Kreis Pinneberg. Als erster Kreis arbeitet Pinneberg mit künstlicher Intelligenz. Bauherren können Formulare komplett im Netz einreichen - die Details.
Der Kreis Pinneberg wird zum Vorreiter bei der Digitalisierung in Schleswig-Holstein. Als erster Kreis im Land bietet die Kreisverwaltung jetzt Bauherren an, ihre Bauanträge komplett papierlos mitsamt allen Unterlagen elektronisch einzureichen. Bis zu 1600 Antragsteller im Jahr bräuchten dann nicht mehr den umständlichen und langwierigen Postweg nutzen, erklärt Fachbereichsleiterin Marion Grün. Auch in der Verwaltung würde die gesamte Akte elektronisch geführt und der Antrag auch so beschieden.
Damit nicht genug. Die Kreisverwaltung ist von der Landesregierung beauftragt, künstliche Intelligenz (KI) bei der Verarbeitung der Daten einzusetzen. So sollen künftig Verwaltungsabläufe verbessert werden, kündigt Landrätin Elfi Heesch an. Andere Verwaltungen in Schleswig-Holstein sollen von den Ergebnissen profitieren und diese so für die Bürgerinnen und Bürger schneller und bürgerfreundlicher gestalten können. „Wir sind gerne der Vorreiter im Land für dieses Innovationsprojekt.“ Die Landesregierung unterstützt dieses Projekt mit einer Fördersumme von 490.000 Euro.
KI im Amt im Kreis Pinneberg: Zukunft der Verwaltungen wird automatisiert sein
„Wir brauchen schnellere Prozesse in den Verwaltungen“, sagte Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter bei der Übergabe des Förderbescheids im Elmshorner Kreishaus. „Die Zukunft der Verwaltung wird automatisiert, datenbasiert und algorhythmitisiert sein.“
Zwar werde die Kreisverwaltung wohl noch einige Jahre alle Kommunikationskanäle offen lassen, erklärte Fachbereichsleiter Andreas Köhler. Bürgerinnen und Bürger sowie Antragsteller sollen die Verwaltung weiterhin telefonisch, persönlich, postalisch und auch elektronisch per Mail aufsuchen und erreichen können, führte Köhler aus. Das gelte auch für die Bauanträge, die auch weiterhin auf herkömmlichem Wege durch Einsendung der Bauakten in Papierform eingereicht werden könnten. „Aber der digitale Prozess wird jetzt Vorrang haben.“
Irgendwann wird ganz auf die Papierform von Anträgen verzichtet werden
Und irgendwann werde das nicht mehr für alle so leistbar sein, warnte Digitalminister Schrödter. „Es wird dann dazu kommen, dass diejenigen, die es digital nicht machen wollen, es aber digital machen müssen.“ Denn die Verwaltungsabläufe würden dann analog nicht mehr in gleicher Weise funktionieren. Zumal der Fachkräftemangel den Behörden eine durchgehend elektronische Datenverarbeitung abverlangen werde, erklärte Schrödter. „In den nächsten Jahren gehen 30 Prozent unseres Personals in den Verwaltungen in den Ruhestand.“
Darum sei es für die Bürgerinnen und Bürger inzwischen möglich, 200 behördliche Dienstleistungen auf dem rein elektronischen Weg zu beantragen. Wichtig sei nur, dass denjenigen Menschen, die nicht mit den elektronischen Medien umgehen könnten, Hilfestellung erhielten, damit sie nicht von diesen Prozessen ausgeschlossen werden, betonte der Digitalminister. „Wir brauchen mehr Datennutz als Datenschutz.“
Alle Bauanträge können jetzt mit Unterlagen elektronisch hochgeladen werden
Gerade bei den Bauakten sei die Papierflut enorm, erklärt Fachbereichsleiterin Marion Grün. Jeder einzelne Bauantrag umfasse einen dicken Leitz-Ordner voller Papier mit den Lageplänen, Baubeschreibungen, Grundrissen, Erschließungsplänen, Statik- Untersuchungen und den notwenigen Gutachten, die allesamt schriftlich eingereicht werden müssten. Ohne den Sachverstand eines Architekten sei das heute kaum noch handhabbar, sagt Marion Grün.
Und so freut sich auch die Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holsteins jetzt sehr, dass mit dem Kreis Pinneberg ein erster Kreis im Land die elektronische Bauakte eingeführt hat, wie deren Vizepräsident Jochen Dohrenbusch sagt. „Das ist ein guter Schritt nach vorn.“ Seine Zunft plane und arbeite ohnehin schon seit langem digital, wende 3-D-Drucke an und lasse die Daten von Drohnenflügen miteinfließen. Da werde es viele Dinge für die Architekten und erst recht für die Häuslebauer vereinfachen, wenn diese jetzt elektronisch eingereicht und beschieden werden können.
Nur die Prüfung der Daten erfolgt noch manuell, weil die Software fehlt
Allerdings werde die Prüfung der Daten noch analog erfolgen müssen, erklärte Fachbereichsleiterin Marion Grün. Dafür fehle noch die entsprechende Software, die das fehlerlos prüfen könnte. „Aber auch so ist das für uns schon ein großer Meilenstein, wenn die Bauanträge jetzt elektronisch beantragt und beschieden werden.“ Das Einsparen von Papier werde enorm sein. Das dürfte auch für die Arbeitszeit der Mitarbeitenden und die Wartezeit der Antragsteller gelten. „Doch um wieviel schneller jetzt ein Bauantrag beschieden werden kann, können wir noch nicht sagen. Wir fangen damit ja gerade erst an.“ Drei Monate dauerte bisher im Durchschnitt die Bearbeitung eines Bauantrages.
Darum setze die Kreisverwaltung nun auch mit Hilfe einer externen Agentur Künstliche Intelligenz in verschiedenen Bereichen bei der Verarbeitung der enormen Datensätze. Zunächst werde dies in der Sozialplanung geschehen, kündigte Christoph Süsens an, der der neue Chief Digital Officer in der Kreisverwaltung ist. „Wir wollen so Prognosen erstellen, um einen Blick in die Zukunft gewährt zu bekommen.“
KI-Prozesse sollen die Bearbeitung schneller machen und Mitarbeiter entlasten
Weitere Anwendungsbereiche sollen die Fachdienste Jugend, Soziales und den Kreishaushalt umfassen, sagte Tim Uhlenkamp von der beauftragten Agentur linkFISH. „Wir wollen mit Hilfe der KI untersuchen, wo kann man Arbeit entlasten und zu besseren Entscheidungen kommen. Und wir wollen so früher wissen, wo sich welche Bedarfe ergeben.“ Grundsätzlich gehe es darum, Anträge rascher bearbeiten zu können, damit die finanziellen Mittel die Hilfebedürftigen auch schneller erreichten.
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„Der Mensch aber bleibt die letzte Entscheidungsinstanz“, betont Landrätin Elfi Heesch. „Die Künstliche Intelligenz brauchen wir dazu, um frühzeitig und vorausschauend noch bessere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.“ Der KI-Einsatz in der Kreisverwaltung, der vom Land finanziell gefördert wird, ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt. Die Ergebnisse sollen dann anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden, damit es einen „echten Mehrwert“ für alle Bürgerinnen und Bürger, ermöglich, so Minister Schrödter.