Elmshorn. Himmelfahrtskommando im Kreis Pinneberg: Am Steindamm wird für den guten Zweck getrunken. Warum das komplexer ist als man denkt.
Am kommenden Donnerstag ist Himmelfahrt, auch als Vatertag bekannt. Es ist der klassische Tag für Touren in fröhlicher Runde, mittlerweile auch nicht mehr exklusiv Vätern und Männern vorbehalten. Den Ausflüglern prognostizieren Wetter-Apps für diesen Tag einen mäßig bewölkten Himmel, rund acht Stunden Sonnenschein und eine 50-prozentige Niederschlagswahrscheinlichkeit.
Die Aussichten für die Steindammwiese in Elmshorn sind indes ein wenig spezieller. Egal, wie lange die Sonne scheint und welche Niederschlagsmengen niedergehen – hier auf der Niel Eppenhofer Wiese, wie die Grünfläche für diesen Tag heißt, wird es mit 100-prozentiger Sicherheit sehr feucht zugehen. Feucht-fröhlich wohlgemerkt. Es ist nämlich wieder Flunkyball-WM.
Flunkyball WM in Elmshorn: Wer schnell trinken kann, ist klar im Vorteil
Das bedeutet nicht nur für das öffentliche Grün am Rande der Innenstadt einen Großkampftag. Auch Leber, Nieren und diverse andere Organe der Aktiven aus rund 90 gemeldeten Mannschaften sind zu Höchstleistungen aufgefordert. Grob umrissen hat Flunkyball nämlich nur ein Ziel – möglichst schneller als die anderen ziemlich „stramm“ zu werden.
Bei diesem Mannschaftsspiel müssen die Mitglieder eines Teams ihre Bierflaschen schneller leeren als das jeweilige Gegnerteam. Zeit zum Trinken haben haben die Spieler nur in der kurzen Phase, die der Gegner benötigt, um eine zuvor in der Spielfeldmitte umgeworfene Flasche wieder aufzurichten.
Das Regelwerk ist komplexer, als den den ersten Anschein hat
Dem, was wie ein wildes Saufspiel klingt – und dieses ganz vielleicht auch ist –, liegt indes ein komplexes Regelwerk aus 16 Paragrafen zugrunde. Selbst der Mindestalkoholgehalt des Gerstensaftes ist mit 4,6 Prozent reglementiert. Ordnung muss halt sein in einem Wettbewerb, der schließlich den Ruf einer Weltmeisterschaft zu wahren hat. Dabei ist egal, dass die 90 teilnehmenden Teams nach letztem Stand allesamt aus Deutschland kommen.
„Die diesjährige Flunkyball WM Elmshorn verspricht ein spektakuläres Ereignis zu werden“, sagt Organisator Niel Eppenhofer. „Neben den Mannschaften erwarten wir auch mehr als 2500 Besucher. Das alles deutet auf ein grandioses Event hin.“ Auch, weil die Flunkyball WM Elmshorn nicht nur spannende Spiele bietet, sondern auch ein großes Gastronomieangebot.
Gesang der „Vorstadtwibes“ und die „weltgrößte Bierex-Laola“ stimmen auf das Turnier ein
Als zusätzliche Attraktion soll der neu gegründete „Mädelschor“ Vorstadtwibes für musikalische Unterhaltung am Morgen sorgen, während die „weltgrößte Bierex-Laola“, so der Veranstalter, die Begeisterung auf der Steindammwiese schon vor dem ersten Match in die Höhe treiben soll.
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Alles ein herrlich alberner Spaß (und natürlich ernster, fairer Wettstreit), der aber auch einen seriösen und gemeinnützigen Hintergrund hat. „Die diesjährige Spendenaktion widmet sich der Frauenberatung Elmshorn“, erklärt Niel Eppenhofer. „Diese Institution bietet unterstützungs- und hilfsbedürftigen Frauen eine schnelle, wirksame und umfassende Form von Hilfe jeglicher Art.“ Ein kleiner Anhaltspunkt: 2023 konnten die Veranstalter 5000 Euro einem wohltätigen Zweck zuführen.
Um 12 Uhr beginnen die Spiele, am frühen Abend folgt die Siegerehrung
Sportlicher Titelgewinner des letzten Jahres war das Team „Die Schönen und das Bier“. Die Mannschaften, die nun die Titelträger entthronen wollen, werden am Wettkampftag von 9.30 Uhr an auf der Steindammwiese bei der Wettkampfleitung einchecken. Turnierstart ist um 12 Uhr; am Nachmittag oder frühen Abend sollen die Finalspiele mit anschließender Siegerehrung steigen.
Offizielles Regelwerk beim Flunkyball
1. Der Spieler, der dem Werfer des anderen Teams schräg gegenüber steht, ist der Läufer. Bei ungleicher Mitgliederzahl bestimmt das kleinere Team einen Spieler, der doppelt läuft.
2. Hat ein Spieler ausgetrunken, so scheidet er als Läufer und Werfer für die Mannschaft aus.
3. Der Ball muss nach dem Aufstellen der Flasche hinter der „Startlinie“ sein. Springt der Ball von alleine ins Seitenaus, muss er nicht geholt werden. Verboten: Den Ball mit dem Fuß o. ä. ins Seitenaus zu befördern. In dem Fall, dass der Ball aus dem Seitenaus wieder in das Spielfeld rollt, ist der Ball weiterhin aus und muss nicht geholt werden.
4. Das Werfen auf die Bierflaschen der Gegner ist prinzipiell gestattet.
5. Ob ein Bier leer ist, entscheidet einzig und allein der Schiedsrichter. Das Bier muss auf direktem Weg zum Schiri gebracht werden. Ein Bier ist leer, wenn z. B. bei einer Knolle der Bodenhubbel zu sehen ist. Schaum zählt als Bier. Ein Spieler darf das Bier vor der Kontrolle durch den Schiedsrichter nicht ausschütten.
6. Schiedsrichterentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen und können nicht angefochten werden. Bei Bedarf kann jedes Team für den Rest der Partie einen zweiten Schiri hinzuziehen lassen.
7. Der Flunkyball muss oberhalb der Hüfte geworfen werden.
8. Das Auswechseln der Spieler ist nicht erlaubt.
9. Ein Team besteht aus vier oder fünf Spielern, die alle älter als 18 Jahre sein müssen.
10. Die Spieler des Wurfteams dürfen ihr Bier erst dann berühren, wenn der Wurf gemacht wurde. Das Laufteam darf sein Bier zwar schützen, aber nicht berühren.
11. Der Läufer darf loslaufen, sobald der Ball des Gegners die Hand verlässt. (Zu häufiges Antäuschen wird geahndet).
12. Es ist während des Spiels darauf zu achten, dass beide Teams den gleichen Abstand zur Flasche haben.
13. Gespielt wird mit 0,33l Bieren, mit min. 4,6 %. Keine Mischgetränke.
14. Kann ein Team nicht mehr antreten (kein Bier mehr, zu fertig, Teammitglied weg etc.), gilt das Spiel als verloren.
15. Geworfen wird mit einem vom Schiedsgericht genehmigten Tennisball, der die Anforderungen vom Partnersportverband International Tennis Federation erfüllt.
16. Neben diesen Regeln, die der fairen Ausrichtung des Flunkyball-Turniers dienen, wird davon ausgegangen, dass alle Mitspieler das Grundprinzip des Spiels kennen.
Das Grundprinzip
Beim Flunkyball geht es darum, eine leere Flasche auf der Mittellinie eines Spielfelds mit einem Tennisball umzuwerfen. Kippt die Flasche, setzen die Teammitglieder an und trinken. Ein Spieler der gegnerischen Mannschaft läuft zur Mitte, stellt die Flasche wieder auf und hält den Ball in die Luft – das Zeichen, mit dem Trinken aufzuhören. Gewonnen hat das Team, das zuerst seine Flaschen leert.