Pinneberg. Carsten Lauck hat vor 30 Jahren den Reitstall vom Vater übernommen. Welches Erlebnis seine Leidenschaft für Pferde weckte.
Jack-Russell-Hündin Emelie hat im Pinneberger Reitstall Lauck alles im Blick. Bevor Hausherr Carsten Lauck um die Ecke kommt, checkt die acht Jahre alte Hündin aufmerksam die Lage. Schnuppert kurz und rennt auf Abruf flink zurück. Emelie gehört zum Inventar, ebenso wie 45 Pensionspferde, 13 eigene Zuchtstuten, Gaststuten plus Fohlen und sechs eigene Hengste. Lauck ist leidenschaftlicher Züchter, Hengsthalter, Ausbilder, Stallbetreiber, und die Landwirtschaft muss ebenfalls täglich bedient werden. Genau vor 30 Jahren hat Lauck den Stall von seinem Vater übernommen.
Die tägliche To-do-Liste ist lang; diese Stall-Kombination ist in Schleswig-Holstein in diesem Umfang selten anzutreffen. Da braucht es die ganze Familie. Laucks Frau Claudia (57), Sohn und Springreiter Malte Lauck (27) sowie Tochter Mareike (23), die Deutsch und Philosophie auf Lehramt in Hamburg studiert, sind ebenfalls eingebunden.
Pinneberger Reitstall Lauck: Mit einem Besuch bei Olympia-Reiter Blöcker fing es an
Bei Herbert Blöcker, dem ehemaligen olympischen Vielseitigkeitsreiter und Mitarbeiter des Holsteiner Verbandes, entdeckte er seine Leidenschaft für Pferde. „Dieser Ausflug war für meine Entscheidung prägend“, sagt Lauck. Viele Betriebe oder Züchter sind maximal zweigleisig unterwegs. Bedeutet, die Zucht mit der Ausbildung steht im Vordergrund, und Pensionspferde sind dann eher eine Ausnahme.
Der ehemalige Dressur- und Springreiter Lauck muss auf die unterschiedlichen Wünsche seiner Kunden eingehen. Das beginnt schon bei den Öffnungszeiten, der Betrieb täglich läuft von 6 bis 22 Uhr. Neukunden werden nach Pferdesachverstand ausgesucht. Die Pferdepension wurde zudem bewusst von 58 Boxen auf 45 reduziert. „Unsere Zucht wächst, junge Pferde die bei uns in die Ausbildung gehen, haben den Vortritt“, sagt der gelernte Landwirt.
Reitsport kann zur Kostenfalle für verträumte Amateurzüchter werden
Und bis ein Fohlen ein Reitpferd wird, laufen die Kosten weiter. Ein Sattel wird in der Regel erst mit drei Jahren zunächst ohne Reitergewicht aufgelegt, und das kann sich um ein halbes Jahr verschieben. Es ist eine Wissenschaft für sich und kann eine Kostenfalle für verträumte Amateurzüchter werden.
Seinen Stutenstamm hat der 56-Jährige mit sechs selbst gezüchteten Hengsten ausgebaut. In seiner 30-jährigen Zuchtgeschichte gibt es Glanzlichter wie den sieben Jahre alten Hengst For Carsten. „Er hat den international erfolgreichen Vater For Pleasure, dessen Lebensgewinnsumme beträgt mehr als 1,83 Millionen Euro. Für die Namensfindung ist die Silbe ,For‘ Gesetz. Mein Vorname kam hinzu, denn genau an meinem Geburtstag kam der Hengst zur Welt“, sagt der erfolgreiche Züchter.
Sein zweites Glanzlicht heißt Levisto, mit dem Spitznamen Laucks Locke. Mehr als 30 Reitpferde hat der inzwischen 17 Jahre alte Hengst gezeugt. „Seine Nachkommen sind umgängliche und sportlich ambitionierte Pferde“, sagt Lauck. „Das erfreut Amateure, die im Springsport vorankommen wollen.“
Verlagserbin Isabel Jahr zahlte einen guten Preis
Um Levisto für die Zucht attraktiv zu machen, muss sportlicher Erfolg her; dafür braucht es grundsätzlich einen Profireiter. Die Rolle übernahm der internationale Springreiter und Hamburger Derbysieger Sören von Rönne (60) aus Neuendeich mit seiner Frau Charlotte. Er bekam die Sportrechte mit einer Art Leasingvertrag, sammelte Erfolg auf Erfolg. Die Zuchtrechte blieben bei Lauck – eine klassische Win-win-Situation.
Auf dieses Konzept setzte Lauck auch bei seinem gekörten Spitzenhengst Quim CL. Der drehte seine ersten anspruchsvollen sportlichen Runden mit der internationalen Starreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann (42) aus Waldenau vom Hof Waterkant. Der junge Hengst sammelte Schleifen in Serie bei internationalen Youngster-Touren. Die Reise ging mit dem talentierten Quim CL bis nach Falsterbo an die südwestliche Spitze der Skandinavischen Halbinsel. Und wer hier einen Startplatz ergattert, ist sehr weit vorn. Das Dreamteam Janne und Quim CL sicherten sich Bronze. Das weckte nun das Interesse von Isabel Jahr.
Bei einem Eingriff in einer Klinik erlitt der Hengst eine Kolik und starb
Die Verlagserbin und Pferdefachfrau wollte den Hengst für ihre Tochter haben und zahlte einen guten Preis. „Da musste ich mit Janne nicht lange diskutieren, es war völlig angemessen“, sagt der Züchter. Doch bei einem Eingriff in einer Klinik erlitt der Hengst eine Kolik und starb mit nur neun Jahren, bevor die junge Nachwuchsreiterin überhaupt starten konnte. Lauck: „Das sind emotional herbe Einschläge, die wir in der Zucht und im Sport alle kennen, und das gezahlte Geld macht meinen Hengst nicht mehr lebendig.“
Lauck guckt nun nach vorne und hat einen weiteren Hoffnungsträger im Stall; es ist der erst drei Jahre alte elegante Hengst Con Carsten. Vielleicht ein Geheimtipp. „Aus dem kann richtig was werden“, sagt der 56-Jährige. „Es ist immer spannend, welcher Hengst mit seinen Eigenschaften zu einer meiner 13 Stuten passt.“ Der erste Schritt ist, das geeignete Muttertier im Stall zu haben. Wichtige Faktoren sind das Exterieur wie Körperbau und Erscheinungsbild. Mit dem Interieur wird nach Charakter, Temperament, Leistungsfähigkeit und Gesundheit gefiltert. „Erbkrankheiten, die von einer Mutterstute mitgebracht werden, sind ein Weg in die Sackgasse“, sagt Lauck.
Pinneberger Reitstall Lauck: Mutterzuchtstamm für die nächste Generation ist gesichert
Doch ein trauriges Phänomen beschäftigt die Züchterfamilie immer noch. „In diesem Jahr haben wir sechs Fohlen verloren, es ist eine Katastrophe. Selbst die Uniklinik in Hannover hat keine Erklärung. Das ist hart für uns. Auch weitere Züchter sind in diesem Jahr betroffen“, sagt Carsten Lauck.
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Seine Frau Claudia dreht nach ihrem Bank-Job noch eine Kontrollrunde im Stall. Besonders im Fokus stehen jetzt die wenige Monate alten Fohlen dieser Phase; die 57-Jährige weiß genau, worauf es ankommt. „Merkwürdig ist, dass wir im vergangenen und diesem Jahr nur Stutfohlen bekommen haben“, sagt die erfahrene Springausbilderin. Immerhin ist damit der Mutterzuchtstamm für die nächste Generation gesichert.