes Tannen bringt historische Schätze ans Licht
Großmütter dürften dort damals gern gebadet haben. Und die Alster fror in diesem „damals“ auch noch so stark zu, dass Fahrzeuge darauf rollen konnten. Diese Bilder belegen das! Denn viele Erinnerungen werden in diesen Wochen über alte Schwarz-Weiß-Fotografien aus Hamburg, dem Hafen, der Elbe und der Alster ausgetauscht. Und das geschieht nicht mitten in der Hansestadt, sondern weit draußen in Uetersen.
Die Kunsthistorikerin Dr. Ute Harms hat die Aufnahmen aus der Sammlung von Uwe Ludwig (80) ausgewählt und im Museum Langes Tannen ins richtige Licht gesetzt. Damit traf sie den Nerv der Zeit, sich mit der lokalen Geschichte zu beschäftigen. Nun will sie noch mehr Licht ins Dunkel der Geschichte der Fotografie bringen und hat dafür den Historiker Dr. Jan Zimmermann eingeladen. Er erzählt am Sonntag, 10. November, von 15 Uhr an, „wie das Foto zur Massenware wurde“.
Hamburg in Schwarz-Weiß: Ausstellung mit raren, historischen Bildern
Wie kam diese Verbindung von Hamburg und Uetersener zustande? 14 Jahre ist es her. Da zeigte die promovierte Kunsthistorikerin in der Museumsscheune, die 2021 einer Brandstiftung zum Opfer fiel, und im Herrenhaus der Parkanlage Langes Tannen die wunderschönen Brückenbauwerke Hamburgs. Dabei lernte sie den Kunstsammler Uwe Ludwig, geboren 1944, kennen. Auch seinerzeit steuerte er einige Fotos dazu. Jetzt hat Ute Harms es geschafft, sich einen Überblick zumindest über die historischen Aufnahmen aus der Hansestadt zwischen 1860 und 1927 zu verschaffen.
Bis zuletzt feilte Museumsleiterin Ute Harms daran, welche Bilder die stärkste Wirkung haben. Die ausgewählten Aufnahmen zeigen beispielsweise die Aufbauphase der Innenstadt nach dem großen Brand 1842 und den Bau eines großen Kontorhauses inmitten eines Gängeviertels. Beeindruckend auch die Bilder vom Bau des Chile-Hauses.
Betrachter sollen Gebäude und Stadtteile wiedererkennen
„Mir ist wichtig, dass die Betrachter Gebäude und Stadtteile wiedererkennen“, sagt die Kunsthistorikerin. Um das Gesehene gut einordnen zu können, hat Ute Harms kurze Erläuterungen zu den Bildern aufgeschrieben. Bei der Ausstellungseröffnung erzählten sie, der Hamburger Museumswissenschaftler Sven Schumacher sowie der Sammler ausgiebig über die Aufnahmen und die alte Technik der Bilddrucke.
Auch ein Stück ihrer eigenen Geschichte kann Ute Harms zu den Bildern aus Hamburg beisteuern. Eine Aufnahme zeigt ein Fahrzeug in den 20er-Jahren auf der zugefrorenen Alster. „Dahinter ist das Uhlenhorster Fährhaus zu sehen, wo mein Vater gern getanzt hat“, berichtet die Museumsleiterin.
Hamburger Augenblicke vom Schweine- über den Pferde- zum Hopfenmarkt
Spannend sind auch die Aufnahmen und Geschichten zum Schweinemarkt an der Steinstraße, den Pferdemarkt und den Hopfenmarkt an der Nikolaikirche, einst die Hauptkirche Hamburgs und heute das Mahnmal gegen die Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-45. Und wer weiß schon noch, dass sich auf der Alster nahe dem heutigen Hotel Atlantic eine Badeanstalt befand.
Auf den Bildern sind die gravierenden Veränderungen in der City zu erkennen, wo Büros die Wohnungen verdrängen. „Die Fotos zeigen aber auch, dass der damals baulich angelegte repräsentative Charakter von Teilen des Innenstadtbereichs, vor allem um die Alster, bis heute bewahrt ist“, sagt Museumsleiterin Ute Harms.
Uwe Ludwig entwickelt seine Leidenschaft zum Sammeln schon als Kind
Die Fotos bilden nur einen Bruchteil der Sammlung, die Uwe Ludwig gehört. Er hat schon als Junge seine Leidenschaft zum Sammeln entdeckt und damals mit seinem Bruder bei Ebbe die Ufer der Oste abgegrast, wo Anlieger sich alter Sachen bis hin zu einem Pflug entledigten. Später kamen Briefmarken und Schellackplatten dazu.
Um 1990 herum entdeckte Ludwig seine Leidenschaft für die Fotografie. Seit vielen Jahren ist er Händler und sachkundiger Kunde auf dem weltgrößten Fotoflohmarkt in Bièvres bei Paris. Wer mit dem Sammler Kontakt aufnehmen will, erreicht ihn am besten per Mail. Wer mit ihm spricht, wird in jedem Fall reicher, reicher an Geschichten aus Hamburg und der Welt.
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Das Museum Langes Tannen liegt an der Heidgrabener Straße 1 in Uetersen. Es ist mittwochs, sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, ebenso wie das benachbarte Café Langes Mühle. Die Hamburger Bilder werden bis Ende des Jahres in der Rosenstadt ausgestellt.