Kummerfeld. Die Autobahn soll auf sechs Spuren erweitert werden. Im Kreis Pinneberg wehren sich die Anwohner dagegen und wollen mobil machen.

Sie lehnen den geplanten Ausbau der Autobahn 23 auf sechs Spuren ab: Um auf ihr Ansinnen aufmerksam zu machen, lädt die Bürgerinitiative „A23 für umweltfreundliche Mobilität“ am kommenden Mittwoch, 10. Juli, im Gemeindehaus der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Kummerfeld, Langenbargen 2, zu einer öffentlichen Diskussion ein. Entsprechende Flyer und Einladungen wurden an etwa 600 Haushalte verteilt.

„Der Halstenbeker Gemeinderat hat den Ausbau schon vor Jahren mehrheitlich abgelehnt, in Rellingen gibt es zwar keine Mehrheit, aber dafür unrealistische Hoffnungen über besseren Lärmschutz“, sagt Mitinitiator Rolf Lopau. „Viele Menschen im betroffenen Nordwesten der Metropolregion wissen jedoch leider vermutlich nicht einmal, dass es einen Ausbau geben soll. Und eben auch nicht, was dieser für Konsequenzen für unsere Zukunft erzeugte.“

BI sieht keinen Grund für Ausbau der A23

Die Bürgerinitiative „A23 für umweltfreundliche Mobilität“ gibt es mittlerweile seit drei Jahren. Sie tagen nun auch in Kummerfeld und hoffen, Bürger und Gemeindevertreter zum Austausch von Argumenten und letztlich auch zum Anschluss an ihren Protest bewegen zu können.

„Die schwarz-grüne Koalition in Kiel hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, den Schienenanteil am Verkehr in Schleswig-Holstein von acht auf 25 Prozent zu verdreifachen. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, mit der von Minister Madsen verkündeten Ausdünnung von Fahrplänen, ist völlig rätselhaft“, sagt Lopau. Madsen fordere aber weiterhin das Mehrfache dieser Kürzung von Finanzmitteln für den Ausbau der A20 und A23. „Die bisherige Vernachlässigung der Schiene ist jedoch ein Grund, der Leute weiterhin zum Auto greifen lässt.“

Bürgerinitiative fordert „redliches“ Verkehrsgutachten

Die BI fordert neben dem sofortigen Stopp der Ausbaupläne zur Erweiterung der A23, ein „redliches“ Verkehrsgutachten unter Berücksichtigung aller Optionen einer Mobilitätsplanung, einer Mobilitätswende und des Klimaschutzes. Sie wollen, dass die Klimaziele im Sinne des Bundesverfassungsgerichtsurteils bei der Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans einbezogen werden. Bestehenden Zu- und Abfahrten sollen verkehrsgerecht umgestaltet werden.

„Wir erwarten eine klare Position der Kommunalpolitik zu einem umweltfreundlichen Gesamtkonzept für eine wirkliche und umweltfreundliche Mobilitätswende“, heißt es im Flyer der BI. Statt in den Ausbau von Autobahnen sollte in Bus und Bahn investiert und zusätzliche S-Bahn-Trassen geschaffen werden. Alte Nahverkehrstrassen könnten reaktiviert, Taktungen der öffentlichen Verkehrsmittel auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten erhöht und das Umland besser angebunden werden.

BI: Radfahrer gleichberechtigt betrachten

Für den Radverkehr wünscht sich die BI unter anderem die Sanierung und Erweiterung des Radwegenetzes und die Anerkennung der Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer.

Zum Hintergrund: Das Bundesverkehrsministerium hatte im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) im Jahr 2013 eine Erweiterung der A23 auf sechs Fahrspuren im Abschnitt zwischen Tornesch und Hamburg-Eidelstedt beschlossen. Begründet wurde dies mit täglichen Staus in 15 Kilometer Länge. „Das Autobahndreieck Hamburg-Nordwest war damals durch die Einfädelung auf die A7 ein Engpass, der inzwischen bis AS-Stellingen auf zehn Spuren erweitert und damit entzerrt wurde“, argumentiert die BI.

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Im Straßenverkehrsgutachten wurde mit einer stetigen Zunahme des Verkehrs auf der A23 gerechnet. Bereits 2016 ermittelte die automatische Zählstelle an der A23 bei Krupunder jedoch circa zehn Prozent weniger Fahrzeuge, als von der Deges als Planzahl eingestellt worden war.

Lärmschutz entlang der Autobahn auch ohne A23-Ausbau

Die BI ist überzeugt: Durch Homeoffice, gestiegenen Kraftstoffkosten sowie eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs sind noch weniger Autofahrer auf den Straßen. Und wenn noch weniger privat im Auto unterwegs wären, hätte der gewerbliche Lieferverkehr auch ohne Autobahnausbau wieder freie Fahrt.

Was den versprochenen Lärmschutz angeht, der müsste auch ohne den Ausbau der A23 realisiert werden, so die BI, die für eine zukunftsorientierte Mobilitätswende eintritt. Der Informationsabend ist von 19 bis 20.30 Uhr angesetzt.