Pinneberg. Zwei Wochen nach Verkündung von Daniel Sager als neuem Coach folgt nun die Kehrtwende von Club und Trainer. Wer das Team nun führt.
Diese Argumentation überrascht: „Stellen Sie sich vor, dass Sie gerne einen Ferrari fahren möchten. Stattdessen steht aber ein Lamborghini in Ihrer Garage. Und? Setzen Sie sich etwa nicht hinters Steuer?“ Blumig und zugegebenermaßen clever hat Teammanager und Vereinssprecher Erturul Kayali erklärt, warum Selcuk Sahin als Vorstandsvorsitzender von TBS Pinneberg jetzt angeblich nicht verbittert ist.
Es geht um eine neuerliche Trainer-Posse bei den Pinneberger Landesliga-Fußballern, die dank des 3:2 (1:2) im hitzigen Nachholtreffen mit drei Platzverweisen über den SSV Rantzau auf den dritten Rang der Hammonia-Staffel vorgeprescht sind und sich nun sogar vage Hoffnungen auf die Vizemeisterschaft machen dürfen.
Ex-St.-Pauli-Profi: Erst im März hat TBS-Vorstand die Verpflichtung von Daniel Sager verkündet
Erst im Januar als Nachfolger von Caglar Cot in sein Amt gewählt, hatte Vereinsurgestein Sahin am 30. März voller Stolz die Verpflichtung seines Wunschkandidaten Daniel Sager (44) als zukünftigen Trainer ab der Saison 2024/25 bekannt gegeben. Mittlerweile steht aber fest: Der ehemalige St.-Pauli-Profi Sager wird es nun doch nicht, dafür kehrt Florian Gossow (50) nach elf Jahren an seine frühere Wirkungsstätte zurück.
Sahin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, aber Sager gab im Portal „fussifreunde.de“ eine Stellungnahme ab. Kernaussage: Mit der ersten Verhandlungspartei (Sahin) habe man sportlich identische Ziele verfolgt. Dann habe sich plötzlich eine zweite Partei mit anderen Vorstellungen eingeschaltet. Mit diesen Personen funkte Sager aber nicht mehr auf derselben Wellenlänge. So nahm der Ellerbeker Abstand von seinem Vorhaben, an der Müßentwiete einzusteigen.
Neuer Mann an der Seitenlinie wird Florian Gossow; der hat schon mit TBS Erfolge gefeiert
Im selben Atemzug präsentierte TBS auch schon den Unternehmer Florian Gossow (Gebäudereinigung) als „Lamborghini“ im Autopark des Clubs mit einem Dutzend ausgelagerter Rädchen, die binnen elf Jahren nicht ins Getriebe passten. Gossow hatte die Pinneberger 2012 erstmals in die Landesliga geführt. Anschließend wurde er für Germania Schnelsen, FC Elmshorn, WSV Tangstedt, Teutonia 05, WTSV Concordia, VW Wacker/Billstedt und den SV Lurup tätig.
Auffällig: Als er die Luruper am 17. September 2022 als Freundschaftsdienst übernahm, gewann der bis dahin sieglose Tabellenletzte der Bezirksliga West plötzlich Spiel um Spiel. Nach Gossows Abschied drei Monate später brach in Lurup alles zusammen (Abstieg), während sich in Pinneberg die Trainer nach seiner ersten TBS-Zeit die Klinke in die Hand gaben.
Über das vereinsinterne Lager, das sich gegen Sager und für Gossow aussprach, wird spekuliert
Wer sind denn nun die „geheimen Mächte“, die Sahin das Ruder in einer elementaren Angelegenheit aus der Hand nahmen und Gossows Comeback durchsetzten? Die Rede ist von einem neu gegründeten Aufsichtsrat, dem auch Caglar Cot und der frühere Ligamanager Yusuf Demir angehören sollen, der aber ohne Satzungsänderung offiziell gar nicht existiert. Kayali: „Wir äußern uns zu gegebener Zeit.“ Sind Spekulationen dadurch aber nicht Tür und Tor geöffnet? Kayali: „Kein Problem, damit können wir leben.“
Im Raum steht auch noch die Frage, warum TBS offenbar keinen Gedanken daran verschwendet hat, den aktuellen Coach Hakan Yavuz weiterzubeschäftigen. Im Spiel immer auf Tore aus, wählt Yavuz nun die Defensivtaktik. „Wir haben uns geeinigt, die Zusammenarbeit im Sommer zu beenden. Belassen wir es dabei.“ Immerhin. Es gab auch schon TBS-Trainer, denen der Club ein totales Auskunftsverbot auferlegte.
Coach Hakan Yavuz gehört zu den erfolgreichsten TBS-Trainern, muss aber gehen
Dabei leistete in Pinneberg Nord niemand außer vielleicht Gossow (von 2010 bis 2013) und Berkay Kilinc, Aufstiegscoach von 2023, erfolgreichere Arbeit als der Bad Bramstedter Yavuz. Von elf Partien unter seiner Federführung gewannen die Kreisstädter acht, die jüngsten neun absolvierten sie ungeschlagen.
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Gegen den SSV Rantzau trotzten sie sogar ihrer Unterzahl nach Rot für Daniel Diaz, der Torwart Malte Ladehoff angesprungen hatte (75.), und Gelb-Rot für Ozan Mutlu wegen eines Schubsers mit anschließendem Kommentar (78.). Der Barmstedter Jorrit Thieme sah Rot wegen eines groben Fouls am eingewechselten Kazusanosuke Ikeda (82.).
Am Ende der hitzigen Landesliga-Partie hatte die Szene in der 85. Minute Symbolcharakter, als sich Adrian Sousa nach seinem Siegtreffer den rechten Zeigefinger vor die Lippen hielt. Fragen über Fragen. Reden will bei TBS niemand.
Im Derby zwischen SVR und Union könnte sich entscheiden, auf welches Team TBS künftig trifft
Wer mit TBS Pinneberg nächste Saison eventuell um einen Spitzenplatz in der Landesliga konkurriert, entscheidet sich auch in Bönningstedt. Der SV Rugenbergen (Viertletzter) und Union Tornesch (Vorletzter) bestreiten dort am Sonntag um 14 Uhr ein richtungsweisendes Derby in der Abstiegsfrage der Oberliga Hamburg.
Fußball-Landesliga, Hammonia-Staffel, Nachholspiel
TBS Pinneberg – SSV Rantzau 3:2.
Tore: 1:0 D. Diaz (4.), 1:1 A. Kotzapanagiotou (30.), 1:2 Keßner (35./FE), 2:2 Ganitis (61.), 3:2 Sousa (85.).
Rote Karten: D. Diaz (TBS/75.), J. Thieme (SSV/82.). Gelb-Rote Karte: Mutlu (TBS/78.).
27. Spieltag
Sonntag, 13 Uhr: USC Paloma II – TBS Pinneberg; 15 Uhr: Kummerfelder SV – HSV III, SSV Rantzau – SC Nienstedten.
Oberliga Hamburg, 31. Spieltag
Sonntag, 14 Uhr: SV Rugenbergen – Union Tornesch, SV Halstenbek-Rellingen – Niendorfer TSV.