Elmshorn. Elmshorn Fighting Pirates feiern ihr letztes Saisonheimspiel in der Verbandsliga als große Party. Der 53:0-Sieg rundet den Tag ab

Es ist offenkundig. Die Elmshorner wie auch die Sportfreunde aus dem Umland sind footballhungrig. Offiziell gezählte 1120 Zuschauer hatten das letzte Verbandsliga-Heimspiel der Elmshorn Fighting Pirates in dieser Saison sehen wollen. Und die, die sich pünktlich im Krückau­stadion zum American Day – dem Thema dieses Spieltags – eingefunden hatten, bekamen einige Überraschungen geboten.

American Day beim American Football in Elmshorn. Elvis lebt. Spartenleiter Christian Magunia führt als das Rock'n'Roll-Idol verkleidet die Einmarschparade vor dem Match gegen die Ostholstein Vikings an.
American Day beim American Football in Elmshorn. Elvis lebt. Spartenleiter Christian Magunia führt als das Rock'n'Roll-Idol verkleidet die Einmarschparade vor dem Match gegen die Ostholstein Vikings an. © Michael Stemmer | Michael Stemmer

Elvis lebt! Wer das nicht glauben wollte, musste sich die Einmarschparade vor Spielbeginn anschauen und konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Beim Einlauf sämtlicher Jugendteams und der Cheerleader des EMTV sowie der befreundeten Cheerformationen aus Risum-Lindholm und Lübeck wurden diese vom King of Rock’n’Roll angeführt.

Die Footballer möchten Fahrzeugkorsos im Stadion wieder ausrichten dürfen

Spartenleiter Christian Magunia hatte es sich nicht nehmen lassen, im weißen Schlaghosenoverall und mit schwarzer Perücke auf seinem kleinen Stadionfahrrad dem Tross voranzufahren. Ein netter Gag, aber auch mit Botschaft. „Das war dem Umstand geschuldet und deswegen leicht satirisch überspitzt umgesetzt, dass wir keine Fahrzeuge wie einen Auto- oder Harley-Korso ins Stadion lassen dürfen. In der Hoffnung, dass die Stadt solche Aktionen wieder zulassen mag, von denen wir sicher sind, dass sie dem Stadion nicht schaden werden.“

Fallschirmspringer schweben mit dem Spielball ins Stadion ein

Unbedenklich, aber spektakulär die Ankunft des Spielballs. Vier Fallschirmspringer brachten beziehungsweise eskortierten das Leder-Ei ins Stadion. „Das ist denen prima gelungen. Das Flugzeug kam aus Kiel, in Itzehoe Hungriger Wolf sind die Springer dazu gestiegen und haben den Weg ins richtige Stadion gefunden. Das ist in früheren Jahren auch schon mal anders gelaufen“, sagte Magunia. „Abgerundet wurde alles dadurch, dass unsere Cheerleaderin Joyce Plohmann beide Nationalhymnen, Deutschland und USA, gesungen hat. Die vielen US-Austauschschüler hier im Stadion waren begeistert.“

Die Gäste haben sich gut auf die Fighting Pirates eingestellt

Dass sie mit dem eingeflogenen Spielgerät etwas anzufangen wussten, das bewiesen die Fighting Pirates im Anschluss mit ihrem erneut deutlichen 53:0 (6:0, 28:0, 9:0, 10:0)-Sieg, diesmal über die Ostholstein Vikings. Doch es war keine Dominanz von der ersten Minute an, wie Headcoach Michael Schernick betonte.

„Respekt an Ostholstein für die Leistung, die sie im ersten Quarter gezeigt haben“, sagte der mit diesem Team nach dem Wiederaufbau der Pirates noch ungeschlagene Chef-Pirat. „Da haben die uns einiges abverlangt, wir haben uns sehr an deren Spielweise anpassen müssen. Ein Zeichen, dass die uns sehr gut beobachtet haben.“

Magnus Augustin (r.) wird an die Rolle des Backup-Quarterbacks herangeführt und bekommt Einsatzzeit im Schlussviertel.
Magnus Augustin (r.) wird an die Rolle des Backup-Quarterbacks herangeführt und bekommt Einsatzzeit im Schlussviertel. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Doch Football ist ja Schach mit gepanzerten Spielern; jeder Zug zieht eine Reaktion nach sich. Und dass sein Team dieses Spiel beherrscht, bekamen die Fans bald zu sehen. Schernick: „Lob an unsere Offensecoaches, die im Verlauf des ersten Viertels die richtigen Antworten gefunden haben. Von da an sind wir in den Rhythmus gekommen und haben am Ende unser Ziel wieder erfüllt. Wir haben 50 Punkte erzielt und starten schön in unsere Sommerpause, ehe wir in vier Wochen unser Training wieder aufnehmen.“

Alle Teammitglieder erhalten ihre Einsatzzeiten

Übungseinheiten, in denen auch Spieler der zweiten Garde weiteren Schliff erhalten. So bekam Magnus Augustin im Schlussviertel seine Einsatzzeit als Quarterback an Stelle von Starter Christopher Jensen. Mit Erfolg. „Er hat einen gute Drive abgeliefert, hat auch einen Touchdown geworfen. Er braucht zwar noch, aber wir wollen ihn mehr und mehr einbauen.“

Augustins Anspielstation beim Touchdown zum 50:0 war Widereceiver Lukas Schäfer. Der 21-Jährige aus Seestermühe hatte sich mehrfach an diesem Tag Szenenapplaus verdient. Optisch klar unterhalb der 1,90 Meter- und 100-Kilogramm-Marke angesiedelt, ist er das Gegen­modell zum vermeintlich typischen Football-Muskelpaket.

Widereceiver Lukas Schäfer verdient sich gleich mehrfach Szenenapplaus durch spektakulär gefangene Pässe.
Widereceiver Lukas Schäfer verdient sich gleich mehrfach Szenenapplaus durch spektakulär gefangene Pässe. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

„Zu Anfang, 2015, war Football noch eine Mutprobe für mich, aber wenn man es wirklich will, dann verarbeitet man auch die Verletzungen, die ich zu Beginn häufiger hatte. Mit dem Training wurde das immer weniger“, sagte der angehende Bankkaufmann und Fan der Dallas Cowboys.. „Ich trainiere privat noch zweimal zusätzlich Kraft und Ausdauer; das hilft mir alles weiter.“

Der Traum vom beschleunigten Aufstieg ist noch nicht ausgeträumt

Und damit auch den Fighting Pirates, die möglichst bald die Regionalliga Nord erreichen wollen. Christian Magunia: „Auch wenn es zu dieser Saison nicht geklappt hat, ich werde auch für die Serie 2023 beim Verband den Antrag stellen, dass wir eine Liga überspringen dürfen.“ Und wenn es die Regularien dann doch zuließen, dann wäre es ja schon soweit…