Kreis Pinneberg/Itzehoe. Der Falter galt in Schleswig-Holstein schon als ausgerottet. Wie eine Rettungsaktion in der Region half, das Tier wieder anzusiedeln.
Schmetterlinge haben Facetten-Augen, die aus bis zu 17.000 Einzelaugen bestehen – pro Seite. Und mindestens große Augen dürften auch menschliche Tierfreunde machen, geht es doch um die geglückte Rettung einer fast ausgestorben geglaubten Falterart. Denn: Im Stiftungsland Nordoe bei Itzehoe (Kreis Steinburg) an der Grenze zum Kreis Pinneberg fliegen mittlerweile wieder hunderte Goldene Scheckenfalter umher.
Dabei gilt diese Art nach wie vor als selten – und in ganz Schleswig-Holstein als ausgestorben. Wäre da nicht eine ziemlich einmalige Idee ins Spiel gekommen. „Zehn Jahre lang hat das Schmetterlings-Rettungs-Team der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den filigranen Faltern unter die Schmetterlings-Flügel gegriffen“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.
Seltene Schmetterlinge: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein unterstützt zehn Jahre
Es wurden Lebensräume hergerichtet, kleine Raupen in Sicherheit aufgezogen und erst ab Überlebensgröße wieder ausgesetzt – mittlerweile schaffen sie es im Stiftungsland Nordoe aus eigener Kraft. „Zehn Jahre, nachdem wir die ersten Tiere ausgesetzt haben, können wir von einer stabilen, sich selbst erhaltenden Population in der Nordoer Heide sprechen“, freut sich der Insektenexperte Dr. Detlef Kolligs.
Die letzten Falter dieser Art flogen davor in den 1990er Jahren durch Nordoe – danach galten sie fast zwanzig Jahre lang als ausgestorben, in ganz Schleswig-Holstein. Die Insektenretter des EU-geförderten Schmetterlings-Rettungsprojektes „LIFE Aurinia“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein setzten sich deshalb vor 14 Jahren das ehrgeizige Ziel, den Falter mit dem gold-karierten Muster zurück in seinem ursprünglichen Lebensraum wieder anzusiedeln.
Kreis Steinburg: Ehemaliger Militär-Übungsplatz in Nordoe wurde umgerüstet
Dafür wurden auf dem ehemaligen militärischen Übungsplatz, der stark mit Büschen, Bäumen und hochwüchsigen Gräsern zugewachsen war - wiederhergerichtet. Durch viele Maßnahmen stellte das Team eine Landschaft mageren Grünlandes her, in der Raupen und Schmetterlinge genug Nahrungs- und Nektarpflanzen finden konnten.
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Insbesondere die Bestände der Arnika – eine seltene gelb-blühende, heimische Wildpflanze – seien laut Mitteilung durch gezielte Zucht aus eingesammelten Samen und daraus aufgezogenen Pflanzen wieder gestützt worden. Und es helfen vierbeinige Landschaftspfleger: Grasende Galloways, Exmoor-Ponys und Ziegen bekämpfen zu viel neues Buschwerk, das die ausgesäten Pflanzen wieder verdrängen kann.
15.000 Schmetterlingsraupen ausgesetzt – mehr als 150 Exemplare sind jetzt da
Zwischen 2014 und 2016 wurden dann insgesamt jährlich etwa 15.000 Scheckenfalter-Raupen ausgesetzt. „Das hört sich viel an. Man geht aber davon aus, dass es nur etwa jede hundertste Raupe bis zum Falter schafft“, erklärt Kolligs, der die Maßnahme seit Beginn im Jahr 2010 betreut.
Er sagt: „Das Engagement hat sich definitiv ausgezahlt, der Goldene Scheckenfalter ist hier gerettet.“ Eine aktuelle Zählung habe 150 Exemplare an einem Tag ergeben – der reale Wert dürfte deshalb etwa zwei bis drei Mal so hoch sein. Man könne von einem „Vorzeigeprojekt für den Naturschutz sprechen“, denn: „Der Goldene Scheckenfalter sorgt für einen Mitnahme-Effekt. Dort, wo er zu finden ist, fühlen sich auch andere Insekten und Tiere wohl.“