Quickborn. High-Tech für 35.000 Euro unterstützt Retter bei Waldbränden oder Massenunfällen auf der A7. Was das Gerät kann - und wer es bedient.

Die technische Revolution hat jetzt auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Quickborn Einzug gehalten. Neuerdings setzen die 110 aktiven Wehrkräfte bei ihren Einsätzen auch eine Flugdrohne ein. „Jetzt beginnt ein neues Zeitalter der taktischen Einsatzführung“, sagte Wehrführer Wido Schön bei der offiziellen Indienststellung des neuen High-Tech-Geräts in der Quickborner Feuerwache. Mit einer hochauflösenden Wärmebildkamera hat die Drohne 35.000 Euro gekostet, sagte Schön.

Die Einsatzmöglichkeiten für eine solche Flugdrohne seien vielfältig, erklärte der Wehrführer. „Wir können sie gut bei Waldbränden gebrauchen, um das Ausmaß des Flächenbrandes besser einschätzen zu können, oder wenn wir nach vermissten Personen suchen, die die Wärmebildkamera ebenso gut aufspürt wie verborgene Glutnester bei einem Schwelbrand“, erklärt Schön.

Feuerwehr Quickborn: Drohnen helfen, die Lage von oben einzuschätzen

„Das macht unsere Einsätze künftig schneller und sicherer.“ Der Wehrführer schätzt, dass die neue Drohne die Arbeit bei etwa jedem vierten Einsatz gut unterstützten könnte. 411 Einsätze hatte die Quickborner Wehr allein schon in diesem Jahr.

Bürgermeister Thomas Beckmann (dritter von rechts) zeigte sich beeindruckt von der neuen Flugdrohne, die ihm die Wehrführung und deren Piloten an der Quickborner Feuerwache fliegend vorstellten.
Bürgermeister Thomas Beckmann (dritter von rechts) zeigte sich beeindruckt von der neuen Flugdrohne, die ihm die Wehrführung und deren Piloten an der Quickborner Feuerwache fliegend vorstellten. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch für die Dokumentation der Einsätze und die Einschätzung der Lage für die Einsatzleitung böte die Flugdrohne den Brandbekämpfern ganz neue Möglichkeiten, führte Wehrführer Schön weiter aus. So könnten die Luftbilder der Drohne auch direkt in die Feuerwache gesendet werden, wo die Einsatzleitung sie in aller Ruhe „bei einer Tasse Kaffee“ analysierte, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, sagte Schön und schmunzelte dabei, weil es wohl eher selten zu ruhigen Einsätzen kommt.

16 Feuerwehrkameraden sind als Drohnen-Piloten ausgebildet

Seine erste Feuerprobe habe das neue Fluggerät der Freiwilligen Feuerwehr schon gemeistert, berichtete Schön. So konnte sie mit ihren Luftbildern gut das Ausmaß der brennenden Heuballen jetzt im Sommer in Bilsen oder das der Starkregenfälle Anfang August in Quickborn darstellen.

So sieht die Flugdrohne aus der Nähe am Boden aus, die die Freiwillige Feuerwehr Quickborn jetzt für Einsätze aus der Luft angeschafft hat.
So sieht die Flugdrohne aus der Nähe am Boden aus, die die Freiwillige Feuerwehr Quickborn jetzt für Einsätze aus der Luft angeschafft hat. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch als jüngst ein Jugendlicher wohl aufgrund einer Mutprobe auf den 40 Meter hohen Kran einer großen Baustelle geklettert sei, konnte die Drohne gute Hilfe leisten. Allerdings sei der junge, etwas lebensmüde Mann schon wieder verschwunden, als die Drohne das Führerhaus des Krans in schwindelerregender Höhe filmte.

Neue Technologie erfordert einen „Drohnen-Führerschein“

Die neue Technologie des Fluggeräts erfordere aber auch eine entsprechende Ausbildung und Zertifizierung derjenigen, die damit im Ernstfall versiert umgehen müssen. Insgesamt 16 Feuerwehrleute der Quickborner Wehr verfügten nun über den „Drohnen-Führerschein“, sagte Schön. „Sie sind nun als Drohnen-Piloten ausgebildet.“

Thomas Schröder von der Freiwilligen Feuerwehr Quickborn zeigt am Bildschirm, welche Bilder die Wärmebildkamera der neuen Flugdrohne liefern kann, wenn zum Beispiel Personen oder Tiere in unwegsamem Gelände gesucht werden.
Thomas Schröder von der Freiwilligen Feuerwehr Quickborn zeigt am Bildschirm, welche Bilder die Wärmebildkamera der neuen Flugdrohne liefern kann, wenn zum Beispiel Personen oder Tiere in unwegsamem Gelände gesucht werden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Dabei habe sich Kamerad Andre Treder besonders hervorgetan, immer wieder neue Verbesserungen und Einsatzmöglichkeiten vorgeschlagen. „Keiner ist so oft wie Andre damit geflogen. Bei uns heißt er jetzt „der mit der Drohne tanzt‘“, lachte Schön.

Wehrführer: Wir haben jetzt die modernste Drohne im Kreis Pinneberg

Auch auf Kreisebene wird schon länger auf den Einsatz von Flugdrohnen gesetzt, sagt Kreiswehrführer Stefan Mohr. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht und sie zum Beispiel bei einem Flächenbrand im Himmelmoor eingesetzt.“ Durch den Blick von oben sei der Schaden eines Ernstfalles meist viel besser als von unten auf der Erde einzuschätzen, erklärt Mohr.

Das gelte ebenso wie für das bereits genannte Aufspüren von versteckten Brandnestern auch für Massenunfälle auf der Autobahn sowie bei Hochwasser oder Deichbrüchen an der Elbe, erklärt Mohr.

Quickborns Wehrführer Wido Schön: Unsere neue Flugdrohne ist das technisch Beste, was es zurzeit auf dem Markt gibt.
Quickborns Wehrführer Wido Schön: Unsere neue Flugdrohne ist das technisch Beste, was es zurzeit auf dem Markt gibt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch die Ortswehren von Barmstedt oder Tornesch setzten schon diese modernen Fluggeräte bei ihren Einsätzen ein, sagt der Kreiswehrführer. „Unsere Drohne ist aber durch weitere technische Neuerungen die modernste im ganzen Kreis Pinneberg“, sagte Quickborns Wehrführer Schön. Nur auf Landesebene gebe es noch einige mehr dieser High-Tech-Fluggeräte, die der chinesische Marktführer  DJI unter dem Modellnamen  Matrice 350 RTK vertreibt.

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Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann freut sich über die technische Aufrüstung seiner Wehrkräfte. „Es geht hier in erster Linie um Gefahrenabwehr für unsere Bürgerinnen und Bürger.“ Durch die ersten gelungenen Flugeinsätze bei dem Starkregen oder dem Beinahe-Kranunfall habe sich die Anschaffung schon fast amortisiert, sagte Beckmann.

Dadurch, dass die Wehr den neu angeschafften Mannschaftstransportwagen zwei Jahre gebraucht gekauft und mit roter Folie zum Feuerwehrwagen beklebt hat, habe sie gut 30.000 Euro im Vergleich zum Neufahrzeug eingespart. Mit den 5000 Euro Zuschuss vom Land konnte so der Kaufpreis der neuen Drohne aufgebracht werden.