Kreis Pinneberg. DFB hat Konzept entwickelt, um Eskalation zu verhindern. Wie das funktioniert, kann am Wochenende im Kreis schon beobachtet werden.

Erfahrungsgemäß werden die beteiligten Fußballteams bei den an diesem Wochenende (12. bis 14. Juli) bevorstehenden Turnieren der SV Halstenbek-Rellingen, des Hetlinger MTV und des TuS Holstein Quickborn in friedlicher Absicht antreten. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Frank Behrmann, Obmann der Hamburger Schiedsrichter (in Diensten von Teutonia 10) aus Wedel (63), weiß jedenfalls von einem bestürzenden Ereignis am vergangenen Sonntag, 7. Juli, zu berichten.

Da war es nach drei Roten Karten in einem Duell von zwei unterklassigen Herrenmannschaften zum Spielabbruch gekommen. Das, obwohl der Unparteiische bereits das neue „Stopp-Konzept“ des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) umgesetzt hatte. Dieses Projekt sieht Beruhigungspausen für die Kicker vor, wenn auf dem Feld Eskalation droht.

Wird es zu hitzig, müssen die Teams für drei Minuten in ihre Strafräume

Das funktioniert so: Wird es zu hitzig, sind die Männer und Frauen an der Pfeife angehalten, die Partie zu unterbrechen und die Mannschaften zum „Runterkommen“ für drei Minuten in ihre Strafräume zu schicken. Trainer, Kapitäne und Ordnungskräfte begeben sich in den Mittelkreis, wo ihnen der Schiedsrichter den Grund für die Aussetzung des Spiels und das weitere Vorgehen erklärt. Gleichzeitig dürfen Zuschauer ihr eventuell unsportliches Verhalten überdenken.

Pro Spiel sind maximal zwei Beruhigungspausen vorgesehen. Spiele können auch weiterhin ohne beruhigende Maßnahmen abgebrochen werden. Hintergrund des Projekts ist, dass der DFB die Zahl der Spielabbrüche nach Gewalt- und Diskriminierungsfällen – 961 während der Saison 2022/23 – eindämmen will. Das Projekt ist mit dem internationalen FIFA-Gremium IFAB, das die Änderungen der Fußball-Regeln beschließt, abgesprochen.

Das neue Konzept ist noch nicht allen Beteiligten bekannt

„Alle Vereine im Bereich des Hamburger Verbandes sind informiert“, betont Frank Behrmann. Abendblatt-Stichproben ergaben allerdings, dass viele Trainer, Offizielle und Spieler von den zusätzlichen Regularien noch gar keine Kenntnis genommen haben. Im Bilde ist jedoch Fikret Yilmaz, sportlicher Leiter des TuS Holstein, der die Beruhigungspausen ausdrücklich begrüßt. „In unseren Kreisliga-Zeiten gab es mehrfach Spiele, in denen die Unsportlichkeiten ausuferten.“ 

Yilmaz
Fikret Yilmaz, Fußball-Sportchef beim TuS Holstein Quickborn, setzt sich dafür ein, dass schon der jungen Generation ein friedliches Miteinander auf dem Platz vermittelt wird. © Wolfgang Helm | Wolfgang Helm

Im Spitzenspiel der Quickborner am 26. August 2022 in der Bezirksliga Nord bei Eintracht Norderstedt II (2:5) sei es nach dem Abpfiff zu Ausschreitungen mit Beteiligung von Zuschauern gekommen. Yilmaz: „Das alles hätte uns das Stopp-Konzept vielleicht erspart. Deshalb bin ich ein Freund davon, dass es jetzt eingeführt wird.“

Die SVHR hatte in der Vorsaison einige turbulente Spiele zu bestreiten

Mehrfach hitzig ging es in der Vorsaison in den Heimpartien der SV Halstenbek-Rellingen (Oberliga) zu. Innenverteidiger Henrik Petersen bringt die vier Platzverweise am 13. August 2023 gegen den FC Süderelbe, drei davon für die Gäste (2:0), ins Spiel. „Wenn einer von uns plötzlich angespuckt wird, dann ist es für eine Beruhigung zu spät. Prinzipiell aber finde ich die Idee gut.“

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Zur dramatischen Landesliga-Partie des Kummerfelder SV mit TBS Pinneberg am 24. September 2023 drei Foulelfmeter, zwei Rote Karten, einmal Gelb-Rot (4:5) - wäre die Polizei bestimmt nicht mit einem Großaufgebot ausgerückt, hätten sich die Gemüter zwischendurch abgekühlt und keine Schlägerei am Spielfeldrand von einem Besucher und einem schwer provozierten TBS-Spieler gedroht. Wobei die Kummerfelder Mannschaft übrigens in der Hammonia-Staffel als Erster der Fairnesstabelle ins Ziel kam.

Fußball-Turniere am Wochenende, 12. bis 14. Juli

Hass+Hatje-Cup der SV Halstenbek-Rellingen (Lütten Hall 1)
Sonnabend, 14 Uhr: Kummerfelder SV – SV HR, 16 Uhr: Union Tornesch – Altona 93.
Sonntag, 13 Uhr: Spiel um den dritten Platz, 15 Uhr: Finale. 

EG Parts-Autoteile-Cup des TuS Holstein Quickborn (Holstenstadion)
Turnier mit den Gastgebern (Bezirks- und Kreisliga) sowie TuRa Harksheide (Oberliga), TBS Pinneberg, Kaltenkirchener TS (Landesliga), SC Egenbüttel (Bezirksliga), SC Ellerau und TuS Hasloh (Kreisliga)
Sonnabend und Sonntag jeweils von 16 Uhr an auf zwei Plätzen.

Turnier des Hetlinger MTV (Deichstadion)
Freitag, 17.45 Uhr: Hetlinger MTV – SC Cosmos Wedel, 19.45 Uhr: Hamburger SV III – Heidgrabener SV;
Sonnabend, 17.15 Uhr: Spiel um Platz drei, 19.15 Uhr: Finale.