Kreis Pinneberg. Studie zum Arbeitsmarkt zeige laut Gewerkschaft dringenden Handlungsbedarf. Schon jetzt seien viele Arbeitnehmer unterbezahlt.
Kleine Veränderungen beim Mindestlohn würden großen Einfluss auf viele Arbeitnehmer im Kreis Pinneberg nehmen: Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsmarkt-Untersuchung, die die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Auftrag gegeben hat. Demnach fallen kreisweit etwa 15 Prozent aller Jobs unter die EU-Mindestlohnrichtlinie von 14 Euro. Mit diesen Ergebnissen will die NGG nun Druck auf die Politik ausüben und einen höheren gesetzlichen Mindestlohn fordern.
Den Ergebnissen der Studie des Pestel-Instituts zufolge arbeiten rund 8.000 Menschen aus dem Kreis Pinneberg im Mindestlohnsektor. Im Januar 2025 steigt der Mindestlohn zwar von 12,41 Euro auf 12,82 Euro, doch die Inflation und steigende Lebenshaltungskosten würden die Situation eher verschärfen als verbessern. „Es geht um mehr, als die Existenz zu sichern“, sagt NGG-Geschäftsführerin Anne Widder. „Der gesetzliche Mindestlohn muss reichen, um davon bei einer Vollzeitarbeit vernünftig leben zu können.“
Leiter des Pestel-Instituts: „Davon würden enorm viele Menschen profitieren“
Selbst durch die anstehende Erhöhung im Januar könne die EU-Richtlinie nicht erfüllt werden. Diese sieht vor, dass Menschen aus dem Mindestlohnsektor mindestens über mehr als 60 Prozent dessen verfügen, was die Gesamtbevölkerung als mittleres Einkommen verdient. Um die EU-Richtlinien zu erfüllen, „müsste der Mindestlohn schon jetzt in Deutschland bei rund 14 Euro liegen“, erklärt Widder.
Eine solche Erhöhung hätte weitreichende Folgen für die Berufstätigen aus Pinneberg und Umgebung. „Davon würden enorm viele Menschen profitieren. Im Kreis Pinneberg ginge der Lohn auf einen Schlag in rund 18.600 Jobs hoch“, so der Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günter.
NGG-Geschäftsführerin: „Die Jobs im Kreis Pinneberg aus dem Lohnkeller holen“
Seit der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 wird dieser heiß diskutiert. Vor allem die gestufte Erhöhung sorgt immer wieder für Ärger. Lag der Mindestlohn 2015 noch bei 8,50 Euro, wurde er bis ins Jahr 2024 meist nur um Centbeträge erhöht. Auch in der Politik wird er immer wieder zum Thema. Immerhin sieht sich die Gewerkschaft von höchster Stelle verstanden: „Wenn‘s nach dem Kanzler geht, dann soll das unterste Lohnniveau in zwei Schritten steigen - zunächst auf 14 Euro und dann auf 15 Euro pro Stunde“, so Widder.
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Sollte der Mindestlohn auf 15 Euro steigen, würden im Kreis Pinneberg sogar Arbeitnehmer in 24.500 Berufen profitieren. Auch die EU-Mindestlohnrichtlinie würde dann erfüllt sein. Deshalb müsse die Politik nun dringend handeln, so die Gewerkschaft. „Es arbeiten zu viele Menschen zu einem zu niedrigen Lohn. Das muss sich ändern. Ziel muss es sein, die Jobs im Kreis Pinneberg aus dem Lohnkeller zu holen“, gibt sich Widder bestimmt.