Wedel. Nach heftigen Regenfällen informiert die Stadt ihre Bürger über getroffene Maßnahmen. Sogar ein unterirdisches Wasserbecken ist dabei.
Aufgrund des Klimawandels kommt es bundesweit zu steigenden Durchschnittstemperaturen – und auch die Extremwettersituationen häufen sich. Die Stadt Wedel, im Elbgebiet zudem regelmäßig von Überschwemmungen betroffen, möchte sich in der Zukunft gegen die Wetterkapriolen besser rüsten.
Starkregen hatte zuletzt am Sonntag für heftige Auswirkungen in Quickborn gesorgt. Von Seiten der Stadt Wedel heißt es in einer Mitteilung: „Um Extremwettersituationen wie Starkregen sicher zu überstehen, müssen die Stadt Wedel und ihre Bürgerinnen und Bürger eng zusammenarbeiten.“
Starkregen: Szenarien wie in Hamburg sollen in Wedel möglichst vermieden werden
Erwähnt wird auch das Unwetter im Juni 2024, das die Hamburger Stadtteile Barmbek und Winterhude zum Teil hüfthoch unter Wasser gesetzt hatte. „Solche Szenarien sollen in Wedel möglichst vermieden werden. Dafür sind kluge und fachübergreifend vernetzte Strategien aus vielen Bereichen der Stadtverwaltung und eine entsprechende Schärfung des Gefährdungsbewusstseins der Wedelerinnen und Wedeler von entscheidender Bedeutung“, sagt Stadtsprecher Sven Kamin.
Schon seit mehreren Jahren treibe die Stadt deshalb entsprechende Abstimmungen und Planungen voran. Eine neue Starkregenhinweiskarte für Schleswig-Holstein soll zudem die Informationsmöglichkeiten für Einwohnerinnen und Einwohner verbessern.
Folgen des Klimawandels: Wedel setzt auf das „Schwammstadt“-Prinzip
Auf der Stadthomepage www.wedel.de werden jetzt Antworten auf wichtige Fragen gegeben: „Die Fachdienste Gebäudemanagement, Bauverwaltung und öffentliche Flächen, Stadt- und Landschaftsplanung, Ordnung, die Leitstelle Umweltschutz und die Stadtentwässerung Wedel (SEW) treffen sich regelmäßig zu Arbeitsgesprächen, um der zunehmenden Tendenz von Starkregenereignissen und deren Folgen entgegenzuwirken und zukünftige Maßnahmen zu begleiten.“
Auch auf das sogenannte „Schwammstadt“-Prinzip wird eingegangen. Die Idee hinter diesem Prinzip sei einfach: „Das große Problem bei Starkregenereignissen ist, dass in klassischen Abwassersystemen sehr viel Wasser in einem sehr kurzen Zeitraum auf das Abwassernetz trifft.“
Starkregen überfordert die klassischen Abwassersysteme in Städten
Wenn es schlecht laufe, werde das System überfordert. „Das Wasser kann nicht schnell genug ablaufen und staut sich an oft nicht vorhersehbaren Orten zurück und kann in Keller laufen oder Gebäude schädigen“, erklärt Christopher Seydewitz, von der Werkleitung der Wedeler Stadtentwässerung.
Beim Schwammstadt-Prinzip werde das Wasser an verschiedenen Stellen in der Stadt zurückgehalten und gespeichert, sodass es nicht komplett und zeitgleich in die Abwassersysteme drängt, sondern erst nach und nach. „So wird einer Überforderung der Systeme vorgebaut“, sagt Seydewitz.
Bolzplatz Galgenberg: Unterirdisches Becken fasst 870 Kubikmeter Wasser
Bereits jetzt seien nach Angaben der Stadt zahlreiche Baumaßnahmen in Wedel abgeschlossen, die zur gedrosselten Abgabe von Regenwasser in die Abwassersysteme beitragen: „Um den Stauraum für Wasser im Bereich des Bolzplatzes Galgenberg zu erhöhen, wurde unter der Spielfläche ein Becken installiert, das Wasser aufnehmen und verlangsamt wieder abgeben kann. Über das Becken spannt sich eine Decke, die den Bolzplatz trägt.“ Das Fassungsvermögen des Beckens beträgt 870 Kubikmeter Wasser – das entspricht 5800 vollen Badewannen.
Zudem sind Stauraumkanäle im Stadtgebiet installiert worden, unter anderem im Bereich Quartier Liethfeld (Schillerstraße/Beethovenstraße/Mozartstraße), an der Bookholtzstraße und an der Rissener Straße. „Stauraumkanäle sind vergrößerte Abwasserkanalbereiche, in denen sich Wasser sammeln kann, bevor es verlangsamt wieder abgegeben wird. Die Last des Niederschlagwassers kommt damit erst im Abwassersystem an, wenn die größte Flutwelle schon abgeflossen ist“, heißt es in der städtischen Mitteilung.
Stauraumkanäle und Bypassleitungen nehmen Regenwasser auf
Auch sogenannte Bypassleitungen sammeln Wasser, bilden so zusätzlichen Stauraum und entlasten laut Stadt so bei Starkregenereignissen die Hauptkanäle: „Bypassleitungen liegen zum Beispiel von der B431 zum Ansgariusweg und von der Pinneberger Straße bis zur Wedeler Au.“
Auch Versickerungsmulden sind gegraben worden. Denn Wasser, das in einer Versickerungsmulde – zum Beispiel im Bereich Ladiges Elbpark – aufgefangen werde, belaste nach Angaben der Stadt die Abwassersysteme nicht, da es direkt in den Boden versickert.
Wedel: Neubaugebiete mit „wassersensibler“ Stadtplanung im Dialog mit Investoren
Zudem setze sich die Stadt seit mehr als 15 Jahren für eine wassersensible Stadtplanung in Neubaugebieten im Dialog mit den Investoren ein. Die Stadt: „Ein besonders markantes, weil großes Beispiel, ist ein aus verschiedenen ineinandergreifenden Elementen bestehendes überirdisch verlaufendes System im Neubaugebiet Hanna-Lucas-Straße.“ Die „Schwammstadt“ Wedel kann auch über den Regenwasserweg per Spaziergang erkundet werden.
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Auch die Wedelerinnen und Wedeler können ihre Grundstücke sicherer machen, sobald die Starkregenhinweiskarte für Schleswig-Holstein erscheint, „die zusätzliche Erkenntnisse, aber auch Fragen mit sich bringen wird. Diese Karte sensibilisiert auf übersichtliche Art und Weise, bedarf allerdings im konkreten Einzelfall einer Überprüfung vor Ort oder einer Beurteilung durch eine Fachkraft, um es mit der Realität abzugleichen“, erklärt Kamin.
Die Stadtentwässerung Wedel, an der Rissener Straße 106 zu Hause, kann bei dem Thema beraten. Tel.: 04103/180090, Fax: 04103/1800929, E-Mail: info@sew.wedel.de. Öffnungszeiten: Montags bis mittwochs 8.30 Uhr bis 13 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr, sowie freitags von 7 Uhr bis 12 Uhr.
Weitere Informationen: https://lawa-starkregenportal.de