Quickborn. In einem Kurzfilm haben Jugendliche ihren Handy-Konsum kritisch beleuchtet. Der Streifen ist im Kino gezeigt worden - und kam gut an.

Voll besetzter Saal im Quickborner Beluga-Kino: Gezeigt wurde kein Hollywood-Blockbuster, sondern ein Kurzfilm, den Jugendliche aus Quickborn selbst inszeniert und gedreht haben. Das Thema überraschte sogar Stadtjugendpflegerin Birgit Hesse. „Wir wollten zeigen, dass wir auch viel Spaß haben können, wenn kein Handy mehr funktioniert und der Strom ausgefallen ist“, erklärte Joe Schlegel, einer der Hauptdarsteller des Films, der demnächst im Internet zu sehen sein soll.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema Medienkonsum die jungen Leute so umtreibt“, sagt Birgit Hesse, die selbst als Mutter mitspielt, die nicht von ihrem Smartphone lassen kann. „Aber das betrifft ja heute alle Altersgruppen unserer Gesellschaft: Keiner hört mehr richtig zu.“

Stadtjugendpflegerin Hesse: Keiner hört mehr richtig zu

Auf den Spielplätzen könne man beobachten, wie Kinder im Sand spielten, während deren Eltern komplett vertieft mit ihren digitalen Medien beschäftigt seien, sagt Hesse. Dabei sollten sich eigentlich Vorbilder für die Jüngeren sein, sagt sie. „Denn gute Kommunikation nichts mit Multitasking zu tun.“ Das sei eher eine Sache zwischen Sender und Empfänger, wenn sie denn auf einer Wellenlänge wären.

Stadtjugendpflegerin Birgit Hesse: „Der Film ist richtig gut geworden. Ich wusste nicht, dass das Thema Medienkonsum die jungen Leute so bewegt.“
Stadtjugendpflegerin Birgit Hesse: „Der Film ist richtig gut geworden. Ich wusste nicht, dass das Thema Medienkonsum die jungen Leute so bewegt.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Und so stellten die jungen Quickborner Filmemacher ihr Dilemma in dem 20-minütigen Streifen dar: Ein paar befreundete Jugendliche hatten zu Hause sturmfreie Bude, weil die Eltern unterwegs waren. Getränke und etwas zum Essen brachte jeder mit, als plötzlich der Strom ausfiel und kein Handyempfang mehr bestand.

Was passiert, wenn plötzlich kein Handy mehr funktioniert?

Dieses Horror-Szenario schreckte die jungen Leute aber nicht. Sie machten das Beste daraus, grillten Würstchen und machten Lagerfeuer auf der Terrasse. Und sie spielten begeistert „Mensch‘ ärgere dich nicht“ und sangen gemeinsam zur Gitarrenmusik, die sie auch selber machten. „Unterhaltungsprogramm back to the Roots“, wie Stadtjugendpflegerin Birgit Hesse sagt.

„Alles war improvisiert. Es gab nicht einmal ein Drehbuch“, staunte Birgit Hesse, die das Projekt mit einer Filmproduktionsfirma aus Ellerhoop begleitet und auch finanziert hat. So sind aus dem Budget der Quickborner Stadtjugendpflege 5000 Euro in den Filmdreh geflossen. Die Vorbereitung habe vier Monate gedauert, um Drehorte auszumachen, Charaktere und Figuren zu entwickeln und einen groben Drehplan zu entwerfen.

Im Abspann zeigten die Jugendlichen die Szenen, die schief gelaufen waren

Und es hat den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren sichtlich Spaß gemacht. Fast jede Szene im Film wurde im Kino mit großem Gejohle und Gelächter kommentiert. Und die jungen Amateur-Darsteller zeigten ihr Talent. Sogar der Abspann verlief recht professionell. Sogenannte Outtakes wurden gezeigt, also Szenen, in denen etwas schiefgelaufen war.

Lena Reimer, die zurzeit an der Hochschule in Flensburg Film & Media Arts studiert: „Ich möchte Film-Regisseurin werden.“
Lena Reimer, die zurzeit an der Hochschule in Flensburg Film & Media Arts studiert: „Ich möchte Film-Regisseurin werden.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Der Film ist richtig toll geworden“, lobte Birgit Hesse. Mit diesem Urteil war sie nicht allein. Auch Vizebürgermeister Eike Kuhrcke zeigte sich begeistert nach der Filmvorführung im Beluga-Kino. „Ein tolles Projekt. Der Film ist richtig gut geworden. Das haben die Jugendlichen echt gut hingekriegt. „Die lustigen Outtakes am Schluss waren ein krönender Abschluss“, befand Kuhrcke.

Die jungen Filmemacher lernten durch verschiedene Rollen den Perspektivwechsel

Neben der Story ging es vor allem darum, die Jugendlichen in die inhaltliche Filmentwicklung und Kameraarbeit mit Filmschnitt und Vertonung eines eigenen Films einzuführen. Ihrer Kreativität sollten sie vollen Lauf lassen und den Perspektivenwechsel durch die Übernahme verschiedener Rollen vor und hinter der Kamera trainieren, so Hesse. „Sie lernten den Blick durch die Kamera kennen und wie sie mit Licht und verschiedenen Objekten die Aufnahme beeinflussen können.“

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Für Lena Reimer, mit 20 die älteste unter den Quickborner Jungfilmern, soll dies nicht das letzte Filmprojekt gewesen sein. Zurzeit studiert die junge Frau an der Hochschule Flensburg im Studiengang Film & Media Arts. „Ich möchte gerne beruflich etwas mit Filmen machen“, sagt sie. In jüngeren Jahren wollte sie am liebsten Schauspielerin werden, sagt sie. „Jetzt interessiere ich mich mehr für die Arbeit hinter der Kamera und würde gerne Regisseurin werden“, sagte die junge Filmstudentin im Abendblatt-Gespräch.

Auf der Homepage der Quickborner Stadtjugendpflege ist der Film anzusehen: www.stadtjugendpflege-quickborn.de/bildergalerie/