Elmshorn. Der Wirtschafts- und Verkehrsminister spricht auf CDU-Veranstaltung bei Holz Junge. Wie die Stadt vom Batteriebauer profitieren kann.
Der unterhaltsame Abend mit vielen Lachern im Publikum ist beinahe schon vorüber. Mehr als eine Stunde hat der Hauptgast und -redner des Abends schon gesprochen, da fallen im Seminarraum im Obergeschoss der Niederlassung von Holz Junge die Worte, die Elmshorns Oberbürgermeister Volker Hatje wie das sprichwörtliche „Öl“ runtergehen. Heute ist das Stadtoberhaupt nur interessierter Zuhörer, das Feld gehört jemand anderem. Und was dieser sagt, gefällt nicht nur dem Oberbürgermeister.
Besagter Gast ist Claus Ruhe Madsen. Der schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus ist der Einladung von Elmshorns CDU gefolgt, um hier vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft, aber auch vielen interessierten Bürgern, über aktuelle Themen zu sprechen. Vorrangig soll es dabei um die Ansiedlung des Batterieherstellers Northvolt bei Heide und deren Auswirkungen gehen.
Northvolt-Effekt: Zuschauerfrage bringt die Antwort für Elmshorns nähere Zukunft
Das Batteriewerk, das in ungefähr zehn Jahren zu voller Leistung anwachsen soll, war dann auch über weite Stellen Inhalt des mit viel nordischem Humor durchsetzten Beitrags des aus Dänemark stammenden Ministers. Doch nun, als es dem Ende entgegengeht, kommt aus dem Plenum die Frage, deren Beantwortung dem unverändert aufmerksam lauschenden Elmshorner Bürgermeister ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Im Publikum hat sich der Elmshorner Andreas Müller erhoben und fragt: „Zum Thema Northvolt: Gibt es irgendetwas, das in Elmshorn realisiert werden könnte, was Northvolt unbedingt braucht?“ Diese klare Frage erntet prompt die erhoffte klare Antwort: „Das ist so einfach. Also wenn ihr hier Wohnungen baut, die werdet ihr restlos los“, sagt Claus Ruhe Madsen.
Northvolt und Elmshorn: Der Batteriehersteller wird Wohnraum benötigen
Diese Gewissheit habe der Minister im Gespräch mit dem Northvolt-Geschäftsführer Peter Carlsson erlangt. „Peter fragte mich, ob wir es denn in Schleswig-Holstein schaffen werden, während sie die Fabrik aufbauen, für die Mitarbeiter den entsprechenden Wohnraum zu bauen“, erinnert sich Madsen an diesen wichtigen Dialog. „Das ist Northvolt überaus wichtig; dieser Bedarf ist also gegeben.“
Während sich der Minister, der in seinen Ausführungen auch ausgiebig über die marode Infrastruktur im Land geklagt hat, wenige Minuten später zu seinem Auto begibt, reflektiert Volker Hatje noch über das Gehörte. Der Elmshorner Verwaltungschef hat die Gewissheit gewonnen, dass sein Baustadtrat Lars Bredemeier und er mit dem vor zwei Monaten vorgestellten Projekt des neuen Stadtteils Papenhöhe auf genau dem richtigen Weg zu sein scheinen.
Wohnungsbau für Northvolt: Oberbürgermeister mahnt Pragmatismus an
„Wir haben jetzt die Chance, unsere städtische Planung mit der Landesplanung in Einklang zu bringen“, sagt Hatje. „Die Kommunen, die in der Lage sind, dann, wenn die Leute dort Wohnungen brauchen, dann auch dort Wohnungen und Bauraum bieten zu können, die werden die Gewinner sein.“
Hatje mahnt aber auch in Einklang mit den zuvor gehört Ausführungen Madsens eine stringente Herangehensweise der Entscheidungsträger an. Der Minister hatte sich in einer längeren Passage seines Vortrags zu der in Deutschland vorherrschenden Regulierungswut mit ihren extrem langen Planungsphasen ausgelassen – stets mit mehr als nur einem Lacher aus dem Publikum auf seiner Seite.
Northvolt-Effekt: Deutsche Regulierungswut könnte Elmshorner Anteil bremsen
Madsen rannte damit offene Türen bei Elmshorns Oberbürgermeister ein. „Die Kommunen, die jetzt drei Jahre erst einmal diskutieren, genau, wie Herr Madsen gesagt hat, die werden am Ende die Verlierer sein“, sagt Hatje und spricht eine deutliche Warnung aus: „Das hat es schon immer gegeben. Es gibt immer wieder Städte, bei denen erkennt man, warum es bei denen bergauf geht und bei den anderen bergab.“
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Nicht ohne Stolz Blickt Hatje auf die jüngere Elmshorner Vergangenheit zurück. „Wir galten doch schließlich auch lange als Boomtown“, sagt der Oberbürgermeister. „Das hatte seine Gründe, weil wir Dinge geregelt haben, weil es bei uns voranging, während andere Städte in der Zeit nichts getan haben. Und alle wollten dann hierherziehen.“
Northvolt-Effekt: „Elmshorn hat eine optimale strategische Position“
Nun gelte es, die optimale strategische Position von Elmshorn auf halber Strecke zwischen Heide und Hamburg auszunutzen. Volker Hatje: „Es gibt so viele künftige Northvolt-Mitarbeiter, die relativ nahe bei der Arbeit, aber doch nicht zu weit fort von einer Großstadt mit ihren Vorteilen leben wollen. Das könnte die Chance für unsere Stadt sein, die wir nutzen müssen. Meine Forderung geht an die Elmshorner Politik: Die Planung allein wird um die fünf Jahre dauern. Es ist Eile geboten.“