Elmshorn. Im Restpostenmarkt an der Daimlerstraße musste Wildtierschützer Christian Erdmann anrücken – und eine schmerzliche Erfahrung machen.

Keine Ahnung, wie sie da hingekommen war, aber nun steckte die Schlange in der Tür fest. Und kam nicht von allein wieder heraus. Also wurde im Sonderpostenmarkt Jawoll in Elmshorn am Mittwochnachmittag Schlangen-Alarm ausgelöst. Wie praktisch, dass die Experten aus dem Wildtier- und Artenschutzzentrum des Kreises Pinneberg quasi gleich um die Ecke residieren und eine entsprechend kurze Anfahrt hatten.

Wie Stationsleiter Christian Erdmann berichtet, mussten die Tierretter tatsächlich eine etwa 1,3 Meter große Schlange aus ihrer misslichen Lage befreien. „Wir wussten erst gar nicht, um welche Art es sich handelt. Eine gewöhnliche Ringelnatter war es jedenfalls nicht“, sagt Erdmann im Gespräch mit dem Abendblatt. Fast leuchtend Gelb wirkt das Tier auf den Bildern.

Schlange in Elmshorner Sonderpostenmarkt: Eine Rarität in Norddeutschland

Irgendwann gelang es den Tierschützern mit Hilfe eines Marktmitarbeiters, das Reptil aus dem selbstgewählten Versteck, einer Notfalltür, zu ziehen und näher zu bestimmen. „Wir mussten etwas rätseln, aber am Ende war klar: Es ist eine seltene Äskulapnatter“, so Erdmann. Und das sei eine große Überraschung. Denn diese Art komme in der Bundesrepublik nur noch an wenigen Orten in Süddeutschland vor. Im Jahr 2008 war die Spezies wegen ihrer Rarität sogar Tier des Jahres.

Diese Äskulapnatter wurde in einem Sonderpostenmarkt in Elmshorn eingefangen.
Diese Äskulapnatter wurde in einem Sonderpostenmarkt in Elmshorn eingefangen. © HA | Christian Erdmann

Wie die Schlange in den norddeutschen Raum gelangt ist, könne nur gemutmaßt werden. „Wahrscheinlich ist sie über eine Wahrenanlieferung aus dem Süden in den Markt gekommen“, schätzt Erdmann. Es freue ihn, dass das seltene Tier bei seiner Rettung unverletzt geblieben sei. Im Gegensatz zu Christian Erdmann selbst: „Beim Umheben hat sie mich gebissen. Aber es geht mir gut“, so der Stationsleiter aus Klein Offenseth-Sparrieshoop.

Schlangen-Alarm in Elmshorn: Wie kam das Tier in den Markt?

Was nun mit dem Tier passiert, ist noch etwas unklar, sagt Erdmann. „Der Wildpark Eekholt hat schon angerufen und möchte die Natter für sein Gehege, aber vermutlich wird sie in Süddeutschland wieder ausgewildert.“ Dort gehöre die Art schließlich hin.

Die Äskulapnatter ist auch Symboltier der Medizin und schlängelt sich den sogenannten Äskulapstab empor.
Die Äskulapnatter ist auch Symboltier der Medizin und schlängelt sich den sogenannten Äskulapstab empor. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Bis es soweit ist, soll sich die Schlange im Artenschutzzentrum in einem speziellen Terrarium von den Strapazen erholen. Alles Weitere werde dann entschieden. Und dabei haben die Elmshorner einen ziemlich prominenten Gast auf Zeit. Denn die Äskulapnatter ist tausendfach in Deutschland abgebildet: Sie ist das Symboltier der Medizin.

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Benannt wurde die Schlange nach dem griechischen Heilgott Asklepios (lateinisch Aesculapius), um dessen Äskulapstab sich eine solche Natter windet. Der Äskulapstab zwischen dem Großbuchstaben „V“ ist das Symbol der Veterinärmediziner. Bei Apothekern und Pharmazeuten schlängelt sich die Äskulapnatter um den Schaft einer Trinkschale.

In der Natur reicht die Grundfärbung der tagaktiven Schlange von einem gelblichen Braun über Olivgrün und Graubraun bis Grauschwarz. Ihre Verbreitung ist auf Südeuropa konzentriert, es gibt aber auch isolierte Vorkommen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Tier ernährt sich von Kleinsäugern wie Mäusen sowie von Eidechsen und Vögeln und deren Eiern.