Ellerbek. Oberligamänner unterliegen in eigener Halle dem zweiten Team des THW Kiel. Trainer Kibat mahnt besonders das Zweikampfverhalten an

Nun ist es also doch passiert. Die Oberliga-Handballer des TSV Ellerbek haben ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit für diese Saison eingebüßt. Nach bislang sieben Siegen und drei Unentschieden haben die Männer von Trainer Nico Kibat das letzte Heimspiel des Jahres mit 32:35 (16:17) gegen das zweite Team des THW Kiel verloren.

Dabei waren die Ellerbeker gewarnt, hatten die Kieler doch eine Woche zuvor gegen den Tabellenführer HSG Eider Harde bei der spektakulären 40:44-Niederlage ein Offensivfeuerwerk abgebrannt. Dieser Weckruf ist wohl nicht laut genug gewesen. Zumindest waren sich die Ellerbeker nach der Schluss­sirene einig, was an diesem späten Abend (Anpfiff war um 20.30 Uhr) gegen sie lief. „Die Kieler haben es einfach mehr gewollt“, sagte Spielmacher Arne Schneider. „Wir haben diese Partie in der Abwehr verloren; man könnte sagen, dass uns der THW mit unserem eigenen Spiel geschlagen hat.“

Das Fehlen des besten Kielers wirkt sich negativ auf die Ellerbeker aus

Dabei hatten es die Hausherren sehr wohl in der Hand, zum achten Mal in dieser Spielzeit als Sieger aus der Halle zu gehen; waren die Gäste doch auch ohne ihren erfolgreichsten Werfer Ben Battermann angereist. Allerdings nicht für jeden ein Vorteil: „Ich hasse es, wenn die besten Spieler der Gegner plötzlich nicht dabei sind; ich möchte gegen die Besten spielen“, fügte Schneider hinzu. „Ich glaube wirklich, dass wir gewonnen hätten, wenn Battermann dabei gewesen wäre.“

Dagegen sah Coach Kibat im Nachklang Parallelen zwischen dem Spiel seiner Männer und dem Abschneiden der Deutschen Fußballnationalmannschaft in Katar. „Das war doch wie bei Deutschland gegen Japan. Das DFB-Team hat mit 1:0 geführt und dann den Gegner unnötig stark gemacht.“ Das Ende ist bekannt.

Nach dem 11:8 verpassen die Hausherren die Chance, sich von den Kielern abzusetzen

Für sein Team sah nicht nur Nico Kibat vor über 200 Zuschauern den Wendepunkt der Partie in den Szenen nach der 11:8-Führung (18.) der Ellerbeker. „Kurz danach gibt es für uns eine Zeitstrafe, wir geben in deren Verlauf zweimal den Ball leichtfertig ab, die Kieler gleichen aus und haben von da an noch mehr Selbstvertrauen“, analysierte der TSV-Trainer. „Das war eine der Schlüsselszenen, in denen man halt gemerkt hat, dass heute die Bereitschaft komplett nicht da war. Wir haben wohl gedacht, dass wir dieses Spiel irgendwie schon wuppen.“

Timo Tennenbaum (r,) erhält als einziger TSV-Akteur das Prädikat, offensiv wie defensiv sein Leistungsvermögen abgerufen zu haben.
Timo Tennenbaum (r,) erhält als einziger TSV-Akteur das Prädikat, offensiv wie defensiv sein Leistungsvermögen abgerufen zu haben. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Eine aussagekräftige Zahl als Bestätigung dafür, warum es dann doch nicht gereicht hat, sah der Coach im Zweikampfverhalten. „Wir verlieren in der Abwehr auf den Halbpositionen und im Innenblock ein gutes Dutzend an Zweikämpfen. Das war unterm Strich ein ganz blutleerer Auftritt, und Kiel hat dieses Spiel absolut verdient gewonnen.“

Zumal Kibat auch eine Möglichkeit zur Impulssetzung gefehlt hatte. Der zuletzt sehr starke Keeper Luis Skroce fehlte krankheitsbedingt. Er als dynamischer Gegenpol zum routinierten, mehr über sein Stellungsspiel handelnde Florian Knust hätte die jungen Kieler noch mal zum Nachdenken bringen können. Aber auch der Angriff hakte. Kibat: „Über zwei Spiele betrachtet haben wir 35 bis 40 Fehlwürfe. Das müssen wir abstellen.“

Spielverlauf: 2:2, 4:2 (7.), 6:4, 8:5 (13.). 10:6 (17.), 11:8, 11:11 (20.), 13:12, 13:14 (24.), 16:16 (30.), 16:17 – 18:18 (32.), 19:21 (35.), 19:23, 20:24 (38.), 24:24 (44.), 26:27 (48.), 26:30 (51.), 28:32 (53.), 29:33, 31:33 (58.), 32:35.
TSV Ellerbe
k (Tore/davon Siebenmeter): Niklas Benkendorf (8), Hennes Paulsen (8/2), Timo Tennenbaum (7/3), Jesko Semmelhack (3), Lasse Most, Bengt Eggers und Arne Schneider (je 2), Niklas Polítz (1
)