Quickborn. Zur Sicherheit trennt nun eine Stahlschutzwand den Auto- vom Radverkehr. Zudem soll eine alternative Route geplant werden. Nur: Welche?

Ein jahrelanger politischer Streitpunkt zwischen den Fraktionen in Quickborn scheint sich jetzt allmählich aufzulösen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) hat mit großer Mehrheit beschlossen, eine alternative Streckenführung zur Umfahrung der Brücke über die A7 in der Ulzburger Landstraße zu planen.

Die nur fünf Meter breite Brücke, die Anfang der 70er-Jahre als reiner landwirtschaftlicher Weg vorgesehen war, ist für gegenläufigen Verkehr nicht mehr zulässig, hatte das Gutachten eines Ingenieurbüros im Mai ergeben. Unter anderem wurde dringend ein Umbau empfohlen.

Die zu schmale Brücke war ein heißes Thema beim Bürgermeisterwahlkampf

Die Verwaltung hatte sofort reagiert und mit durchgängigen Stahlzäunen auf der Brücke den dortigen Radweg vom Fahrzeugverkehr geschützt. Weiterhin müssen die Autofahrer ihre Fahrzeuge vor der Brücke an einer Art Baustellenampel anhalten, um zunächst den gegenläufigen Verkehr passieren zu lassen.

Die Stadt Quickborn hatte es vor etwa 15 Jahren versäumt, im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A7 auf eine Verbreiterung dieser zu schmalen Brücke bei der Planungsgesellschaft Deges zu bestehen.

Aus Sicht eines Busfahrers stellt die enge Verkehrsführung zwischen der Betonkante links und der Stahlschutzwand rechts jetzt eine Herausforderung dar, die Spur auf der schmalen Brücke zu halten. Bis Ende August muss die Buslinie 194 aus Richtung Norderstedt über diese schmale Brücke zum Quickborner ZOB und weiter nach Pinneberg geführt werden.
Aus Sicht eines Busfahrers stellt die enge Verkehrsführung zwischen der Betonkante links und der Stahlschutzwand rechts jetzt eine Herausforderung dar, die Spur auf der schmalen Brücke zu halten. Bis Ende August muss die Buslinie 194 aus Richtung Norderstedt über diese schmale Brücke zum Quickborner ZOB und weiter nach Pinneberg geführt werden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Im Bürgermeisterwahlkampf 2022 hatte der jetzige Bürgermeister Thomas Beckmann (FDD) das Thema zur Chefsache erklärt und versprochen, eine andere Lösung für die automobilen Bürgerinnen und Bürger in Quickborn zu schaffen. Bereits vor einem Jahr ließ er dazu von einem Ingenieurbüro mehrere Varianten prüfen, die sich statt der zu schmalen Brücke realisieren ließen.

Die teuersten Lösungen schlugen dabei mit mehr als 20 Millionen Euro Baukosten zu Buche. Die Vorschläge reichten von einem Abriss der alten Brücke, bis hin zur Sperrung für den Autoverkehr, um nur noch Fußgänger und Radfahrer durchzulassen. Daneben sollte eine neue Brücke errichtet werden, die breit genug ist.

Bürgermeister Thomas Beckmann hatte die für ihn unhaltbare Verkehrsführung über die schmale A7-Brücke in der Ulzburger Landstraße zum Schwerpunkt seines Bürgermeisterwahlkampfes gemacht und so womöglich die entscheidenden Stimmen zum Wahlsieg erhalten.
Bürgermeister Thomas Beckmann hatte die für ihn unhaltbare Verkehrsführung über die schmale A7-Brücke in der Ulzburger Landstraße zum Schwerpunkt seines Bürgermeisterwahlkampfes gemacht und so womöglich die entscheidenden Stimmen zum Wahlsieg erhalten. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Aber es gab auch günstigere Lösungen, die nun genauer überprüft und berechnet werden sollen. Dazu gehörte insbesondere der Verzicht auf den Bau einer neuen Brücke. Stattdessen soll der Verkehr in der Ulzburger Landstraße auf der westlichen Seite der A7 zum Knotenpunkt Pascalstraße/Friedrichsgaber Straße weitergeführt werden, wo der Verkehr entweder in einen Kreisel auf die Quickborner A7-Auffahrt mündet oder diese über eine kleinere Brücke überquert.

Dafür waren vor einem Jahr Baukosten von etwa vier bis elf Millionen Euro veranschlagt, wovon Quickborn etwa eine bis drei Millionen Euro selbst tragen müsste, wenn das Land den Bau mit 75 Prozent der Kosten fördern würde.

Auch SPD und CDU fordern jetzt, Alternativen zu der schmalen Brücke zu planen

Dass die anderen Fraktionen von CDU. SPD und Grünen, die sich lange gegen eine alternative Trassenführung gesträubt hatten,  nun diesen Weg mitgehen, begrüßt der ASU-Vorsitzende Thomas Katlun (FDP): „Es ist sehr positiv, dass wir nun das klare Votum aus der Politik zur Zukunft der A7-Brücke haben.“

Der Ausschuss habe sich mit großer Mehrheit für eine leistungsfähigere und sicherere Verbindung zwischen Quickborn und Quickborn-Heide ausgesprochen. „So wie die Situation jetzt ist, wird sie nicht bleiben – das ein gutes Signal für alle Quickborner, die tagtäglich auf diese Verbindung angewiesen sind.“

Auch Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (links) hat Bürgermeister Thomas Beckmann mehrfach vor Ort die zu schmale Brücke über die A7 gezeigt und um Unterstützung für eine alternative Lösung geworben.
Auch Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (links) hat Bürgermeister Thomas Beckmann mehrfach vor Ort die zu schmale Brücke über die A7 gezeigt und um Unterstützung für eine alternative Lösung geworben. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Noch sei zwar nichts Konkretes entschieden, sagen dazu die beiden Fraktionsvorsitzenden Annegret Tegen (CDU) und Astrid Huemke (SPD). „Aber wir wollen jetzt überprüfen lassen, was machbar ist und was wir schaffen können“, erklärt Annegret Tegen. Mit einer schnellen Umsetzung dürfe aber keiner in Quickborn rechnen. „Das wird sicher fünf bis zehn Jahre dauern, bis wir da eine vernünftige Alternative haben“, sagt Astrid Huemke. „Wichtig war jetzt erst einmal, dass die Radfahrer und Fußgänger sicher über die Berücke gelangen können.“

Das Gutachten war eindeutig: Brücke zu schmal für gegenläufigen Verkehr

Überzeugt hat offenbar alle Fraktionen die Auswertung des zweieinhalbjährigen Verkehrsversuchs mit der Ampel-Regelung auf beiden Seiten der Brücke. Diese hatte zweifelsfrei ergeben, dass die nur fünf Meter breite Brücke für eine gleichzeitige, beidseitige Überquerung von Fahrzeugen völlig ungeeignet und nicht zulässig ist. Nur ein Neubau der Brücke oder eine alternative Verbindung – wie oben beschrieben – könnten diesen Mangel beheben.

Die Verkehrsgutachter Natalie Lüdke und Matthias Grote haben der Stadt dringend empfohlen, mit einer Stahlschutzwand die Radfahrer und Fußgänger auf der schmalen A7-Brücke in der Ulzburger Landstraße vom Fahrzeugverkehr zu schützen, da sonst zwei Drittel aller Autofahrer den eingezeichneten Schutzstreifen überfahren würden.
Die Verkehrsgutachter Natalie Lüdke und Matthias Grote haben der Stadt dringend empfohlen, mit einer Stahlschutzwand die Radfahrer und Fußgänger auf der schmalen A7-Brücke in der Ulzburger Landstraße vom Fahrzeugverkehr zu schützen, da sonst zwei Drittel aller Autofahrer den eingezeichneten Schutzstreifen überfahren würden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

„Unser Fazit ist eindeutig“, erklärte dazu der Diplom-Ingenieur Matthias Grote von der SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung „Mit der vorhandenen Brücke gibt es keine Lösung, um die Verkehre dauerhaft sicher und leistungsfähig über die Autobahn zu leiten. Es handelt sich um eine reine Wirtschaftswegebrücke, die den Anforderungen an Brücken für den allgemeinen Verkehr in keiner Weise entspricht.“

Bürgermeister Beckmann ist zuversichtlich, bald eine gute Lösung für alle präsentieren zu können

Mit diesem Ergebnis sollten auch die letzten Zweifel an der Untauglichkeit der Brücke ausgeräumt worden sein, erklärte dazu  Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann. „Die Problem-Brücke ist keine Option. Als eine von nur zwei Verbindungen zwischen Quickborn-Ort und Quickborn-Heide stellt uns die Brücke in der Ulzburger Landstraße permanent vor Herausforderungen.

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Sobald die Bahnstraße oder die Ellerauer Straße gesperrt sind, droht der Verkehr zu kollabieren.“ Er sei zuversichtlich, dass auf Grundlage der Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung eine für alle Quickborner Bürgerinnen und Bürger verträgliche Lösung gefunden wird.