Pinneberg. Lokale Fußball-Legenden blicken in loser Folge gemeinsam mit dem Abendblatt zurück: Erinnerungen an ihre ganz persönliche Sternstunde

Peter Metz (71) hat auf dem Mobiltelefon die kleine Zeitreise zurück zu seiner fußballerischen Sternstunde im Juni 1973 bei sich. 
Peter Metz (71) hat auf dem Mobiltelefon die kleine Zeitreise zurück zu seiner fußballerischen Sternstunde im Juni 1973 bei sich.  © HA | Wolfgang Helm

Sein etwas ratloser Blick wandert vom riesigen Karton mit den Stapeln an Zeitungsausschnitten und Fotos zu Ehefrau Karen. „Verdammt, ich kann doch diese Berichte von damals nicht finden.“ Ein Blick ins Abendblatt-Archiv hilft. Dann kann sie ja losgehen, die Zeitreise zurück zum 3. Juni 1973, der Tag, an dem Peter Metz (71) Pinneberger Fußball-Geschichte schrieb. Der VfL klettert dank des 1:0 beim Blumenthaler SV in die damals zweithöchste Liga der Republik.

„Mein Spiel, das ich nie vergesse“, sagt Siegtorschütze Metz. Den gebürtigen Pinneberger, der sich nur mit der Rückennummer „6“ auf dem roten Trikot wohl fühlte, lässt das Gedächtnis ein bisschen im Stich. „Sind wir nun mit der Bahn oder in unseren privaten Autos nach Bremen gefahren?“ Um sich an alle Details seiner bewegten Karriere erinnern zu können, gab es dann doch zu viele der besonderen Ereignisse. Weggefährte Werner Heusel (75) ist telefonisch erreichbar und gibt Auskunft. „Weißt du, wo Blumenthal liegt? Wir wären stundenlang mit dem Zug unterwegs gewesen. Und einen Bus zu chartern, das passte damals noch nicht ins Budget. Deshalb sind es mit Sicherheit Privatfahrten gewesen.“

Die 8000 Zuschauer nimmt Peter Metz kaum wahr

Typisch Peter Metz. Im „Tunnel“, bevor er den Platz betrat, meist auch, wenn der Ball rollte. Immer aufs Wesentliche fokussiert. 8000 Zuschauer säumten an jenem Sonntag vor Pfingsten bei hochsommerlichen Temperaturen den Rasen des Blumenthaler Stadions. 8000, davon 1000 aus der Kreisstadt. Da müssen die Pfiffe bei jedem Foul doch gellend gewesen sein. Eine Geräuschkulisse, die ihn nicht erreichte. „Ich habe die Masse an Menschen damals gar nicht wahrgenommen, war in Gedanken nur beim Spiel. “

Aber dieser eine Moment, die 62. Minute, hat sich in sein Bewusstsein unauslöschlich eingegraben. „Günther Korczanowski, gerade eingewechselt, führt von links einen mächtigen Einwurf aus. Ich stehe vor dem Strafraum, stoppe den Ball mit der Brust, drehe mich nach links um die eigene Achse und schieße den Ball dann mit rechts hoch in die rechte Ecke. Hat genau gepasst. Der Keeper hielt sich wohl ein bisschen zu weit vor der Torlinie auf.“ Das kommt wie aus der Pistole geschossen. Es war die alles entscheidende Aktion einer bis dahin von den Blumenthalern diktierten Partie. Torwart Uwe Knees hatte den VfL mehrfach vor dem Rückstand bewahrt. Die Blumenthaler trafen Pfosten und Latte. Doch sie schafften noch nicht einmal den Ausgleich.

VfL-Fans stürmen nach dem Abpfiff den Rasen und schultern Peter Metz

Vor dem letzten Spiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord stand der Hamburger Landesliga-Meister mit drei Zählern Vorsprung uneinholbar als Gruppenerster und Regionalliga-Aufsteiger fest. Es war ja noch die Zeit, in der ein Sieg nur zwei Zähler einbrachte. Die VfL-Fans stürmten in Scharen den Rasen und hoben Peter Metz auf ihre Schultern. Im Fahnenmeer ist zu sehen, wie er, einem König gleich scheinbar über allen thronend, in die jubelnde Menge winkt.

„Außer Metz war kein anderer Spieler im Pulk der Schlachtenbummler mehr auszumachen“, schrieb Abendblatt-Reporter Helmut Feickert. Das Wiedersehen gab es erst vor der Kabine. Bis dorthin hatten ihn die Fans getragen. Sie wollten ihn gar nicht mehr loslassen, ihn, den Siegtorschützen Peter Metz, der von Trainer Rolf Rohrberg überwiegend mit Defensivaufgaben bedacht worden war und für den eigenen Geschmack keineswegs eine überragende Leistung geboten hatte.

Nach der Heimkehr folgt eine ausschweifende Kneipentour der Sieger

Unter der Dusche spritzte der Sekt und die Bierfontänen zischten, so, wie sich das gehört. Die Betreuer mussten sich ans Steuer setzen und nüchtern bleiben. Aber nicht mehr nach der Rückkehr in die Kreisstadt. Peter Metz scheitert bei dem Versuch, den Abend und die Nacht genau zu rekonstruieren. „Ich weiß nur noch, dass wir einige Gaststätten durchgenommen haben und am Ende bei Peter von Stamm in Uetersen gelandet sind.“

Den Absacker gab es um 5 Uhr morgens in Metz’ Wohnung am Thesdorfer Weg, wo sich dann auch Werner Heusel zur Ruhe bettete. Mit dem Mann, der sich stets als „Absicherung bei Peters Vorstößen“ verstand, verbindet Metz bis heute eine innige Freundschaft. Kontakt gibt es zum eisenharten Abwehrrecken Bernd Lukath, der auf Gran Canaria ein Hotel führt.

Seine Bodenständigkeit bringt Metz viele Sympathien ein

Die Sympathien flogen Metz auch zu, weil er sich stets zu seiner Bodenständigkeit bekannte. Als sein Gastspiel bei Zweitliga-Aufsteiger HSV Barmbek-Uhlenhorst während der Saison 1974/75 nach Unstimmigkeiten mit Trainer Reinhold Ertel und aus gesundheitlichen Gründen scheiterte, kehrte er trotz eines Angebots von Tennis Borussia Berlin sofort zum VfL zurück.

Die Eigengewächse Metz und Uwe Genat, gemeinsam für 35.000 D-Mark zu BU gewechselt, führten den VfL 1977 nochmals zum Aufstieg (in die drittklassige Oberliga). Auch wenn er 1984 mit Altona 93 den Hamburger Pokal gewann und anschließend für den FC Süderelbe kickte, sei die VfL-Zeit doch „die Schönste“ gewesen. Seine Verbundenheit zur Stadt kam dann auch 24 Jahre an der Seite von Karen Dangschat, die er vor elf Jahren heiratete, als Clubwirt des SC Pinneberg zum Ausdruck. Nachdem sich der SCP ein neues Konzept für sein Clubheim überlegte, ist Peter Metz seit dem 1. April Privatmann. In Pinneberg, wo sonst?

Pinneberger Ergebnisse der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord.
13. Mai 1973
: Preußen Hameln – VfL Pinneberg 4:1; 20. Mai: VfL – Blumenthaler SV 5:2; 27. Mai: VfL – BSC Brunsbüttel 3:0; 31. Mai: Brunsbüttel – VfL 1:3; 3. Juni: Blumenthal – VfL 0:1; 9. Juni: VfL – Hameln 2:2.