Wedel. Vier Brüder aus Syrien sind verdächtig, einen VHS-Lehrer niedergestochen zu haben. Doch wer zustach, ist unklar. So ist der Sachstand.

Auch knapp zwei Wochen nach der brutalen Messerattacke von Wedel kann die Polizei keinen Ermittlungserfolg präsentieren. Weiterhin gelten vier aus Syrien stammende Brüder als tatverdächtig. Wer von ihnen das Messer führte, wissen die Beamten der Mordkommission bisher nicht.

Das Opfer, der 67 Jahre alte VHS-Sprachlehrer Hisham A, war gegen 14 Uhr am 19. Juli auf dem Parkplatz vor dem Gebäude der Volks- und Musikschule an der ABC-Straße von zwei Männern angegriffen worden. Der in Tornesch wohnhafte Mann erlitt erhebliche, zum Glück nicht lebensgefährliche Verletzungen im Bereich des Halses.

Nach Messerangriff: Drei VHS-Mitarbeiter helfen dem Verletzten

Drei Mitarbeiter der VHS waren dem Mann, der sich nach der Attacke blutend in das Schulgebäude schleppte, zu Hilfe geeilt. Laut Mitteilung in den sozialen Medien von Julia Fisauli-Aalto, die aktuell das Wedeler Rathaus leitet, geht es den Ersthelfern trotz der schockierenden Bilder „den Umständen entsprechend gut“.

Der 67 Jahre alte VHS-Sprachlehrer Hisham A war gegen 14 Uhr am 19. Juli auf dem Parkplatz vor dem Gebäude der Volks- und Musikschule an der ABC-Straße angegriffen worden.
Der 67 Jahre alte VHS-Sprachlehrer Hisham A war gegen 14 Uhr am 19. Juli auf dem Parkplatz vor dem Gebäude der Volks- und Musikschule an der ABC-Straße angegriffen worden. © Florian Sprenger/Westküstennews | Florian Sprenger/Westküstennews

Auch Hisham A., der erst im Januar dieses Jahres aufgrund seines Engagements als ehrenamtlicher Sprachlehrer für Geflüchtete aus dem arabischen Raum die Ehrennadel der Stadt Wedel erhalten hat, geht es besser. Nach Abendblatt-Informationen hat er bereits vor einigen Tagen das Krankenhaus verlassen können.

Der VHS-Dozent, so hatte es die Polizei nach der Tat mitgeteilt, soll seine Angreifer kennen. Daher erfolgte die Festnahme der vier Brüder nur zweieinhalb Stunden nach der Bluttat. Zwei von ihnen sind 21 Jahre alt, die beiden übrigen 17 beziehungsweise 19. Alle sind Mitglieder einer syrischen Familie.

Wedel
Das Opfer Hisham A. (r.) wurde im Januar 2024 vom damaligen Wedeler Bürgermeister Gernot Kaser für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. © Stadt Wedel/Sven Kamin | Stadt Wedel/Sven Kamin

Doch offenbar kennen sich Opfer und Täter nur flüchtig. So konnte der Verletzte nach Abendblatt-Informationen nicht genau sagen, wer aus dem Bruder-Quartett ihn angegriffen hat. Die Folge: „Tatverdächtig sind alle vier“, so Polizeisprecherin Merle Neufeld.

Vier Tatverdächtige, aber kein konkreter Täter: Aus diesem Grund mussten die Beamten noch am Tattag sowie einen Tag nach der Attacke alle Verdächtigen wieder freilassen. „Wir haben keinen dringenden Tatverdacht“, so Neufeld damals. Ohne dringenden Tatverdacht, so die Polizeisprecherin weiter, werde kein Richter einen Haftbefehl erlassen.

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Seit der Freilassung bemühen sich die zuständigen Beamten der Mordkommission Itzehoe, Beweise zu sammeln, um den Täter zweifelsfrei identifizieren zu können. Bisher jedoch nach außen hin ohne Erfolg. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, so Neufeld weiter. Ein Puzzleteilchen nach dem anderen werde zusammengesetzt.

So laufen derzeit nach wie vor weitere Vernehmungen. Die vier Brüder selbst sollen sich nicht zu den Vorwürfen geäußert haben. Auch die Tatwaffe, bei der es höchstwahrscheinlich um ein Messer handelt, wird weiterhin gesucht.

Nach Messerattacke in Wedel: Suche nach Tatwaffe schlägt fehl

Eine großangelegte Suche entlang möglicher Fluchtrouten durch Beamte der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung aus Eutin war in der Woche nach der Bluttat ergebnislos geblieben. Ob weitere Aktionen dieser Art folgen, konnte Neufeld nicht sagen.

Sollten zu einem Zeitpunkt X die gesammelten Beweise gegen einen der vier Tatverdächtigen aus Sicht der Ermittler ausreichend sein, könnte es zu einer erneuten Festnahme und anschließend einer Vorführung vor einen Haftrichter kommen. Es geht schließlich um einiges: Der Straftatbestand lautet auf versuchten Mord.