Elmshorn/Kreis Pinneberg. EMV Immobilien baut für eine gewaltige Summe ein neues Gebäude. Warum sich die Kreis-Verwaltung jetzt in ein weiteres Haus einmietet.

Das Pinneberger Kreishaus in Elmshorn wächst – nur auf der anderen Straßenseite. Es bekommt jetzt genau gegenüber vom jetzigen Verwaltungssitz des Kreises Pinneberg in der Kurt-Wagener-Straße 13 einen weiteren, nicht ganz so großen Komplex mit fünf Stockwerken. Ende nächsten Jahres sollen dort 113 Mitarbeitende einziehen.

Im vierten Obergeschoss wird auch ein neuer, moderner Saal mit Beratungsräumen für die Kreistagssitzungen geschaffen. Wie schon das Straßenverkehrsamt vis-à-vis wird auch das neue Gebäude das Elmshorner Unternehmen EMV Immobilienmanagement GmbH errichten und anschließend an den Kreis und weitere Nutzer vermietet.

Neue Kreisverwaltung: Elmshorner Immobilienunternehmen investiert 20 Millionen Euro

„Wir investieren hier 20 Millionen Euro in dieses Bauvorhaben“, erklärt EMV-Geschäftsführer Christian Mahler. 2017/18 habe EMV für etwa neun Millionen Euro das neue Straßenverkehrsamt nebenan für den Kreis gebaut. Das Grundstück für den Kreishausneubau neben der Postfiliale, die sein Unternehmen vor fünf Jahren geschaffen hat, gehöre EMV. Das frühere Talkline-Gebäude auf der anderen Seite, in das die Kreisverwaltung 2011 mit damals etwa 700 Beschäftigten eingezogen ist, verwalte EMV für eine Fondsgesellschaft.

Investor Christan Mahler von EMV Immobilienmanagement GmbH in Elmshorn vor dem stetig wachsenden Rohbau des Kreishausneubaus in Elmshorn mit Fachdienstleiterin Ute Huckfeldt und Kerstin Kiesel (rechts) vom Gebäudemanagement der Kreisverwaltung.    
Investor Christan Mahler von EMV Immobilienmanagement GmbH in Elmshorn vor dem stetig wachsenden Rohbau des Kreishausneubaus in Elmshorn mit Fachdienstleiterin Ute Huckfeldt und Kerstin Kiesel (rechts) vom Gebäudemanagement der Kreisverwaltung.     © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Das jetzige Kreishaus platze aus allen Nähten, erklärt Kerstin Kiesel vom Gebäudemanagement der Kreisverwaltung. Längst müssten andere Räume in Elmshorn, im Heinrich-Hertz-Gewerbepark und in der Otto-Hahn-Straße, angemietet werden, um ausreichend Platz für alle Aufgaben zu haben.

Diese zusätzlich angemieteten Räume mit einer Gesamtfläche von 2900 Quadratmetern werden dann aufgegeben, wenn der Kreishausanbau nächstes Jahr fertiggestellt ist. Die dortigen etwa 100 Arbeitsplätze werden in den Neu- und Altbau an der Kurt-Wagener-Straße integriert. Der Kreis spart dadurch rund 250.000 Euro Mietkosten im Jahr ein.

Konzept in Elmshorn: Für Kunden soll alles schön ebenerdig sein

Das Konzept des Neubaus sei, möglichst alle Kunden-relevanten Bereiche der Kreisverwaltung im Erdgeschoss und ersten Stock des Neubaus unterzubringen, erläutert Kreissprecherin Katja Wohlers, die aus ihrem Büro im fünften Stock täglich den Baufortschritt gegenüber beobachten und dokumentieren kann.

So wird insbesondere die Zuwanderungsbehörde künftig im Erdgeschoss des Neubaus sein und zwei Wartebereiche mit zusammen etwa 50 Sitzplätzen erhalten. Derzeit müssen Geflüchtete und Migranten im dritten und vierten Stock des Kreishauses herumwandern, um ihre Angelegenheiten zu erledigen. „Das ist nicht besonders kundenfreundlich“, sagt Katja Wohlers.

Ein farblich gekennzeichnetes Leitsystem soll die Orientierung erleichtern

Zudem werde das neue Kreishaus mit einem farblich gekennzeichneten Leitsystem ausgestattet, das auch sinnlich eingeschränkten Personen die Orientierung erleichtern werde, erklärt die für Service zuständige Fachdienstleiterin Ute Huckfeldt. „Alles wird barrierefrei zugänglich sein. Sogar der Empfangstresen lässt sich hoch und runterfahren.“

Bauleiter Robert Hagedorn, der mit etwa 15 Bauarbeitern den Neubau des Kreishauses bewerkstelligt, ist zufrieden mit dem Zeitplan. „Es läuft besser als gedacht.“
Bauleiter Robert Hagedorn, der mit etwa 15 Bauarbeitern den Neubau des Kreishauses bewerkstelligt, ist zufrieden mit dem Zeitplan. „Es läuft besser als gedacht.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Im ersten Obergeschoss soll das Veterinäramt mit der Lebensmittelkontrolle einziehen sowie die Finanzabteilung und das Rechnungsprüfungsamt. Im Stockwerk darüber wird die Stabsstelle für Digitalisierung und E-Government angesiedelt. Zurzeit seien die Mitarbeitenden dieser Abteilungen weit verstreut, was die Zusammenarbeit eher erschwere, erklärt Fachdienstleiterin Huckfeldt. Von einem Kreishaus-Campus ist nun die Rede. „Wir können dann effizienter arbeiten.“

Elmshorn: Kreispolitik bekommt endlich wieder einen eigenen Kreistagssaal

Und für die Kreispolitik mit ihren zurzeit fünf Fraktionen und 67 Abgeordneten wird das vierte Obergeschoss ausreichend Besprechungs- und Sitzungsräume umfassen. Der künftige neue Kreistagssaal wird 350 Quadratmeter groß sein. Seit dem Umzug der Verwaltung von Pinneberg nach Elmshorn tagt der Kreistag meist im Pinneberger Ratssaal, der aber nur 260 Quadratmeter groß ist und über keine Fenster verfügt. Von Ende 2025 an wird also auch der Pinneberger Kreistag offiziell nach Elmshorn umziehen.

Der Neubau des Kreishauses von oben aus dem fünften Stock des jetzigen Kreishauses gesehen. Dahinter die Post und die neue Postfiliale.
Der Neubau des Kreishauses von oben aus dem fünften Stock des jetzigen Kreishauses gesehen. Dahinter die Post und die neue Postfiliale. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die neuen Räume werden dann auch mit allen modernen Techniken ausgerüstet sein, sodass die Kreistagssitzungen wie schon lange gewünscht multimedial per Livestream übertragen werden und für interessierte Bürgerinnen und Bürger über das Internet zu hören und zu sehen sein sollen, kündigt Kreissprecherin Wohlers an. Zurzeit bieten diesen Service und diese Technik nur die Kreise Ostholstein und Rendsburg-Eckernförde sowie die Stadt Lübeck an. Auch der Kreis Steinburg plant diese technische Ausstattung in seinem neuen Kreishaus.

Der Kreis mietet den Komplex für 53.000 Euro Nettokaltmiete im Monat

Die monatliche Netto-Kaltmiete für die 2450 Quadratmeter Fläche im Neubau beträgt für den Kreis rund 53.000 Euro. Der Kreis wird sie bis mindestens 2036 anmieten. So ist es mit dem Eigentümer EMV vereinbart.  Für die 14.305 Quadratmeter im Haupthaus und dem Straßenverkehrsamt auf der anderen Straßenseite zahlt der Kreis rund 175.000 Euro Kaltmiete im Monat.

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Der Kreis wird nicht die gesamte Fläche im Neubau für seine Zwecke nutzen. In das zweite und dritte Obergeschoss wird das Jobcenter Räume für sein Backoffice erhalten, die zurzeit in Elmshorn, Pinneberg und Uetersen verteilt sind. Diese 60 Mitarbeitenden des Jobcenters werden dann auch nach Elmshorn umziehen, erklärt EMV-Chef Mahler. Jedes Stockwerk könne in jeweils zwei autarke Bürotrakte je nach Bedarf aufgeteilt und abgetrennt werden, erklärt er. „Das macht die Nutzungsmöglichkeiten sehr flexibel.“

Zudem werde das gesamte Gebäude den neuesten Kfw-Standard des nachhaltigen Bauens aufweisen und mit einer 900 Quadratmeter großen Solarstromanlage und einer Wärmepumpe ausgestattet, die die komplette Wärmeversorgung regelt. „Es werden keinerlei fossile Brennstoffe verwendet“, kündigt EMV-Chef Mahler an.