Uetersen. Bemängelt wird schwaches Krisenmanagement im Uetersener Rathaus. Bürgermeister verspricht aber den Wiederaufbau bis zum 31. Dezember.
Als das Ehepaar Köpcke 1987 von Pinneberg nach Uetersen zog, hatten sie fürs Einfamilienhaus einen idealen Platz gefunden. In Sichtweite lag das wunderbare Parkgelände der Familie Lange, und das ist eng verknüpft mit viel Kultur. Was damals niemand ahnte, die in Wurfweite liegende Museumsscheune, die zu dem historisch prächtigen Ensemble gehörte, sollte später zwei Mal lichterloh brennen.
Klar, dass Holger Köpcke stets zu denen gehört, die darauf drängen, diesen denkmalwürdigen Schatz wieder herzurichten. Das gilt auch jetzt. Doch seitdem die Scheune im Oktober 2021 nach einer Brandstiftung in Flammen aufging, steckt der Wiederaufbau augenscheinlich fest. Jetzt versucht der CDU-Kommunalpolitiker über öffentlichen Druck und unbequeme Fragen an die Verwaltung, das Projekt anzuschieben.
Museum Langes Tannen in Uetersen: „Das Vorhaben wird lieblos nebenbei betreut“
„Das Vorhaben wird lieblos nebenher betreut“, wettert der Lokalpolitiker. Dem widerspricht die Stadtverwaltung vehement. „Die Statik ist fertig. Die Baugenehmigung liegt vor. Die Leistungsverzeichnisse werden gerade durch das Planungsbüro erstellt. Wenn diese fertig sind, werden Ausschreibungen erfolgen“, teilt Stadtpressesprecherin Anna Winterberg auf Anfrage des Abendblatts mit.
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass mit dem Bau noch im Sommer begonnen werde. Als Termin für die Fertigstellung wird der 31. Dezember 2024 angegeben. Doch daran mag Kommunalpolitiker Köpcke nicht glauben. Er hat in seiner langjährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Politiker bereits viele Bauvorhaben begleitet. So schnell, wie von der Verwaltung behauptet, könne aus der Planung nicht Realität werden.
Verwaltung sichert Fertigstellung zum 31. Dezember 2024 zu
Unklar bleibt, welche Summe die Versicherung an dem Wiederaufbau trägt. Stadtsprecherin Winterberg erläutert: „Nach gestriger Rücksprache mit der Versicherung soll der Wiederaufbau bis zum 31. Dezember 2024 erfolgen, um den Neuwert zu bekommen.“
Der Zeitwert für das abgebrannte Gebäude sei bereits ausgezahlt worden. Ein Neuwert könne erst berechnet werden, wenn alle Ausschreibungen erfolgt sind. Aber diese Ergebnisse unterliegen laut Pressesprecherin „dem Geschäftsgeheimnis, genauso der Zeitwert“.
Ratsherr rechnet nicht mit einer Fertigstellung zum Jahresende
Ratsherr Holger Köpcke (früher Bürger für Bürger BfB, heute CDU) befürchtet, dass sich die Fertigstellung des Gebäudes bis weit ins kommende Jahr ziehe. So könnte am Ende doch ein größerer Teil der Kosten für den Wiederaufbau die Stadtkasse belasten.
Genügend Geld für den Wiederaufbau scheint in der Kasse zu sein. Darüber hinaus plant Museumsleiterin Ute Harms, den auf mehr als 100.000 geschätzten Nachlass der Künstlerin Margrit Lieser aus Prisdorf zugunsten des Wiederaufbaus zu versteigern. Diese Auktion mit Werken, die zurzeit im Stadtarchiv zwischengelagert werden, ist für das erste Halbjahr 2025 vorgesehen.
Bislang werden Ausstellungen nur im Haupthaus veranstaltet
Einen Termin für die Wiedernutzung der Museumsscheune will Ute Harms nicht nennen. Klar ist, dass der Raum nach dem Wiederaufbau wieder für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden soll. Allerdings hat auch das Herrenhaus in den vergangenen drei Jahren durch die Ausstellungen an Bedeutung für die Museumsarbeit in Uetersen gewonnen.
Eine Entscheidung für den Wiederaufbau hatte die Ratsversammlung bereits frühzeitig getroffe: Das Dach der Museumsscheune soll wieder mit Ziegeln gedeckt werden wird. Bei beiden Großfeuern 1990 und 2021 hatte das Reetdach rasch lichterloh in Brand gestanden.
Zwei-Ständer-Fachwerkhaus ist Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut worden
Nach dem ersten Brand waren nur wenige Originalteile, des im 18. Jahrhundert errichteten Gebäudes übriggeblieben. Dazu gehörte der Dachbalken über dem Eingangstor. Er trägt die Inschrift: Jacob Lang Maria Cecilia Langn Anno 1762. Der Müller Jakob Lange (1709-80) hatte das Zwei-Ständer-Fachwerkhaus mit Durchfahrt erbaut. Es diente als Scheune und Stall für Kühe, Schweine und Pferde.
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Seit der Eröffnung des Museums Langes Tannen 1985 diente die Scheune als Veranstaltungsort für vier Sonderausstellungen pro Jahr. Regionale, aber auch überregionale Kunst sowie Stadt- und Kulturgeschichte sollen die Themen sein. Aber auch kulturelle Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen, Konzerte und Theater gehörten ebenfalls zum Programm.