Kreis Pinneberg. Zwei der extrem bissigen Reptilien wurden jetzt in Norderstedt und Stormarn gefangen. Warum sie in Pinneberg gesichert werden müssen.
Sorglos hatte sich Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums Sparrieshoop aus dem Kreis Pinneberg auf den Weg nach Norderstedt gemacht. Eine Wasserschildkröte war gemeldet worden. Doch was er dort im Stadtparksee entdeckte, war eine ganz schön bissige Variante. Vorsicht war geboten.
Tatsächlich holte Erdmann ein fast sieben Kilogramm schweres Tier mit dem Kescher aus dem Wasser. „Das ist eine Schnappschildkröte“, erkannte der Experte, der bereits seit mehr als 30 Jahren in der Wildtierhilfe aktiv ist und immer wieder exotische Tiere bergen muss. Schnappschildkröten sind selten und gehören nicht in die heimische Wildbahn.
Fiese Exoten: Aggressive Schnappschildkröten aus Seen im Norden gezogen
Beheimatet sind die auch Alligatorschildkröten genannten Tiere in Nordamerika. Deshalb sind sie auch kühle Temperaturen, wie unseren Breitengraden vorherrschen, gewohnt. „Wahrscheinlich wurde das Tier ausgesetzt“, sagt der Leiter der Wildtierstation.
Erstaunlicherweise ist diese Schnappschildkröte aber nicht die einzige, die jetzt in Sparrieshoop aufwendig gesichert und umsorgt werden muss. Erst vorige Woche hatte das Team der Wildtierretter eine Schnappschildkröte aus Ahrensburg abgeholt.
Erste Schnappschildkröte in Ahrensburg aus dem See gefischt
Im See im Kreis Stormarn war die Schildkröte bereits voriges Jahr gemeldet worden. Doch im grauen Herbst und nassen Winter verlor sich die Spur. Als es hieß, „Schnappi ist wieder da“, machten sich die Wildtierretter aus dem Kreis Pinneberg auf den Weg.
Aus Ahrensburg brachten sie sogar ein fast doppelt so schweres Exemplar mit nach Hause. „Die sind wirklich gefährlich und können schnell eine Kinderhand durchbeißen“, berichtet Christian Erdmann. Als er das Tier auf die Waage gelegt hatte, drehte es sich so plötzlich, dass der erfahrene Wildtierschützer erst einmal zurückweichen musste.
Erdmann: „Mich wundert, dass nichts an den Gewässern passiert ist“
„Mich wundert, dass nichts an den Gewässern passiert ist“, sagt Erdmann. In Sparrieshoop müssen die beiden großen Schildkröten aufgrund ihrer Aggressivität sogar voneinander getrennt gehalten werden. In dem Gewässer sind doppelte Sicherungen notwendig, denn die Tiere können über Zäune klettern, und, wie gesagt, kräftig zubeißen.
Vorerst werden die beiden „Schnappis“ mit Fischen gefüttert, die ursprünglich für die jungen Otter gebracht wurden. Christian Erdmann und seine Mitstreiter hoffen jetzt, dass schnell ein Zoo zugreift, um die Tiere aufzunehmen. Per Mail sind die möglichen Partnergehege bereits informiert.
Bundesweites Halteverbot für Schnappschildkröten gilt seit 1999
Stationsleiter Christian Erdmann wundert sich über die zeitnahen Funde. Für die Schnappschildkröte besteht seit 1999 ein bundesweites Halteverbot. „Wegen ihrer Gefährlichkeit ist es nur zoologischen Einrichtungen gestattet, diese Tiere zu halten“, erläutert der Fachmann.
Für Erdmann ist es nicht die erste Begegnung mit den gefährlichen Tieren, die sich im See auch gern mal eine Ente schmecken lassen. 2010 und 2011 hat Erdmann schon Schnappschildkröten aus dem Kellersee in Ostholstein geborgen. Diese Tiere leben nun in niedersächsischen Zoos.
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Diese Chance, die beeindruckenden Wildtiere aufzunehmen, haben nun weitere Tierpark-Gesellschaften. Auch die Ordnungsämter aus Norderstedt und Ahrensburg wären über eine rasche Vermittlung froh. Denn sie müssen den jetzigen Aufenthalt finanzieren. Und spätestens im Winter, wenn Schildkröten und Co. in frostfreie Räume wechseln müssen, wird es eng.