Hetlingen. Manchmal ist der Mensch die letzte Rettung für die Küken. Die Aufzucht und Auswilderung der Jungstörche ist aber gar nicht so einfach.
Im Storchenhorst auf dem Grundstück von Markus und Monika Dombrowe in Hetlingen haben die Störche Alfred und Editha in diesem Jahr drei Jungen aufgezogen. Die Altstörche bringen ihrem Nachwuchs bis zur Selbstständigkeit unter anderem bei, Gefahren zu erkennen, Aufwinde beim Fliegen zu nutzen und Futter zu suchen. Bald müssen sie fit sein für die große Reise Richtung Süden. Bereits Anfang August schließen sie sich mit den anderen Störchen zusammen.
So läuft es im Normalfall. Doch manchmal hätten die Küken keine Überlebenschance, wenn nicht der Mensch eingreifen würde. „Wir haben seit 2020 Jungstörche in unserem selbst hergerichteten Horst“, sagt Markus Dombrowe. „Es sind bei uns bereits 14 Jungstörche aufgewachsen, davon wurde jeweils eins von uns per Hand im Jahr 2023 und 2024 aufgezogen, da sie sonst verendet wären.“
Storch in Hetlingen von Hand aufgezogen
Jungstörche sollten grundsätzlich nur per Hand aufgezogen werden, wenn es wirklich nötig ist. Gründe dafür sind zum Beispiel, wenn die Küken keine Chance mehr fürs Überleben haben, da die Altstörche den Horst plötzlich aus irgendwelchen Gründen verlassen haben oder wenn die kleinsten Jungstörche bei der Fütterung von den größeren Jungen überrannt werden, sie kein Futter mehr abbekommen und verhungern würden.
Auch kalter Wind mit Starkregen tragen dazu bei, da das schützende Gefieder noch nicht vollständig ausgebildet ist, dass die Jungen schnell auskühlen und erfrieren. Die Altstörche können ihre Jungen auf dem Horst nur bedingt schützen.
Jungstorch Kaya wird in der Storchenpflegestation Erfde flügge
„Viele lassen der Natur auch freien Lauf. Bei einer Handaufzucht kann viel falsch gemacht werden, und es ist auch eine große Verantwortung“, sagt Monika Dombrowe. Außerdem werde auch eine große Menge an Futter benötigt, da ein Jungstorch im Wachstum sehr viel und auch abwechslungsreiche Kost mit viel Weißfisch benötigt. Neben Fisch fressen Störche in der Natur auch Mäuse, Maulwürfe, Regenwürmer, Käfer, Lurche, Frösche, Schlangen und auch Küken.
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Auch in diesem Jahr haben sie und ihr Mann ein Storchenküken aufgezogen. Kaya ist mittlerweile ein gesunder Jungstorch und zur Auswilderung in die Storchenpflegestation Erfde gebracht worden. Dort ist er unter Artgenossen.
Handaufzucht: Störche betrachten Menschen als Futtergeber
„Der Mensch wird von dem Jungstorch bei der Handaufzucht nur als Futtergeber angesehen“, sagt die Hetlingerin. „Sobald man sie dann zur Auswilderung bringt, wo sie unter ihren Artgenossen sind, vergessen sie den Menschen sehr schnell und trauern einem auch nicht hinterher.“ Sie würden ihr neues Umfeld mit großem Interesse begutachten, Anschluss suchen und sich schnell einleben.
Jungstörche lernen voneinander, und vieles ist ihnen auch schon in die Wiege beziehungsweise ins Ei gelegt. Der Mensch als solcher ist jetzt uninteressant, nur noch die Futtergabe ist wichtig – bis zu dem Tag Anfang August –, an dem sie selbständig sind und sich mit den anderen Störchen zusammenschließen. Zum Überwintern ziehen sie entweder über Gibraltar oder über den Bosporus in ihre Winterquartiere in West-, Ost- und Südafrika.
Störche können nicht singen oder schreien
„Weißstörche können nicht singen, schreien oder pfeifen“, sagt Monika Dombrowe. „Sie beherrschen nur Schnabelklappern und Zisch- oder Bettellaute.“ Das Klappern dient der Verständigung untereinander, etwa der Begrüßung des Partners, dem Vorspiel für die Paarung oder dem Verjagen von Feinden und Eindringlingen.
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Ferner sei es natürlich auch einfacher, mehrere Störche von Hand aufzuziehen als nur einen, da sie sich gegenseitig haben und sich auch gegenseitig animieren. Die Animierung wird aber spätestens bei der Auswilderung unter den Artgenossen und gemeinsamer Futtersuche wieder aktiviert.