Quickborn. Ingenieurbüro hat provisorische Verkehrsführung über schmale Brücke untersucht. Ergebnis: Es müsse dort sofort gehandelt werden.
Diese Verkehrsgutachten stärkt Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann (FDP) - und gibt ihm nachträglich Recht: Die nur fünf Meter schmale Brücke an der Ulzburger Landstraße über die Autobahn 7 ist nicht regelkonform und sie ist nicht für eine gegenläufige Befahrung zulässig.
Das ist jetzt das Ergebnis einer Untersuchung des unabhängigen Hamburger Ingenieurbüros Bau-Verkehr-Vermessung (SBI), das den seit Ende 2021 andauernden Verkehrsversuch analysiert hat. Bekanntlich ist das Nadelöhr seitdem lediglich mit einer Baustellen-Ampelung jeweils nur in einer Richtung zurzeit zu befahren.
A7 Brücke: Verkehrsführung mit Ampeln unzulässig - Sofortmaßnahmen gefordert
Die Ingenieure schlagen der Stadt dringend vor, alternative Lösungen zu schaffen – entweder durch den Bau einer breiteren Brücke oder eine andere Trassenführung zur Autobahn. Letzteres will die Quickborner Verwaltung jetzt der Politik empfehlen.
Die FDP-Fraktion spricht sich bereits für eine solche neue Trassenführung aus, die schon vor einem Jahr in einer Machbarkeitsstudie als eine von sieben möglichen Varianten mit etwa vier bis fünf Millionen Euro Baukosten als kostengünstigste Lösung erarbeitet wurde.
Verehr A7: Gutachter empfehlen Stahlschutzwände zwischen Rad- und Autoverkehr
Bis dahin sollen Stahlschutzwände die Fahrspur für den Rad- und Fußgängerverkehr auf der 110 Meter langen Brücke besser vom Pkw- und Lkw-Verkehr schützen. Grundsätzlich gelte, so der Diplomingenieur Matthias Grote: „Eine gleichzeitige Befahrung des Fahrzeugverkehrs aus beiden Richtungen ist auf dieser schmalen Brücke nicht zulässig. Sie war es ohnehin nicht.“ Das heißt, seit 1972, als diese Brücke im Zuge des Autobahnbaus errichtet worden ist, hätte sie nur für den landwirtschaftlichen Verkehr oder eben wie jetzt – durch die Baustellenampel-Regelung - einseitig befahren werden dürfen.
Für Bürgermeister Thomas Beckmann war dieses Ergebnis zu erwarten, auch wenn es ihn in dieser Deutlichkeit überrascht habe. „Eine regelkonforme Lösung ist mit dieser Brücke in der Ulzburger Landstraße nicht machbar.“ Das war bereits sein Credo im Bürgermeisterwahlkampf vor zwei Jahren, was möglicherweise ausschlaggebend für seine Wahl ins Amt gewesen ist.
Bürcke Quickborn: Baustellenampel hat 1500 Autofahrer am Tag abgeschreckt
Mit jeder Menge Verkehrsdaten und Kameraaufzeichnungen hat das beauftragte Ingenieurbüro ihre monatelangen Analysen bewerkstelligt. So hat sich der Fahrzeugverkehr im Vergleich zu 2019 um ein Viertel auf nur noch 4550 Fahrzeuge am Tag verringert. Offenbar meiden jetzt 1500 Autofahrer diesen Engpass von und zur A7-Anschlussstelle Quickborn, weil sie dort eventuell mehrere Minuten an einer Ampel warten müssen. Dafür hat sich der Rad- und Fußgängerverkehr von 20 auf etwa 100 Verkehrsteilnehmer am Tag verfünffacht.
Wer in der Grünphase diesen 450 Meter langen Engpass vor und hinter Brücke erreicht, hat ihn in der Regel innerhalb von 20 bis 50 Sekunden überquert. Bei einer roten Ampel beträgt laut Gutachten die Wartezeit bis zu 3,5 Minuten. In wenigen Ausnahmefällen, wenn mehrere Rotphasen zu warten sind, könnten es auch sieben bis elf Minuten sein. Doch das komme nur bei einer hohen Verkehrsbelastung durch Staus auf der A7 vor, erläuterte Gutachterin Natalie Lüdke. In einigen Fällen waren es auch die Autofahrer selbst, die die Grünphase verschlafen hätten und so diese lange Wartezeit verursachten.
Die Zahl der Unfälle ist seit der neuen Verkehrsregelung stark zurückgegangen
Polizeilich registrierte Unfälle haben sich seit der einseitig zu befahrenden Verkehrsregelung seit Ende 2021 auf nur noch drei im Jahr halbiert, ist ein weiteres Ergebnis dieser Untersuchung. Obwohl sich heute wie auch vor 2021 praktisch kaum ein Autofahrer an das geltende Tempolimit hält. Vorher fuhren 94 Prozent der Autofahrer schneller als die erlaubten 30 km/h. Jetzt sind es 86 Prozent, denen die Tempo-40-Vorgabe zu langsam erscheint. Immerhin fahre nur etwa jeder fünfte Autofahrer schneller als mit 50 km/h über die schmale Brücke, erklärte Ingenieur Grote.
Die fünf auf beiden Seiten der Brücke aufgestellten Verkehrskameras haben so manche Verkehrsraudies nicht davor abgeschreckt, bei Rot die Brücke zu überqueren. Das seien bei einer Tagesuntersuchung wölf Fälle innerhalb von fünf Stunden Messung gewesen.
Nur jeder dritte Autofahrer bleibt innerhalb des 2,50 Meter breiten Fahrstreifens
Und eine weitere Gefahr für Fußgänger und Radfahrer hat die Verkehrsanalyse ergeben: Zwei Drittel aller Autofahrer halten sich auf der Brücke nicht an die 2,50 Meter breite Fahrbahnmarkierung und touchieren oder überfahren sie sogar, was den 2,25 Meter breiten Raum für Fußgänger und Radfahrer weiter erheblich einschränkt. Das kann auch mit den 40 Zentimeter hohen und nur 70 Zentimeter breiten Schrammborden zum Geländer zu tun haben, die auf beiden Seiten Abstürze von der Brücke auf die A7 verhindern sollen, vermuten die Gutachter. Weil Autofahrer wegen der engen Fahrbahn lieber den weißen Fahrstreifen zum Fußgängerverkehr überqueren als ihre Autofelgen an der Betonkante zu beschädigen.
Darum rät das Ingenieurbüro dringend, mit Stahlschutzwänden die beiden Fahrstreifen sichtbar und dauerhaft voreinander zu trennen. Dies würde zwar den Platz für Radfahrer auf 1,25 Meter verringern, weil die Fahrspur für die Autofahrer auf drei Meter Breite vergrößert werden müsste. Aber die Sicherheit würde sich für Radfahrer und Fußgänger erheblich verbessern. Die Kosten dafür werden mit bis zu 100.000 Euro veranschlagt. Alternativ könnte auch nur eine Leitschwelle angebracht werden, die etwa halb so teuer wäre, aber weniger Sicherheit brächte, weil auch diese überfahren werden könnte.
Es bleiben nur wenige Alternativen für eine neue Verkehrsführung übrig
Für nahezu unmöglich erachten es die Gutachter, die Fahrspur für Radfahrer und Fußgänger auf das 40 Zentimeter hohe Niveau der Schrammborde anzuheben. Dann hätten zwar Radfahrer 2,50 Meter und Autofahrer drei Meter Platz. Doch die Kosten würden bis zu einer halben Million Euro betragen. Und es sei zweifelhaft, ob die Statik der Brücke das Gewicht aushielte.
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Dabei sind diese Brückenkappen und der Untergrund der schmalen Brücke erst vor etwa zehn Jahren im Zuge des sechsspurigen A7-Ausbaus für einen Millionenbetrag saniert worden. Das Geld hätte man damals lieber in den Neubau einer Brücke stecken sollen, die mit einer 6,50 Meter breiten Fahrbahn sowie einem 2,50 Meter breiten Fahrradstreifen und einem 1,50 Meter breiten Fußweg versehen worden wäre, wie es heutzutage vorgeschrieben sei, ärgert sich Bürgermeister Beckmann.
Bürgermeister Beckmann will die schmale Brücke künftig umfahren lassen
Er werde sich nun intensiv für die Realisierung einer neuen Verkehrsführung einsetzen, kündigt Beckmann an. Dafür würde der Verkehr von der Ulzburger Landstraße westlich um das Regenrückhaltebecken zum Gewerbegebiet an der Straße „Auf den Halenberg“ geführt, von wo aus der Verkehr dann über einen neuen Kreisel den Knotenpunkt Friedrichsgaber Straße / Pascalstraße zur A7-Auffahrt erreichte. Die jetzige schmale Brücke über die A7 würde dann für Fahrzeuge gesperrt werden und nur noch für Radfahrer und Fußgänger zur Verfügung stehen.
Die Baukosten für die etwa 500 Meter lange Umfahrung mit Kreisel und Grunderwerb hatte vor einem Jahr eine Machbarkeitsstudie mit 4,2 Millionen Euro errechnet, wovon die Stadt bei einer Höchstförderung von 75 Prozent durch das Land etwa 1,1 Millionen Euro selbst zu tragen hätte.