Uetersen. Nach Zank und Kritik aus Politik und Nachbarschaft startet der Wiederaufbau des Kulturzentrums im Park Langes Tannen mit einer Neuerung.
Kulturfreunde in Uetersen und der Region atmen auf. Die Stadt Uetersen beginnt im September mit dem Wiederaufbau der schwer beschädigten Museumsscheune Langes Tannen. Sie war durch Brandstiftung im Oktober 2021 zerstört worden, zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre. Nun soll das 1762 errichtete Gebäude besser geschützt werden.
Bürgermeister Dirk Woschei und Museumsleiterin Ute Harms hatten in der Brandnacht fassungslos miterleben müssen, wie sich die Flammen durch das Reetdach ihrer wunderschönen Kulturstätte fraßen. Jetzt freuen sich beide auf die Neugestaltung. Anders als nach dem ersten, verheerenden Brand 1990 können die Techniker und Handwerker dieses Mal auf funktionsfähige Teile des Gebäudes aufbauen.
Nach Feuer: Dachpfannen statt Reet sollen besser vor Brandstiftern schützen
Anders wird auch ein Kernelement des geschichtsträchtigen Bauwerks: das Dach. Statt mit Reet soll es jetzt mit Pfannen gedeckt werden. Das ist auch eine Schutzmaßnahme: Wenn der Naturstoff Reet erstmal Feuer gefangen hat, ist der Brandherd gewaltig und kaum zu löschen.
Im Oktober 2021 war durch „das schnelle und vorbildliche Handeln der Feuerwehr“ (Bürgermeister Dirk Woschei) der untere Teil der denkmalgeschützten Museumsscheune gerettet worden. Um das Gebäude vor weiteren witterungsbedingten Schäden zu schützen, wurde die Ruine nach dem Brand mit einem provisorischen Blechdach ausgestattet. „Ziel des Wiederaufbaus ist es, den Ursprungszustand der Scheune mit Pfanneneindeckung statt Reet möglichst genau zu treffen“, heißt es von Seiten der Stadt Uetersen.
Arbeiten für den Wiederaufbau beginnen im September
„Das Bauschild steht; als Nächstes wird die Scheune eingezäunt und eingerüstet“, erklärt Winfried Benn, Leiter der Hochbauabteilung der Stadtverwaltung. „Sofern möglich, arbeiten die Gewerke in den kommenden Wochen gleichzeitig und Hand in Hand. So werden die Stahlteile derzeit verzinkt, und das Holz ist bereits bestellt.“
Bevor der eigentliche Wiederaufbau beginnen kann, werden zunächst die tatsächlichen Brandschäden im Inneren der Scheune unterhalb des aus Schutzgründen angebrachten Blechdaches begutachtet. Als Bauleiter wird darauf Nils Lass vom Acrchitekturbüro Butzlaff & Tewes achten. Die verbrannten Stellen werden abgetragen und die Steine vom Ruß befreit.
Bürgermeister hofft auf Richtfest für neuen Dachstuhl Ende September
Erst während der Begutachtung wird sich zeigen, welche Bauteile noch genutzt werden können und welche angefertigt werden müssen. Hierdurch kann der Zeitplan auch nicht exakt vorhergesagt werden. Bürgermeister Woschei hofft, dass der Wiederaufbau Ende September gerichtet werden kann. Er sagt: „Im Idealfall wird das Blechdach entfernt und in einem Zug mit dem Dachstuhl ausgetauscht.“
Sobald das Gebäude wiederaufgebaut ist, muss das Inventar noch beschafft und die Scheune eingerichtet werden. Sobald ein konkreter Zeitpunkt für die Wiedereröffnung steht, wird zeitnah die Öffentlichkeit informiert. Das verspricht die Stadtverwaltung.
Ratsherr Köpcke: „Vorhaben wird lieblos nebenher betreut“
Fast zwei Jahre lang war über den Wiederaufbau in der Stadt gestritten worden. Noch Mitte Juni hatte Ratsherr Holger Köpcke (CDU, früher Bürger für Bürger, BfB) der Verwaltung vorgeworfen: „Das Vorhaben wird lieblos nebenher betreut.“ Er könne sich dank jahrelanger kommunalpolitischer Erfahrung kaum vorstellen, dass nun innerhalb weniger Monate alles gerichtet werden könne. Zudem drohe Uetersen Geld zu verlieren, weil die Versicherung nicht zeitlos die volle Summe für den Wiederaufbau vorhalte.
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Die Stadtverwaltung hatte den Vorwürfen im Sommer widersprochen. Der Zeitwert für das versicherte Gebäude sei bereits ausbezahlt. Ein Neuwert könne erst berechnet werden, wenn alle Ausschreibungen erfolgt seien. Aber diese Ergebnisse unterliegen laut Pressesprecherin Anna Winterberg „dem Geschäftsgeheimnis, genauso der Zeitwert“. Jetzt sind erstmal die Handwerker gefragt, zügig voranzukommen.