Pinneberg. Investor legt für das Postareal an der Friedrich-Ebert-Straße neue Pläne vor. Diese werden hinter verschlossenen Türen diskutiert.

Ein Bauvorhaben in Pinnebergs Zentrum soll offenbar größer werden als gedacht: Nachdem die Politiker der Stadt schon mit beträchtlichen Bauchschmerzen hinnehmen mussten, dass auf dem ehemaligen Gelände der ILO Motorenwerke südlich des Bahnhofs nach einem Investorenwechsel nun weit mehr Wohnungen gebaut werden als ursprünglich beschlossen, scheint dem Areal der Post an der Friedrich-Ebert-Straße ein ähnliches Schicksal beschieden zu sein – ebenfalls nach einem Investorenwechsel.

Bekanntlich soll das alte Postgebäude auf dem durchaus als Filetstück zu bezeichnenden Grundstück abgerissen werden. Der Neubau ist nun allerdings mit 160 statt 100 Wohnungen geplant. Dieses Vorhaben wird am kommenden Dienstag im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vom Investor Quarterback Immobilien vorgestellt und unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen.

Neubau in Pinnebergs Innenstadt wird größer als geplant

Den Unterlagen zufolge, die dem Abendblatt vorliegen, sollen dort statt der ursprünglich im Jahr 2020 angekündigten 100 Wohnungen nun noch einmal 60 Wohnungen hinzukommen. Die später von der WABE betriebene Kita, die im Westteil des Komplexes gemäß Vertrag errichtet werden soll, wächst nach jetzigem Stand nicht mit und behält ihre 100 Plätze. „Deutlich erhöht werden die Gesamtwohnfläche von rund 9500 Quadratmeter auf rund 18.100 Quadratmeter… Die gesamte Bruttogeschossfläche steigt von bisher rund 20.900 Quadratmeter auf rund 28.200 Quadratmeter“, heißt es in dem Geheimpapier.

Das hat Auswirkungen: Auf den Architektur-Animationen wirkt der lange, in der Mitte zurückgesetzte Baukörper entlang der Friedrich-Ebert-Straße sehr massiv. „Städtebaulich fragwürdig“, sagten sogar Politiker hinter vorgehaltener Hand. Die Planer sehen das anders, denn ihr Maßstab ist die bauliche Umgebung, etwa der schräg gegenüber liegende Rathaus-Komplex mit bis zu sieben Vollgeschossen. Ein Gebäude an der Ecke Bismarkstraße sei sogar achtstöckig.

Pläne für Gebäudekomplex an Friedrich-Ebert-Straße Thema im Ausschuss

„Insofern fügt sich eine Bebauung mit bis zu fünf Vollgeschossen (plus Nicht-Vollgeschoss) sowie einer Abstufung zur Pinnau in die Umgebung ein“, heißt es in dem Papier. Außerdem dürfte sich auf diese Weise erheblich mehr Geld mit dem Neubau verdienen. Die Chance, die bisherige Bauweise an Pinnebergs Innenstadtstraße in Richtung einer fußgängerfreundlichen Gestaltung zu verändern und die hohe Aufenthaltsqualität in Teilen der Fußgängerzone und im Drosteipark fortzusetzen, könnte damit allerdings vertan werden.

Der dänische Architekt Jan Gehl, der einflussreichste Stadtplaner der Welt, der New York, Moskau, Singapur, viele weitere Städte und natürlich seine wesentlich kleinere Heimatstadt Kopenhagen mit umgestaltet hat, sagt im Magazin „Brandeins“: „Die meisten neuen Gebäude und Stadtviertel ignorieren den menschlichen Maßstab, was Sie an ihren aufgeblähten Dimensionen ablesen können: Gebäude, Straßen und Plätze werden immer größer. Jene, die sie benutzen, (...) sind aber immer noch genauso klein wie eh und je.“ Gehl hat über Jahrzehnte den Zusammenhang von Architektur und Lebensqualität erforscht. Das von ihm Schritt für Schritt umgestaltete Kopenhagen wurde dreimal zur lebenswertesten Stadt des Planeten gewählt.

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Bebauungsplan soll für das gesamte Gebiet erstellt werden

Die Pläne für den Gebäudekomplex an der Pinneberger Friedrich-Ebert-Straße sind allerdings noch nicht in trockenen Tüchern: Die Verwaltung soll laut Beschlussvorschlag auf deren Grundlage einen städtebaulichen Vertrag mit Quarterback vorbereiten. Dieser müsse aktualisiert werden im Hinblick auf den Kita-Bau und die Schaffung von Sozialwohnungen, heißt es in der Vorlage. Auch gelte es, den Bau eines Wohnheims mit einzubeziehen und weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die städtebauliche Entwicklung zu steuern.

Um einen Fortgang der Planungen im Sinne der Stadt zu reglementieren, wird die Stadtverwaltung mit gesteigerter Sorgfalt vorgehen müssen. Sie empfiehlt der Politik, die darüber entscheidet, nicht nur einen städtebaulichen Vertrag zu schließen über eine Quote von mindestens 30 Prozent geförderten Wohnraum (davon mindestens 20 Prozent im ersten Förderweg), sondern stellt auch die Aufstellung eines Bebauungsplans zur Diskussion. Bisher fehlt ein solcher Plan für das Gebiet. Darin könnten auch die Anforderungen an die Infrastruktur (Bildung, Erziehung) festgelegt werden. Immerhin will Quarterback für die neuen Autos der Bewohner eine Tiefgarage bauen, die Dächer sollen begrünt und neue Bäume ringsum gepflanzt werden.